Sonntag, 5. August 2007

Die Rettung einer Kirche und eines Renaissance-Gemäldes

Gott und Jesus basteln einen Sputnik. Könnte man jedenfalls meinen, wenn man sich das Bild anschaut. Das Gemälde befindet sich in der Kirche von San Pietro, in Montalcino, Italien. Gemalt wurde es von Bonaventura Salimbeni (1567-1630). Das Bild trägt den Titel »Die Verherrlichung des Abendmahls«.

Dabei sieht dieser Bildausschnitt aus wie der Umschlag von einem Science Fiction Roman. Da die Kirche Geld braucht, um nötige Restaurierungs-Arbeiten realisieren zu lassen, hat man jetzt 1.000 Exemplare des Gemäldes drucken lassen, und verkauft die Kopien für stolze 270$ das Stück. Das Geld soll in den Fonds für die Restaurierung fließen. Nach ja.

Die ganze Story hier

Freitag, 3. August 2007

»Gott« oder »Allah« ?

Was können wir unternehmen, um die Tradition unser Politiker zu ändern. Nämlich ihre drohende Frömmigkeit oder ihre religiösen Lippenbekenntnisse abzuschaffen. Es entstellt unsere öffentlichen Diskussionen und ich glaube einige Leute kommen sich blöd dabei vor. Vielleicht könnten wir die Politiker fragen, wenn sie das Wort »Gott« benutzen wollen, abwechselnd »Gott« oder »Allah« zu gebrauchen, (ganz so, wie zwischen er oder sie, in nicht-sexistischer Sprache, um niemanden zu verletzen), insbesondere die Muslime unter uns.

( Nach allem, sind Gott und Allah nicht zwei verschiedene Begriffe für ein und dasselbe Wesen?) Das dürfte einige Angewohnheiten zermalmen. Ich würde einer derjenigen sein, die amüsiert sind, wenn unsere frömmelnden, scheinheiligen Politiker fast daran ersticken, wenn sie Allah danken müssen, für all die Segnungen die er uns gewährt hat in den Vereinigten Staaten, oder wenn sie ihn anrufen, damit er sie bei ihren Vorhaben lenken werde. Wenn wir der Sprache unserer politischen Kandidaten mehr Aufmerksamkeit widmen, lassen sie vielleicht gänzlich von ihrer Rhetorik ab. Für Politiker gilt nichts wichtigeres, als die Tatsache möglicherweise durch eine praktikable Sprache eine Reihe von Wahlstimmen einzufangen.

Was ich von den politischen Kandidaten hören möchte, ist eine ernste und glaubwürdige Stimme, Gutes zu tun für die Wählerschaft, egal ob in der Stadt, im Bundesland oder für die Nation, unabhängig von ihrer oder der religiösen Zugehörigkeit der Wähler.

On Faith Daniel C. Dennett

Mittwoch, 1. August 2007

Was hat Darwin eigentlich herausgefunden?

von Thomas Waschke

Darwin hat nach langer Vorarbeit 1859 sein epochemachendes Buch unter dem Titel ‘The Origin of Species’ veröffentlicht. Damals war es üblich, eine Kurzfassung des Inhalts in einem (langen) Untertitel voranzustellen, daher standen noch folgende Zeilen auf dem Titel: ‘By Means of Natural Selection or the Preservation of Favoured Races in the Struggle For Life’.

Das Buch ist eins der besten Naturkunde-Bücher, die jemals geschrieben wurden. Es ist randvoll mit Fakten aus den verschiedensten Gebieten, die irgendwelche Thesen des Autors belegen können. Es ist auch heute noch uneingeschränkt lesenswert, weil die meisten darin geschilderten Befunde immer noch gültig sind.

Eins ist das Buch aber nicht: eine Erklärung, wie neue Arten entstanden sind. Das klingt auf den ersten Blick überraschend. Im folgenden soll deshalb versucht werden, den theoretischen Hintergrund dieses Werkes in einfachen Worten darzustellen und dann zu verdeutlichen, was ‘Darwinismus’ eigentlich ist. Man muss sich außerdem vor Augen halten, dass Darwin mehrere Theorien vertreten hat. Wir betrachten hier Evolution, verstanden als Abstammung (Deszendenztheorie) und den Mechanismus, wie diese Evolution abgelaufen ist (Selektionstheorie). In einem anderen Gedankensplitter und in meinem ‘Glaubensbekenntnis‘ habe ich diese Gedanken näher ausgeführt. Die Deszendenztheorie wurde sehr schnell innerhalb der Biologie anerkannt, schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren so gut wie alle Biologen in diesem Sinn Evolutionisten. Über die Mechanismen wurde (und wird!) immer noch heftig diskutiert. Dieser Teil von Darwins Vermächtnis, die Selektionstheorie, ist auch heute noch ein vorstellbarer Mechanismus unter anderen. In erweiterter und verfeinerter Form (Synthetische Theorie der Evolution) stellt die Selektionstheorie die heute ‘führende’ Evolutionstheorie dar.

Population ist eine Ansammlung von Lebewesen, die sich untereinander fortpflanzen. Das könnten beispielsweise alle Rehe in einem Wald sein oder alle Karpfen in einem Teich. Alle Tiere, die sich miteinander fortpflanzen können, werden in der Biologie zu einer Art zusammengefasst.

