Irdischer Segen
Nach den jetzt vorliegenden Zahlen des Statistischen Bundesamtes, die von den Kirchensteuerstellen der katholischen und der evangelischen Kirche übermittelt werden, betragen die Einnahmen aus Kirchensteuern 2007 für die evangelische Kirche EUR 4,2 Mrd. (€ 4.198.818.000) und für die römisch-katholische Kirche EUR 4,7 Mrd. (€ 4.657.006.000), insgesamt also EUR 8,9 Mrd. (€ 8.855.824.000).
Im Vergleich zu den Kirchensteuereinnahmen von 2006, die gegenüber 2005 um EUR 509 Mio. (oder 6,7 %) angestiegen waren, ist das ein weiterer Anstieg um EUR 720 Mio. (oder 8,9 %). Seit dem Tiefpunkt der Kirchensteuereinnahmen nach der Jahrtausendwende im Jahr 2005 (EUR 7,6 Mrd.) haben sich die Einnahmen aus der Kirchensteuer für beide Kirchen zusammen um 1,23 Mrd. Euro (oder 16 %) erhöht.
Damit ist die Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft für 2006 und 2007, die parallel zum Wirtschaftsaufschwung einen Anstieg von 6,8 % (2006) und 4,9 % (2007) voraussagten, deutlich übertroffen.
Sind nun alle Finanzfragen der Kirche behoben?Wer nun allerdings meint, dass würde nun alle Finanzfragen der Kirchen und ihre Folgen (Entlassungen, Personalabbau, Schließung von Kirchen und Einrichten, etc.) aufheben, den kann ein einfaches Rechenbeispiel vielleicht vom Gegenteil überzeugen.
In den Jahren 2001 bis 2005 hatten beide Kirchen zusammen Mindereinnahmen aus der Kirchensteuer von insgesamt EUR 1,13 Mrd. zu verbuchen. Mit den Mehreinnahmen wandeln sich diese Mindereinnahmen dann (im ersten Schritt) in ein verbleibendes Plus von 160 Millionen Euro. Legt man jetzt aber (als zweiten Schritt) zugrunde, dass die Kirchensteuereinnahmen jährlich um 2 % hätten steigen müssen, um den in 2000 vorhandenen ‚Bestand’ weiterhin zu finanzieren, so müssten sich die Kirchensteuereinnahmen 2007 auf insgesamt 9,67 Mrd. Euro belaufen, was sie aber nicht tun. Die Differenz von diesem Soll-Wert zu dem Ist-wert 2007 (EUR 8,86 Mrd.) beläuft sich auf 810 Mio. Euro. Dagegen muss zwar das Plus von EUR 160 Mio. abgezogen werden, es verbleibt aber - zur Bestandssicherung auf der Basis 2001 - ein absolutes Defizit von rund 650 Mio. Euro.
Bei ähnlicher Mitgliederzahl 458 Mio. Euro MehreinnahmenBewegte sich das Kirchensteueraufkommen aller Landeskirchen der EKD von 1953 bis 1988 stets oberhalb des Aufkommens aller katholischen (Erz-)Bistümer, so hat sich das seit 1989 ins Gegenteil gewandelt. In dieser Entwicklung zeigen sich innerkirchliche Veränderungen:
- * In der ersten Phase (bis 1988) gleicht sich allmählich die Mitgliederzahl der katholischen Bistümer - durch eine höhere Zahl der „katholischen” Geburten/Taufen - an. Der “Pillenknick“der Jahre 1965 bis 1975 / 1980 führt dazu, dass pro Jahr in den katholischen religiös homogenen Ehen (Beide Eltern katholisch, die ihre Kinder taufen lassen) rund 50.000 Kinder mehr geboren werden als von den entsprechenden evangelischen Eltern. Von 1975 bis 1996 sind das etwa rund 1 Million mehr katholisch getaufte Kinder.
* In der zweiten Phase (seit 1987) kommt der dadurch entstandenen jüngere Altersaufbau der Katholiken als ein Mehr an erwerbstätigen katholischen Kirchensteuerzahlern allmählich zum Tragen. (Die 1975 Geborenen sind heute - im Jahr 2008 - 33 Jahre alt und werden um das Jahr 2040 in Rente gehen.)
* In der dritten Phase (seit 1996) wird dieser Unterschied immer ausgeprägter und führt 2005 zu einem ‚katholischen’ Ergebnis, dass um rund 327 Mio. Euro höher ist als das evangelische Kirchensteueraufkommen. Dieser Unterschied weitet sich 2006 auf 368 Mio. Euro aus und für 2007 sind es 458 Mio. Euro, die von den katholischen Bistümern mehr eingenommen werden als in den evangelischen Landeskirchen.
Diese Spanne, oder die höheren Einnahmen aus der Kirchensteuer für die katholische Kirche in Deutschland, wird sich auch in den nächsten Jahren kontinuierlich erweitern. Die katholischen Bistümer haben insofern schon von 1995 bis 2007 insgesamt 3,46 Mrd. Euro mehr aus der Kirchensteuer eingenommen als die evangelischen Landeskirchen.
„Seid fruchtbar und mehret euch”Diesen Befunden entspricht schließlich auch, dass für die katholische Kirche die 4,66 Mrd. Euro aus der Kirchensteuer 2007 die höchste Jahreseinnahme nach dem 2. Weltkrieg darstellt. Bei der Evangelischen Kirche hat es bereits fünf Jahre vorher gegeben (1992, 1993, 1995,1999, 2000) in denen die Kirchensteuereinnahmen über den 4,2 Mrd. Euro von 2007 lagen. Mit anderen Worten: während die katholischen Einnahmen aus der Kirchensteuer mit verbesserten Wirtschaftslage und sinkender Arbeitslosigkeit zu neuen Höhen ‚durchstarten’, bleibt der Anstieg der evangelischen Kirchensteuereinnahmen unterhalb der höheren Ergebnisse von früheren Jahren.
Auch wenn sich der Abstand zwischen den katholischen und den evangelischen Kirchensteuereinnahmen weiter vergrößern wird, so bewegen sich die Einnahmen beider Kirchen insgesamt im Absinken und Anstieg parallel zueinander, da sie als Annexsteuer zur Einkommensteuer auch alle Schwankungen der staatlichen Einnahmen aus der Einkommensteuer zwangsweise begleiten.
CF