Freiheit von der Religion - Eine Alternative
Ein Artikel von der WebSite der Brights - Deutschland
Kreationisten an den Schulen, Intelligent Design-Anhänger unter den Akademikern, ein Evangelikaler als Präsident, eine erstarkende religiöse Rechte, gesellschaftliche Nachteile für Atheisten und Agnostiker - angesichts der religiösen Übermacht in der Öffentlichkeit braucht es in den USA eine gegensteuernde Bewegung wie es die Brights sind. Aber in Deutschland?
„So wahr mir Gott helfe“ helfen Angela Merkel und ihre Minister dem deutschen Volk - nur Justizministerin Zypries enthielt sich des Gottesbezuges beim Leisten des Amtseides. Was aber bedeutet diese Phrase? Der Amtseid ist eine Selbstverpflichtung - vertrauen also Kanzlerin Merkel und ihre Minister nicht auf ihr eigenes Wort und müssen daher eine höhere Macht als Aufseher anrufen? Oder befürchten sie, ihren Aufgaben ohne Beistand von oben nicht gewachsen zu sein? Und was hat Gott mit Regierungsarbeit zu tun? Können wir beruhigt schlafen gehen oder sollte es uns umtreiben, daß wir von Menschen regiert werden, die augenscheinlich glauben, ohne Gott regiere es sich schlechter?
Man mag glauben, diese Phrase sei kaum von Bedeutung, ja, nicht mehr als der Tradition verpflichtetes schmückendes Beiwerk. Aber das Thema ist zu wichtig als daß wir einen Gottesbezug als leere Worte abtun können.
So forderten nicht erst im Zuge des Papstbesuches Unionspolitiker die Betonung des C in CDU und CSU. Denn unsere Werte seien christliche Werte und unsere Alltagskultur eine christlich geprägte. Dem muß widersprochen werden: Was wir in der Bundesrepublik „christliche Werte“ nennen, sind tatsächlich Werte der Aufklärung und des Humanismus, die nicht mit, sondern vornehmlich gegen das Christentum erfochten wurden. Nicht das „christlich“ hat zu unseren Werten geführt, sondern die Werte zum heutigen „christlich“.
In Verkennung dieser Kausalität nennt der bayrische Ministerpräsident Stoiber Papst Benedikt XVI. eine „moralische Instanz“, wohl in der Hoffnung, auf der Ratzingereuphorie mitschwimmen zu können. Die BILD-Zeitung glaubt gar zu erkennen, daß „wir“ nun Papst sind - Nein! Möchte man aufschreien, und fragt sich, was selbst einen Christen dazu bewegen könnte, sich mit diesem Inbegriff des Katholizismus im negativsten Sinne zu identifizieren. Sind die Verfehlungen des heiligen Stuhls - von der staubigen Hierarchie bis zur Aids-Problematik -, an denen ein Herr Ratzinger als Vorsitzender der Glaubenskongregation nicht ganz unschuldig ist, schon vergessen, nur weil Gott sich unser erbarmte und uns einen Papst aus unserer Mitte schenkte?
Ja, so scheint es, und so darf Benedikt XVI. auch über unsere religiöse Schwerhörigkeit klagen. Schon vor wenigen Jahren forderte schließlich Peter Hahne die Rückkehr Gottes in unsere Gehörgänge und schließlich in die Politik. Damit wäre die Umkehrung der jüngeren Geschichte vollendet: wir hatten Gott schon aus der Welt verbannt - nun laßt ihn uns zurückholen!
Noch ist er nicht wieder angekommen, noch wehren sich die Behörden dagegen, wie im Falle des Hamburger Elternpaares R. oder der durch die arte-Dokumentation „Von Göttern und Designern – ein Glaubenskrieg erreicht Europa“ ausgelösten Kontroverse. Doch die Gegenstimmen mehren sich, die in der Evolutionstheorie „empfindliche Lücken“ (EZW-Referent Michael Utsch in einem idea.de-Artikel) erkennen wollen. Mehr noch, „jedes Denksystem, das die überwältigende Evidenz für einen Plan in der Biologie leugnet oder wegzuerklären versucht, ist Ideologie, nicht Wissenschaft.“ (Kardinal Schönborn in einem Gastkommentar für die New York Times)
Und das sind keine Ausrutscher - den 61% der deutschen Bevölkerung, die laut fowid mit der Evolutionstheorie übereinstimmen, stehen 2005 schon 12% Kreationisten und 25% Anhänger der Intelligent Design-Theorie gegenüber. Einer für ProGenesis und Factum durchgeführten IHA-Gfk-Umfrage zufolge halten gar nur 46% der Deutschen die Evolutionstheorie für richtig. Eine Infratest-Umfrage für ZeitWissen ergab, daß knapp ein Drittel der deutschen Bevölkerung nicht glaubt, daß Menschen und Affen gemeinsame Vorfahren haben.