Darwins Selektionstheorie lässt sich schematisch wie folgt beschreiben: Darwin ging von folgenden (unstrittigen) Beobachtungen aus:

B1. Alle Lebewesen erzeugen mehr Nachkommen als überleben können.

Diese Beobachtung ist sehr gut gesichert. Wenn alle Nachkommen überleben würden, hätte so gut wie jede Tier- und Pflanzenart die Vermehrungspotenz, die Erde mit Organismen dieser Art zu übervölkern.

B2. Die Populationsgröße bleibt langfristig gesehen stabil

In stabilen Ökosystemen, die sich im Gleichgewicht befinden, findet man auch stabile Populationsgrößen. Das heißt, dass die Individuenzahlen einer Art in diesem Ökosystem innerhalb enger Grenzen gleich bleiben.

B3. Die Ressourcen sind beschränkt

Das dürfte eine Binsenweisheit sein.

B4. Innerhalb der Populationen gibt es eine Variationsbreite, jedes Individuum ist einzigartig

Das ist auf den ersten Blick nicht selbstverständlich. Man kann sich aber leicht von dieser Tatsache überzeugen, indem man von irgendeinem Baum ein paar Blätter pflückt. Es wird Ihnen nicht gelingen, zwei exakt gleiche zu finden. Bei diesem Beispiel handelt es sich zwar um Variation innerhalb der Organe eines Individuums, sie könnten aber genauso gut zwei beliebige Menschen (vielleicht eineiige Zwillinge ausgenommen) miteinander vergleichen.

Seit es empfindlichere molekularbiologische Verfahren gibt, konnte man diese Variation innerhalb der Arten auch durch Untersuchung von Proteinmustern belegen. Es war damals eine große Überraschung, dass man zeigen konnte, dass es hier sogenannte Polymorphismen gab. Das heißt, dass ein bestimmtes Eiweiß der Angehörigen einer Population nicht identisch war, sondern dass es durchaus verschiedene (funktionell meist gleichwertige) Varianten gab.

Inzwischen ist man sogar noch einen Schritt weiter und kann zeigen, dass diese Unterschiede eine genetische Basis haben. Das bedeutet, dass es in einer Population von Lebewesen eine große Zahl von Genen gibt, die dazu führen, dass sich die jeweiligen Träger in ihren Eigenschaften unterscheiden.

Unter folgender Voraussetzung

V1. Die Unterschiede zwischen den Organismen sind erblich

zog Darwin die folgenden Schlüsse , die zur damaligen Zeit nicht bewiesen werden konnten. Beachten Sie bitte, dass für die folgenden Betrachtungen nur erbliche Eigenschaften eine Rolle spielen.

S1. Die Individuen stehen in einem Konkurrenzkampf

Das folgt ganz einfach aus der Tatsache, dass nicht genügend Ressourcen vorhanden sind. Sobald dies der Fall ist, müssen die Lebewesen um diese ‘kämpfen’.

S2. Die am besten angepassten Organismen haben die meisten Nachkommen.

Wenn nun die Voraussetzung V1 zutrifft, folgt daraus,

S3.Über viele Generationen kommt es zu einer Veränderung der Arten

Das beruht auf der Überlegung, dass die erblichen Eigenschaften an die Nachkommen weitergegeben werden. Wenn nun von diesen bevorzugt diejenigen überleben, welche die ‘günstigeren’ Eigenschaften geerbt haben, werden diese in den folgenden Generationen angereichtert.

Dieses Gedankengebäude sieht auf den ersten Blick nicht besonders beeindruckend aus. In der damaligen Zeit schlug es aber wie eine Bombe ein, denn es wurde erstmals ein Mechanismus erkennbar, der eine Änderung der Arten erklären konnte! Zudem wurde auf diese Weise der Gottesbeweis durch die Ordnung in der Natur praktisch widerlegt: die wunderbaren Anpassungen waren in Darwins Weltbild kein Hinweis auf einen intelligenten Konstrukteur, sondern das Werk einer langandauernden Selektion.

Darwin machte das, für jedermann einsichtig, anhand von Tier- und Pflanzenzüchtung deutlich. Wenn der Züchter aus den Nachkommen eines Tieres immer nur die zur Fortpflanzung verwendet, die seinem Zuchtziel am nächsten kommen ( Selektion ) , gelingt es, innerhalb weniger Generationen, Organismen zu erhalten, die der Ausgangsform kaum noch gleichen.

Darwin hat das sehr ausführlich am Beispiel der Taubenzucht deutlich gemacht. Vermutlich wird ihnen das Beispiel der Hundezüchtung vertrauter sein. Alle Hunderassen, die man bis heute gezüchtet hat, stammen vom Wolf ab. Durch künstliche Zuchtwahl ( Selektion ) konnten die Züchter eine große Zahl von Hunderassen erhalten, indem sie aus den Jungen, die geboren wurden, für die Zucht immer nur diejenigen verwandten, welche dem gewünschten Typ am nächsten kamen. Darwin postulierte nun, dass das in der Natur auch ganz ohne den Einfluss des Menschen vonstatten gehen könnte ( natural selection ). Das folgt zwingend aus S2. Wenn der Selektionsdruck sich nicht ändert, werden sich die Lebewesen im Laufe der Zeit so entwickeln, dass sie sich optimal an diesen anpassen.

