Völlig daneben
Momentan ist Ramadan, in der Welt islamischen Glaubens. Also, am Tag wird gefastet, nach Sonnenuntergang darf gegessen werden. Dieses Essen gestaltet sich zu einer kleinen Festivität, Freunde und Bekannte werden eingeladen und gemeinsam wird die Mahlzeit eingenommen. Zu diskutieren gibt es Vieles. Politik, Kultur, Religion und hier insbesondere die Rolle des Islam in unserer westlichen Gesellschaft. Die Diskussionen sind sachlich, man kann ruhig von einer hohen Streikultur sprechen und bestätigen mir ein völlig falsches Bild, welches durch die Medien vermittelt wird, über den Islam. Die respektvollen Begegnungen werden eben nicht in der täglichen Berichterstattung reflektiert. Die sound bites dominieren eindeutig. Man spricht von Islam und meint Terrorismus, vice versa. Islam ist a priori fundamentalistisch. Völlig falsch.
Fundamentalistisch, westlich kultureller Art kann man eben jene Berichterstattung bezeichnen, die unser Bild über den Islam prägt und prägen soll. Im Diskurs herrscht Verunsicherung, auf beiden Seiten. Diese lässt peu a peu, im Laufe der Diskussion nach, aber sie ist da, unterschwellig, intuitiv zu spüren. Vorbehaltlosigkeit hat ihren Preis. Sicher ist, Muslime sind Menschen wie du und ich, religiös noch dazu, aber das sind unsere Nachbarn auch, katholisch, evangelisch und was sonst noch an Religion über diesen Planeten kreucht und fleucht. Fundamentalistisch sind die Muslime genauso wie ihre religiösen Gegenspieler. Es gibt fundamentalistischen Islamismus, ohne wenn und aber, aber das gros der Menschen will leben und keine Bomben bauen.
Nach dem Fastenbrechen eine Zigarette im Freien, es ist dunkel, Gläubige eilen in die Moschee, blicken kurz auf, etwas verstört, da steht einer und raucht, der da eindeutig nicht hingehört, vielleicht eine Behörde, eine laufende, provokative Observation.
Völlig irrational habe ich dieses Gefühl, unwohl wende ich mich ab und gehe weiter. Das ist krank und völlig daneben.