Auch von anderer Seite ist der Unglaube unter Beschuß: Spätestens seit dem 11. September ist die Angst vor der Religion wieder groß im Kommen und das auch in Deutschland, wie wir allmonatlich feststellen müssen. Es scheint gefährlich, angesichts der islamisierten Staaten in der arabischen Welt die Rechristianisierung der westlichen Staaten zu fordern - als wolle man den Endkampf der Religionen vom Zaun brechen.
Und so funktioniert die Angst in zwei Richtungen: Die Nicht-Muslime in Europa zittern vor den Islamisten und dem Stillschweigen der moderaten muslimischen Mehrheit und die letztere bangt angesichts des Pochens auf christliche Werte und Kultur um ihre Zukunft auch in Deutschland. Da ist es auch nicht hilfreich, wenn über einen Gottesbezug in der Europäischen Verfassung nachgedacht wird als hätte es nie EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei gegeben.
Die Gläubigen beider großer Religionen hierzulande versuchen, eine scharfe Grenze zwischen Fundamentalismus und Moderatismus zu ziehen, hinter der sie sich verstecken können, und die es ihnen erlaubt, Religion als Ausweg aus allerlei Krisen zu proklamieren, als würden uns Gegenwart und Vergangenheit nicht lehren, daß die Irrationalität des Glaubens uns nicht immer in die Zukunft führt.
Das alles macht es nötig, sich auch in Deutschland als Bright zu bekennen. Wir müssen zeigen, daß man auch als Schwerhöriger gegenüber Gott ein vorbildliches Leben als Bürger der BRD leben kann. Wir müssen aufzeigen, daß Gott nicht notwendig ist, um die Probleme unserer Zeit zu überwinden. Wir müssen dafür eintreten, daß Gottlosigkeit eine Alternative bleibt.
Danke Thomas
Kreationisten an den Schulen, Intelligent Design-Anhänger unter den Akademikern, ein Evangelikaler als Präsident, eine erstarkende religiöse Rechte, gesellschaftliche Nachteile für Atheisten und Agnostiker - angesichts der religiösen Übermacht in der Öffentlichkeit braucht es in den USA eine gegensteuernde Bewegung wie es die Brights sind. Aber in Deutschland?
„So wahr mir Gott helfe“ helfen Angela Merkel und ihre Minister dem deutschen Volk - nur Justizministerin Zypries enthielt sich des Gottesbezuges beim Leisten des Amtseides. Was aber bedeutet diese Phrase? Der Amtseid ist eine Selbstverpflichtung - vertrauen also Kanzlerin Merkel und ihre Minister nicht auf ihr eigenes Wort und müssen daher eine höhere Macht als Aufseher anrufen? Oder befürchten sie, ihren Aufgaben ohne Beistand von oben nicht gewachsen zu sein? Und was hat Gott mit Regierungsarbeit zu tun? Können wir beruhigt schlafen gehen oder sollte es uns umtreiben, daß wir von Menschen regiert werden, die augenscheinlich glauben, ohne Gott regiere es sich schlechter?
Man mag glauben, diese Phrase sei kaum von Bedeutung, ja, nicht mehr als der Tradition verpflichtetes schmückendes Beiwerk. Aber das Thema ist zu wichtig als daß wir einen Gottesbezug als leere Worte abtun können.
So forderten nicht erst im Zuge des Papstbesuches Unionspolitiker die Betonung des C in CDU und CSU. Denn unsere Werte seien christliche Werte und unsere Alltagskultur eine christlich geprägte. Dem muß widersprochen werden: Was wir in der Bundesrepublik „christliche Werte“ nennen, sind tatsächlich Werte der Aufklärung und des Humanismus, die nicht mit, sondern vornehmlich gegen das Christentum erfochten wurden. Nicht das „christlich“ hat zu unseren Werten geführt, sondern die Werte zum heutigen „christlich“.