Vielleicht in diesem Zusammenhang ein Bemerkung: es gibt in diesem Zusammenhang keine optimale Anpassung an sich. Sie ist immer relativ zum Selektionsdruck ! Ändert sich der Selektionsdruck, so kann es sein, dass die bisher bevorzugte Form plötzlich benachteiligt ist.

Stellen Sie sich beispielsweise vor, dass es einige sehr strenge Winter hintereinander gibt. Dann würden bevorzugt die Tiere überleben, die diese kalten Winter besser überstehen. Wenn sich das Klima aber wieder ändert, ist genau diese Eigenschaft möglicherweise nachteilig. Außerdem kann die Selektion natürlich nur an bestehenden Strukturen ansetzen. Angenommen, es gibt in einer Population einfach keine erblichen Strukturen, die die benötigte Anpassung ermöglichen, dann kann die Selektion nicht wirken. Üblicherweise sterben diese Lebewesen dann einfach aus. Neue erbliche Eigenschaften gelangen durch Mutationen in die Populationen. Darwin hat diesen Punkt in seinem Werk nicht näher betrachtet, weil die Genetik noch nicht erforscht war. Niemand wusste damals, wie es überhaupt möglich ist, dass Eigenschaften vererbt werden. Darwin spekulierte zwar, im Rahmen des damaligen Kenntnisstands über ‘Gemmulae’, aber diese Theorie ist inzwischen definitiv widerlegt. Man ging damals davon aus, dass sich diese Gemmulae in allen Teilen des Körpers befänden und dann irgendwie in die Keimzellen gelangten und so vererbt würden.

Man kann Darwins Selektionstheorie so zusammenfassen:

In einer Population von Lebewesen gibt es erbliche Unterschiede. Je nach Selektionsdruck kommen bevorzugt die Lebewesen zur Fortpflanzung, die Eigenschaften aufweisen, welche Anpassungen an diesen Selektionsdruck darstellen. Im Lauf der Generationen wandeln sich daher die Lebewesen. Darwin hat demnach eigentlich nur erklärt, wie aus vorhandenen Eigenschaften die günstigsten ausgelesen werden können. Er hat aber nicht dargestellt, wie Neues im Laufe der Zeit entsteht. Also beispielsweise, wie aus einem Fisch ein Amphib werden konnte. Streng genommen hat er keine Evolutionstheorie, sondern eine Selektionstheorie formuliert.

Selbstverständlich ist die heutige Evolutionsforschung wesentlich weiter. Die Entdeckung der Genetik hat Darwins Lehre auf eine solide Basis gestellt. Niemand zweifelt heute mehr daran, dass es möglich ist, innerhalb der Arten durch Mutation und Selektion Veränderungen zu erzielen ( Mikroevolution ). Mikroevolution läßt sich sowohl durch Züchtungsergebnisse als auch durch Naturbeobachtungen beweisen (z.B. Birkenspanner, Darwin-Finken). Selbst hartgesottene Kreationisten erkennen diese Tatsachen an.

Ob diese Mechanismen allerdings ausreichen, Weiterentwicklungen, die über die Artgrenze hinweggehen, also wirklich Neues schaffen ( Makroevolution ), ist eine heiß umstrittene Frage. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass bis heute noch keine Makroevolution beobachtet wurde, die Kreationisten überzeugt hätte. Selbst Evolutionisten sind sich hier, zumindest über die Mechanismen, nicht einig. Daraus versuchen die Kreationisten Nutzen zu ziehen, indem sie beispielsweise den Gradualismus gegen den Punktualismus auszuspielen versuchen. Das ist aber Unsinn, denn beide Theorien gehen davon aus, dass es keine übernatürlichen Eingriffe in den Lauf der Evolution gibt!

Montag, 30. Juli 2007

Hurra, die Tour ist vorbei - es lebe das freie Doping

Samstag, 28. Juli 2007

B16 feat. Sitd - Snuff Machinery









Lustige Videos – Gratis Fun Video – Deine funny Videos bei Clipfish
Sehens-und Hörenswert. :))))
Danke Münchhausen

Freitag, 27. Juli 2007

Lybischer Staatsterrorismus

Heute läßt Gaddafi keine Bomben mehr in Flugzeugen explodieren, die Gefahr, dass man seinen Thron unter seinem Arsch wegschießt ist viel zu groß. Heute nimmt man ein marodes Gesundheitswesen, welches wie auch immer zustande gekommen ist, nur nicht durch den Pfusch des erhabenen Führers. Nimmt Ausländer, Europäer und beschuldigt sie des mehrfachen Mordes, verurteilt sie zur Todesstrafe, weil man selbst über jedwede Kritik erhaben ist, eine korrupte, willfährige Justiz im Hintergrund. Und schon kann man verhandeln. Das Leben von unschuldigen Helfern, gegen Millionen von Euro. Das Leben von Krankenschwestern und einem Arzt gegen die Eitelkeiten lybischer Staatsdoktrin. Die angeblich »Geschädigten« sollen die Euros erhalten, es bleibt abzuwarten, was sie wirklich bekommen. Geschädigt sind sie, ohne Zweifel, aber nicht durch das Tun der medizinischen Helfer aus dem Ausland, sondern durch das Nicht-Tun ihres eitlen Popanz. Gaddafi spielt mit den Menschenrechten und mit der Würde, er kennt den Westen, insbesondere das Alte Europa und weiß, die verhandeln, die zahlen auch, aus rein humanistischen Erwägungen heraus, dass man sich dann um die Eitelkeiten der Rettung bemüht, macht die Sache makaber. Gaddafi ist was er ist, ein Strolch

