Nun ist es soweit, kritische Darstellungen in der Kunst werden von der Polizei in Berlin als Blasphemie erkannt und ein entsprechendes Verfahren eingeleitet.
Die Kleinste aller
Galerien hat es erwischt.
(Danke Max)
nickpol - 9. Oktober, 20:43
Nachts. Die Rechner werkeln leise vor sich hin. Die Kontrolllämpchen glimmen alle, manchmal rythmisch, als würden sie synchron laufen, manchmal scheint es chaotisch, ein paar Sekunden, Minuten, dann ist alles wieder im Gleichlauf, für begrenzte Zeit. Allnacht, im Serverraum.
Nichts besonderes. Zeit um sich im Internet umzuschauen, mal sehen was da so alles passiert. Ein paar Blogs lesen, nicht die Großen, von den Tages-und Wochenzeitungen, die scheinen eh manchmal gleichgeschaltet, nein die Kleinen, scheinbar unscheinbaren, manche sehr intim, andere laut und dröhnend in der Sprache, Trolle, Beschimpfungen, Gedichte und zärtliche Worte, alles da, manchmal zum kopfschütteln, andere wieder eloquent.
Politik, die Politiker haben das Internet entdeckt, einige werden zu Exhibitionisten, andere fallen gar nicht auf, nie. Warum sind sie wohl in die Politik gegangen?
Plötzlich links oben, ein grüner Punkt auf den Screen, nicht gesehen, oder nicht beachtet, ein Fehler des Displays, hoffentlich nicht. Der Punkt verschwindet, alles in Ordnung. Wieder da, andere Ecke, langsam kommt Unruhe auf, was ist, das. Wer bist du? oder was?. hm, »Ich bin der Netzfeind.« Wie, was, hier werde ich verscheissert, Firewall nachschauen, alles in Ordnung, mein System ist in Ordnung. Der Punkt ist weg. Aufatmen. Dann in ganz grossen Buchstaben »DU BIST VIRTUELL VERSAUT«. Ich lehne mich zurück, bin etwas entgeistert. Denken, wer und was auch immer das ist, beschimpft mich hier, oder, was ist virtuell versaut. Bin ich es. Frage »Was meinst du damit«? Schallendes Gelächter, laut, aber sehr lustig, nicht schadenfroh, Frau, Mann, nein, kann ich nicht zu ordnen, also Neutrum, doch nicht der Netzfeind sondern das Netzfeind für den Anfang. Es ist seltsam, manchmal höre ich eine Stimme im Kopfhörer, dann wieder Text auf dem Screen. Es ist zum verzweifeln, wahrscheinlich werde ich das Ding erst los, wenn ich das Netzwerkkabel entferne, oder den Rechner ausschalte, aber irgendwie ist meine Neugier geweckt. Das Netzfeind amüsiert sich sichtlich, mal grüner Punkt, mal Sprechblase, mal Sprache im Hörer. Es ist niemand hier, ich bin allein, das vorsichtige umsschauen bringt kein Ergebnis. Also nochmal:»Wieso bin ich virtuell versaut?« Keine Antwort, Stille, habe ich eine Hallu gehabt, ist was im Kaffee, nur nicht verrücktmachen lassen. Auf welcher Seite hast du den Punkt zuerst gesehen, bewußt wahrgenommen? Blödsinn ich bin ja noch auf der Seite, habe mich ja gar nicht weitergehangelt, seltsam, aber nun ist Ruhe, ein Scherz fertig, nur nicht paranoid werden, wenn da nicht die Zweifel wären, ich habe die Stimme gehört und den Text gesehen, Schluss jetzt. Keinen Bock mehr auf Internet, Frust breitet sich aus. Rechner aus und fertig.
(wird fortgesetzt)
nickpol - 9. Oktober, 18:00