In Verkennung dieser Kausalität nennt der bayrische Ministerpräsident Stoiber Papst Benedikt XVI. eine „moralische Instanz“, wohl in der Hoffnung, auf der Ratzingereuphorie mitschwimmen zu können. Die BILD-Zeitung glaubt gar zu erkennen, daß „wir“ nun Papst sind - Nein! Möchte man aufschreien, und fragt sich, was selbst einen Christen dazu bewegen könnte, sich mit diesem Inbegriff des Katholizismus im negativsten Sinne zu identifizieren. Sind die Verfehlungen des heiligen Stuhls - von der staubigen Hierarchie bis zur Aids-Problematik -, an denen ein Herr Ratzinger als Vorsitzender der Glaubenskongregation nicht ganz unschuldig ist, schon vergessen, nur weil Gott sich unser erbarmte und uns einen Papst aus unserer Mitte schenkte?
Ja, so scheint es, und so darf Benedikt XVI. auch über unsere religiöse Schwerhörigkeit klagen. Schon vor wenigen Jahren forderte schließlich Peter Hahne die Rückkehr Gottes in unsere Gehörgänge und schließlich in die Politik. Damit wäre die Umkehrung der jüngeren Geschichte vollendet: wir hatten Gott schon aus der Welt verbannt - nun laßt ihn uns zurückholen!
Noch ist er nicht wieder angekommen, noch wehren sich die Behörden dagegen, wie im Falle des Hamburger Elternpaares R. oder der durch die arte-Dokumentation „Von Göttern und Designern – ein Glaubenskrieg erreicht Europa“ ausgelösten Kontroverse. Doch die Gegenstimmen mehren sich, die in der Evolutionstheorie „empfindliche Lücken“ (EZW-Referent Michael Utsch in einem idea.de-Artikel) erkennen wollen. Mehr noch, „jedes Denksystem, das die überwältigende Evidenz für einen Plan in der Biologie leugnet oder wegzuerklären versucht, ist Ideologie, nicht Wissenschaft.“ (Kardinal Schönborn in einem Gastkommentar für die New York Times)
Und das sind keine Ausrutscher - den 61% der deutschen Bevölkerung, die laut fowid mit der Evolutionstheorie übereinstimmen, stehen 2005 schon 12% Kreationisten und 25% Anhänger der Intelligent Design-Theorie gegenüber. Einer für ProGenesis und Factum durchgeführten IHA-Gfk-Umfrage zufolge halten gar nur 46% der Deutschen die Evolutionstheorie für richtig. Eine Infratest-Umfrage für ZeitWissen ergab, daß knapp ein Drittel der deutschen Bevölkerung nicht glaubt, daß Menschen und Affen gemeinsame Vorfahren haben.
Auch von anderer Seite ist der Unglaube unter Beschuß: Spätestens seit dem 11. September ist die Angst vor der Religion wieder groß im Kommen und das auch in Deutschland, wie wir allmonatlich feststellen müssen. Es scheint gefährlich, angesichts der islamisierten Staaten in der arabischen Welt die Rechristianisierung der westlichen Staaten zu fordern - als wolle man den Endkampf der Religionen vom Zaun brechen.
Und so funktioniert die Angst in zwei Richtungen: Die Nicht-Muslime in Europa zittern vor den Islamisten und dem Stillschweigen der moderaten muslimischen Mehrheit und die letztere bangt angesichts des Pochens auf christliche Werte und Kultur um ihre Zukunft auch in Deutschland. Da ist es auch nicht hilfreich, wenn über einen Gottesbezug in der Europäischen Verfassung nachgedacht wird als hätte es nie EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei gegeben.
Die Gläubigen beider großer Religionen hierzulande versuchen, eine scharfe Grenze zwischen Fundamentalismus und Moderatismus zu ziehen, hinter der sie sich verstecken können, und die es ihnen erlaubt, Religion als Ausweg aus allerlei Krisen zu proklamieren, als würden uns Gegenwart und Vergangenheit nicht lehren, daß die Irrationalität des Glaubens uns nicht immer in die Zukunft führt.
Das alles macht es nötig, sich auch in Deutschland als Bright zu bekennen. Wir müssen zeigen, daß man auch als Schwerhöriger gegenüber Gott ein vorbildliches Leben als Bürger der BRD leben kann. Wir müssen aufzeigen, daß Gott nicht notwendig ist, um die Probleme unserer Zeit zu überwinden. Wir müssen dafür eintreten, daß Gottlosigkeit eine Alternative bleibt.
Danke Thomas
nickpol - 17. Dezember, 01:51