Donnerstag, 26. Juli 2007

Eine Reise des Lebens durch die Zeit


Frans Lanting , einer der größten Natur-Fotografen unserer Zeit, zeigt uns die Enstehung des Lebens auf der Erde, in einer beeindruckenden Dokumentation. Er beginnt zu einer Zeit, als der Himmel der Erde noch nicht blau war.
Must see.

Dienstag, 24. Juli 2007

Das Manifest des evolutionären Humanismus

Zweite, korrigierte und erweiterte Auflage, Alibri, Aschaffenburg 2006, 196 Seiten, 10.- €, ISBN 3-86569-011-4

Dr. habil. Rainer Wolf, Biozentrum der Universität Würzburg

Der Begriff "Manifest" weckt politische Assoziationen. Aber es geht dem religionskritischen Philosophen, Romanautor, Komponisten und Musiker Dr. Schmidt-Salomon (www.schmidt-salomon.de) um die Grundpositionen einer zeitgemäßen Aufklärung im Rahmen einer säkularisierten Weltanschauung: "Nichts enttarnt die Irrtümer der althergebrachten Welterklärungsmodelle schonungsloser als die wissenschaftliche Erhellung der realen Sachverhalte … Wer heute ein logisch konsistentes, also widerspruchsfreies Menschen- und Weltbild schaffen möchte, das mit unseren empirischen Erkenntnissen übereinstimmt und ethisch tragbar ist, muss auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung zurückgreifen." Das tut Salomon. Er betrachtet die traditionellen Religionen und andere metaphysische Heilserwartungen als obsolet, denn "keine der bestehenden Religionen ist mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung in Einklang zu bringen … ihre Aussagen sind nicht nur hinreichend theoretisch widerlegt, sondern haben sich auch in der Praxis als schlechte Ratgeber erwiesen."

Nach Sigmund Freud muss die Menschheit drei fundamentale Kränkungen erdulden: die Kopernikanische, die Darwinsche und die tiefenpsychologische Kränkung, dass wir nicht der "Herr im eigenen Haus sind", als der wir uns fühlen. Salomon erweitert die Liste: Er führt uns die epistemologische Kränkung vor Augen, dass unser Erkenntnisvermögen beschränkt und nicht auf die "Wirklichkeit an sich" ausgerichtet ist. Soziobiologisch kränkt uns, dass selbst den höchsten altruistischen Tugenden genetisch-memetischer Egoismus zugrunde liegt. Dass tradierte Ideale, Religionen und Künste nicht zeitlos gültig sind, zeigt die kulturrelativistische Kränkung. Kosmologisch-eschatologisch kränkt die Einsicht, dass Leben in unserem Universum ein zeitlich begrenztes Phänomen ist, und evolutionär, dass wir unsere Existenz einem fortschrittsblinden Zickzackweg auf dem schmalen Grat des Lebens verdanken. Die Neurobiologie schließlich kränkt uns mit der Erkenntnis, dass unser Geist auf Körperlichem beruht, dass selbst seine höchsten Tätigkeiten von der Funktion biologischer Organe abhängen und die subjektiv erlebte Willensfreiheit streng gesehen eine Illusion ist (so wie das Ich ein fiktives Konstrukt unseres Gehirns).

"Wer sich auf Wissenschaft, Philosophie und Kunst berufen kann, weiß, dass den Religionen weit bessere weltliche Alternativen gegenüberstehen … Die besondere kulturelle Bedeutung der Kunst liegt darin, dass sie Lebenssinn sinnlich erfahrbar macht." Weit entfernt von postmodernem Beliebigkeitsdenken und dogmatischem Fundamentalismus macht Salomons lebensbejahende, humane Alternative deutlich, dass das Leben unendlich viel zu bieten hat: "In einem an sich sinnleeren Universum genießt der Mensch das Privileg, den Sinn des Lebens aus seinem Leben selbst zu schöpfen."

Mit der Annahme, dass "alles mit rechten Dingen zugeht", vertritt Salomon ein dezidiert naturalistisches Weltbild - wohl wissend, dass es schwierig ist, Menschen mittels logischer Argumente von der Unhaltbarkeit irrationaler Annahmen zu überzeugen, die sie nicht durch logische Argumente gefunden haben. Es sei unerlässlich, alle Traditionen einem wissenschaftlich-kritischen Eignungstest zu unterziehen. Denn im Gegensatz zu irrationalen Überzeugungssystemen ist der rationale Glaube an die Verlässlichkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse wohl begründet und nicht mit Wissenschaftsgläubigkeit oder Scientismus zu verwechseln. "Sollte es sich wider Erwarten herausstellen, dass Horoskope, Kaffeesatzlesen oder Beten verlässlichere Einsichten vermitteln, wären diese der Methode der Wissenschaft vorzuziehen."

"Wissenschaft kann die Wirklichkeit zwar beschreiben, aber sie kann nicht vorschreiben, wie sie idealer Weise aussehen sollte." Wie sollte sie also sein? Abgesehen von dem "unaufkündbaren ethischen Imperativ, zu einer Humanisierung der Lebensverhältnisse beizutragen - wobei auch nichtmenschliche Lebewesen angemessen zu berücksichtigen sind" - akzeptiert nach Salomon der Evolutionäre Humanismus weder absolute Moral, noch absolute Wahrheit, noch absolute Autorität. Wer die biblischen "Zehn Gebote" als Richtschnur ethischen Verhaltens anpreist, kenne sie wohl kaum im Wortlaut. Wer wisse schon, dass im 10. Gebot Frauen mit Sklaven, Tieren und sonstigen Besitztümern in eine Reihe gestellt werden? Oder dass Jahwe wenige Verse nach "Du sollst nicht morden" präzisierende Anweisungen gibt: "Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen. Jeder, der mit einem Tier verkehrt, soll mit dem Tod bestraft werden. Wer einer Gottheit außer Jahwe Schlachtopfer darbringt, an dem soll die Vernichtungsweihe vollstreckt werden." Angeprangert wird auch die "Endlösung der Ungläubigenfrage" in der "Hölle", deren reale Existenz von vielen christlichen und moslemischen Fundamentalisten nicht bezweifelt wird. Fernöstliche Religionen seien nicht besser. So sorgte der hinduistische Vielgötter-Glaube über Jahrhunderte hin für ein dogmatisch zementiertes Herrschaftssystem, das mit dem Kastenprinzip Abermillionen von Menschen per Geburt jegliche Chancen zu sozialem Aufstieg verwehrte.

In seiner schonungslos-kritischen Analyse lehnt Salomon auch die aufklärerisch gezähmte "Light Version" des religiösen Glaubens als falsche Toleranz ab, denn sie kaschiere den radikalen Gegensatz zwischen weltlichem und religiösem Denken mittels intellektuell unredlicher Umdeutung der traditionellen Glaubenssätze. In den Quellentexten der Weltreligionen finde man kein globales Weltethos. Sie stünden "aus heutiger Sicht … weit unter dem ethischen Mindeststandard jeder halbwegs zivilisierten Gesellschaft." Was sei von Allah zu halten, der allen, die im "Heiligen Krieg" fallen, also auch den heutigen Selbstmord-Attentätern, verspricht, als Märtyrer ins Paradies einzugehen?

Die heute anerkannten Menschenrechte mussten im Zuge der Säkularisierung dem herrschenden Christentum in erbitterten Machtkämpfen Stück für Stück abgerungen werden. Pius IX, 2000 von Johannes Paul II. selig gesprochen, verdammte in seinem Syllabus nahezu alle Errungenschaften der Moderne: Rationalismus, Naturalismus, Liberalismus, Demokratie, Trennung von Staat und Kirche. Dass der Vatikan bis heute die Europäische Menschenrechtskonvention nicht ratifiziert hat, ist wohl nur wenigen bekannt. "Ohne einen Prozess weltweiter religiöser Abrüstung wird ein friedliches Zusammenleben der Menschen kaum möglich sein." Und immerhin seien in Deutschland seit 2003 die Konfessionslosen mit knapp 32% die größte gesellschaftliche Gruppierung, gefolgt von den Katholiken und Protestanten mit jeweils 31,3%. In den USA zählten 93% der Spitzenwissenschaftler -Mitglieder der National Academy of Sciences - als religionsfrei. In der Tat: Wie anders sähe die Welt heute aus, hätten sich Aufklärer wie Al-Razi, vor über 1100 Jahren in der muslimischen Kultur aufgewachsen, politisch durchsetzen können! Er hielt alle Menschen von Natur aus für gleich, setzte auf Vernunft und wissenschaftlichen Fortschritt und warf den religiösen Propheten vor, Lügen zu verbreiten und die Massen zu verdummen.

In bewusster Nachfolge von Epikur, Aristoteles und Julian Huxley formuliert Salomon die anthropologischen Grundlagen eines Evolutionären Humanismus, der "für eine zeitgemäße, aufgeklärte Sicht der Dinge taugt". Er präsentiert eine kompromisslose Analyse, die den neusten Stand der Hirnforschung, der Psychologie und der Soziobiologie berücksichtigt. "Das biologische "Prinzip Eigennutz" empfiehlt eine heimtückische Strategie: Sei kooperativ gegenüber höher- oder gleichrangigen, aber beute alle aus, die nicht über Macht und Einfluss verfügen!" Dennoch sei es aus biologischer Sicht "für das Individuum ein Selektionsvorteil, sich kooperativ nach dem Fairnessprinzip ("Wie du mir, so ich dir") zu verhalten … Auch die Fähigkeit, mitleiden zu können, ist ein Produkt eigennütziger evolutionärer Überlebensstrategie."

Als Realist geht Salomon davon aus, dass Ideen, die mit den genetisch fixierten, eigennützigen Interessen der Menschen nicht korrespondieren, sich nicht durchsetzen können, so idealistisch wohl begründet sie auch sein mögen. Es gehe also darum, den angeborenen Altruismus in den Dienst der Humanität zu stellen. Salomon propagiert eine Ethik, "die unweigerlich auftretenden Interessenkonflikte so zu lösen, dass alle Betroffenen diese Lösung als möglichst fair erachten", denn "der für den Moralismus unverzichtbare Körper-Geist-Dualismus ist eine empirisch widerlegte Fiktion."

Das Buch enthält wertvolle Gedanken für einen neutralen Ethik-Unterricht im Rahmen einer Leitkultur, auf deren Grundwerte sich alle Menschen einigen könnten. Salomon ersetzt die biblischen Gebote antiautoritär mit "Zehn Angeboten": wohl begründeten, ethischen Richtlinien für das 21. Jahrhundert, die er von den universell gültigen Wertkonstrukten Freiheit und Gleichberechtigung ableitet. Als Fazit seien sie (verkürzt) zitiert, fordern doch vier von ihnen zu skeptischem Denken auf:

1. Diene weder fremden noch heimischen "Göttern" … sondern dem großen Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern.

2. Verhalte dich fair gegenüber … allen Menschen … respektiere das Recht, ihre individuellen Vorstellungen von "gutem Leben (und Sterben) im Diesseits" zu verwirklichen, sofern sie dadurch nicht gegen die gleichberechtigten Interessen Anderer verstoßen.

3. Habe keine Angst vor Autoritäten, sondern den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.

4. Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten - es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale des Humanismus durchzusetzen.

5. Befreie dich von der Unart des Moralisierens! Es gibt in der Welt nicht "das Gute" und "das Böse".

6. Immunisiere dich nicht gegen Kritik … Durch Kritik hast du nicht mehr zu verlieren als deine Irrtümer.

7. … Sei jederzeit offen für bessere Argumente … Was uns heute als richtig erscheint, kann schon morgen überholt sein.

8. Überwinde die Neigung zur Traditionsblindheit, indem du dich gründlich nach allen Seiten hin informierst, bevor du eine Entscheidung triffst.

9. Genieße dein Leben … (carpe diem)! Gerade die Endlichkeit des individuellen Lebens macht es so ungeheuer kostbar! … Indem du die Freiheit genießt, die du heute besitzt, ehrst du jene, die in der Vergangenheit im Kampf für diese Freiheiten ihr Leben gelassen haben.

10. Stelle dein Leben in den Dienst einer "größeren Sache", (um) die Welt zu einem besseren, lebenswerteren Ort (zu) machen … Altruisten (sind) die cleveren Egoisten … Du wirst intuitiv spüren, dass du nicht … umsonst gelebt haben wirst.

Leider stößt Salomon mit diesem kämpferischen, kompromisslosen "Jugendwerk" durch seine oft schrille, aggressive und einseitig pauschalierende Religionskritik potenzielle Weggefährten vor den Kopf, statt sie für seinen programmatischen Entwurf zu gewinnen. Ob man das einer Streitschrift wie dieser nachsehen sollte, muss der Leser selbst entscheiden. Sicherlich mangelt es an Toleranz gegenüber anders Denkenden, und manche Vorstellungen, die religiösen Menschen mit humanistischer Ethik als heilig gelten, werden erbarmungslos lächerlich gemacht. Dabei würden viele liberale Vertreter religiöser Weltdeutungen sich mit seinen "10 Angeboten" solidarisch erklären, war er doch nicht der erste, der sich mit den mosaischen Geboten anlegte. So entwickelte der ehemalige Pastor Dr. theol. Paul Schulz ("Ist Gott eine mathematische Formel? Rowohlt 1977), der 1978 von seiner Amtskirche geschasst wurde, zusammen mit seinen Konfirmanden in Hamburg liberale Alternativen, die sich in vielen Bereichen mit denen Salomons decken. Statt "Du sollst Vater und Mutter ehren" formulierte er weise: "… sollst du dich als Vater oder Mutter so verhalten, dass deine Kinder dich lieben können." Auch Joachim Kahl formuliert in seinem Buch "Weltlicher Humanismus" (LIT 2006) bedenkenswerte humanistische Alternativen zu den 10 Geboten, von denen sich allerdings keines dem kritischen Denken widmet.

Diese Rezension erschien im Skeptiker 3/2006

Sonntag, 22. Juli 2007

Der sanfte Wahnsinn

Dalai Lama in Hamburg, 1998. Foto: Jens NagelsDie Begeisterung für den Dalai Lama und den tibetischen Buddhismus.

Anmerkungen von Colin Goldner.
1

Zwischen drei- und fünfhunderttausend Anhänger soll der Buddhismus seit Anfang der 1990er allein im deutschsprachigen Raum gefunden haben. Vor allem in ihrer tibetischen Variante scheint die "Lehre des Buddha" dem aktuellen Zeitgeist sehr zu entsprechen: die Zahl der Sympathisanten für den sogenannten Vajrayana-Buddhismus, als dessen Oberhaupt der Dalai Lama firmiert, geht in die Millionen. Wesentlicher Grund hierfür ist die Dauerpräsenz "Seiner Heiligkeit" in den Boulevard- und Yellow Press-Medien, über die das Interesse an "östlicher Spiritualität" bedient und ständig erweitert wird.

Das "Journal für die Frau" beispielsweise geht in einem umfänglichen Report der Frage nach, was denn "eigentlich so faszinierend ist an dieser Religion" und kommt zu der profunden Einsicht, es sei die "Suche nach sich selbst, nach Sinn und Seelenheil", die "Sekretärinnen und Arzthelferinnen" [sic!] en masse in die buddhistischen Zentren deutscher Großstädte treibe. Noch näher an der Wahrheit dürfte die zum eigentlichen Metier des Magazins überleitende Erkenntnis liegen: "Und sie haben prominente Vorbilder. Richard Gere, geradezu die Inkarnation des männlichen Sex-Appeals, war einer der ersten, der sich zu der südostasiatischen Religion bekannte. 1984 kriegte er eine Midlife-Krise erst in den Griff, nachdem er Buddha kennenlernte". Und auch Harrison Ford, Sharon Stone, Sting, Tina Turner und David Bowie "üben sich in den sanften buddhistischen Ritualen". Vor allem aber in der Rock- und Popszene ist es en vogue, sich als Fan des Buddhismus und insbesondere des Dalai Lama zu outen: Patty Smith, Radiohead, Sonic Youth, Adam Yauch samt seinen Beastie Boys und viele andere mehr zählen zur begeisterten Anhängerschaft des tibetischen Gottkönigs; vorneweg der alpentümelnde Hubert von Goisern, oder auch Peter Maffay, für dessen CD "Begegnungen" der Dalai Lama gar ein eigenes Grußwort schrieb.

Die Stars im Scheinwerferlicht, so das "Journal für die Frau" wissend, "führen vor, was viele in unserer westlichen Kultur empfinden: Weder Ruhm noch Besitz sind eine Garantie für dauerhafte Zufriedenheit. Was uns fehlt, sind innere Ruhe, Frieden und das Gefühl, mit sich selbst und der Welt in Einklang zu sein". Und eben dies biete der Buddhismus im Übermaß: "Alles ist heiter, gelassen, friedlich, sanft, harmonisch, alles lächelt und will nur das Beste. Wenn chinesische Soldaten brutal über Tibet herfallen, bleiben die Bewohner freundlich und gelassen. Feindschaft nicht mit Feindschaft vergelten heißt eines ihrer Gebote".

Die Auflistung romantisierender Klischees und mystizistisch angehauchter Platitüden ist bezeichnend für die Rezeption buddhistischer Vorstellungen in weiten Kreisen ihrer Anhängerschaft. Ungeachtet der Frage, was bei ernsthafter Auseinandersetzung mit dem Buddhismus vielleicht herauskommen könnte, strotzen die Auslassungen konvertierter Promis nur so vor bescheuerter Ahnungslosigkeit. Die Schauspielerin Cleo Kretschmer etwa, die sich in TV-Talkshows über ihre neugewonnenen buddhistischen Erkenntnisse verbreitet, weiß vornehmlich zu vermelden, daß es da um Mitgefühl und Liebe gehe, irgendwie, und der Dalai Lama schon ein toller Typ sei. Auf ganz ähnlichem Niveau liegen die Kenntnisse und Bekenntnisse buddhismusbegeisterter TV-Mimen wie Marie-Luise Marjan, Anja Kruse oder Sigmar Kolbach.

Selbst Martin Scorsese, Regisseur des Hollywood-Streifens "Kundun", der das Leben des Dalai Lama bis 1959 nachzeichnet, ergeht sich in völlig nichtssagenden Worthülsen: "Für mich ist der Buddhismus der Tibeter eine wunderbare Lebenseinstellung vom Frieden des Geistes und der Völker, von Liebe und Mitgefühl. Dogmen, Gier und Gewalt haben ausgedient". Drehbuch und Dreh, so Scorsese, hätten ihn von innen heraus geläutert, mit seinen bisherigen Brutalstreifen habe er nichts mehr zu schaffen. Die "Bild"-Zeitung schwelgte in höherer Dialektik: "Ein Ausnahmefilm: sinnlich und zugleich spirituell, authentisch und zugleich dokumentarisch". Zum Inhalt weiß Bild: "Erzählt wird das Leben des 14. Dalai Lamas (Jahrgang 1935). Schön chronologisch: Man fand ihn in einer Bauernhütte, als er zwei war. Aufgewachsen ist der Stellvertreter Buddhas in Tibets Hauptstadt Lhasa, hier wurde er auch von Mönchen auf sein Amt als politisches UND geistiges Oberhaupt des Landes vorbereitet. Nach Chinas Tibet-Invasion von 1949 ist er um eine friedliche Lösung bemüht, trifft 1954 sogar den Vorsitzenden Mao in Peking. Aber nachdem 1959 die Rotchinesen seine Heimat besetzen, flieht er nach Indien. Seitdem lebt er im Exil und kämpft für die Unabhängigkeit Tibets". Trefflichst gibt "Bild" die Geschichtskenntnis der Mehrheit der Dalai Lama-Fans wieder und bestätigt, was diese in Scorseses Schmalspur-Epos gelernt haben. Wirkliche Auseinandersetzung findet nicht statt. Man versorgt sich mit gerade soviel an oberflächlicher Kenntnis, daß ein Bildschirm für die eigenen untergründigen Bedürfnisse und Sehnsüchte entsteht. Auf Tibet projiziert kann man sich diese als echtes Interesse am Schicksal des Landes und seiner Menschen vorgaukeln, um ohne größeren Aufwand zum "mitfühlenden Gutmenschen" zu mutieren. Bezeichnend, daß "Bild" den Dalai Lama als Autor und Werbeaugust verpflichtete: er erhielt eine eigene Kolumne im Blatt und griente monatelang von Reklametafeln und Litfaßsäulen herunter. Auch als „Gasteditor" des Lifestylemagazins "Vogue" trat er in Erscheinung.

Vor allem innerhalb der Esoterik- und Psychoszene gilt tibetischer Buddhismus, beziehungsweise das, was man davon weiß oder dafür hält, als übergeordnete "spirituelle Leitlinie". Ernsthafte Auseinandersetzung, womit auch immer, gibt es in dieser Szene freilich nicht, die oberflächliche Kenntnis von ein paar Begriffen und ein "Gefühl" für die Sache reichen völlig aus, sich "zugehörig" vorzukommen; vielfach versteht man sich dann schon als "engagierter Buddhist", wenn man einen "Free-Tibet"-Aufkleber auf dem Kofferraumdeckel spazierenfährt. Vorangetrieben wird der gewinnträchtige Boom durch eine Unzahl einschlägiger Publikationen: eingepasst in das übliche Sortiment an Astrologie-, Bachblüten- und Wunderheil-Literatur findet sich jede Menge "tibetisch" aufgemachten Unsinns auf dem Buch- und Zeitschriftenmarkt.

Für viele steht und fällt die Begeisterung für tibetischen Buddhismus mit der Figur des Dalai Lama. Das weltweit hohe Ansehen, das "Seine Heiligkeit" quer durch sämtliche politischen und weltanschaulichen Lager genießt, ist trotz aller Kritik, die in letzter Zeit gegen ihn vorgebracht wurde, völlig ungebrochen. Nach wie vor gilt er als Symbolfigur für Friedfertigkeit, Güte und in unendlicher Weisheit ruhende Gelassenheit. Seine Verlautbarungen gelten als Wahrheit schlechthin.

Derlei verklärende Sicht auf den Dalai Lama ebenso wie auf das "alte Tibet", das dieser repräsentiert, basiert wesentlich auf eklatanter Unkenntnis der tatsächlichen Gegebenheiten.
2

Das Bild des "alten Tibet" (vor 1950), wie es, verbreitet über unzählige Bücher und Schriften, heute im Westen geläufig ist, zeigt das eines Paradieses auf Erden - des mythischen Shangri-La -, das den Menschen ein glückliches und zufriedenes Leben in Einklang mit sich selbst, mit der Natur und den Göttern zu führen erlaubt habe. Laut Dalai Lama sei dies dem fortwährenden Einfluß des Buddhismus zu verdanken gewesen, durch den eine "Gesellschaft des Friedens und der Harmonie" entstanden sei.

Die moderne Geschichtsschreibung weiß indes längst, daß Tibet bis zur Invasion der Chinesen keineswegs die paradiesische Gesellschaft war, die der Dalai Lama ständig beschwört. Für die große Masse der Bevölkerung war das "alte Tibet" tatsächlich eben jene "Hölle auf Erden", von der in der chinesischen Propaganda immer die Rede ist, und aus der das tibetische Volk zu befreien als Legitimation und revolutionäre Verpflichtung angesehen wurde für den Einmarsch von 1950.

Die herrschende Mönchselite beutete Land und Menschen mit Hilfe eines weitverzweigten Netzes an Klostereinrichtungen und monastischen Zwingburgen gnadenlos aus. Der relativ kleinen Ausbeuterschicht - ein bis eineinhalb Prozent - stand die große Masse der Bevölkerung als "Leibeigene" beziehungsweise "unfreie Bauern" gegenüber. Die Steuer- und Abgabenlasten, die diesen Menschen aufgebürdet wurden, drückten sie unter die Möglichkeit menschenwürdiger Existenz. Bitterste Armut und Hunger durchherrschten den Alltag in Tibet; es gab keinerlei Bildungs-, Gesundheits- oder Hygieneeinrichtungen (außerhalb der Klöster). Privilegierte beziehungsweise benachteiligte Lebensumstände wurden erklärt und gerechtfertigt durch die buddhistische Karmalehre, derzufolge das gegenwärtige Leben sich allemal als Ergebnis angesammelten Verdienstes respektive aufgehäufter Schuld früherer Leben darstelle.

Das tibetische Strafrecht zeichnete sich durch extreme Grausamkeit aus. Zu den bis weit in das 20. Jahrhundert hinein üblichen Strafmaßnahmen zählten öffentliche Auspeitschung, das Abschneiden von Gliedmaßen, Herausreißen der Zungen, das Abziehen der Haut bei lebendigem Leibe und dergleichen.

3

Der theokratische Feudalismus Tibets bestand in seiner bis 1950 herrschenden Form seit Mitte des 17. Jahrhunderts, als es der militanten buddhististischen Sekte der Gelupa (=Gelbmützen) mit Hilfe der Mongolen gelang, sämtliche innenpolitischen Gegner auszuschalten. Der seinerzeitige Anführer der Gelugpa, bekannt als der "Große Fünfte Dalai Lama", erklärte sich in der Folge zur höchsten geistlichen und weltlichen Autorität des Landes. Gleichwohl Tibet 1720 dem Militärprotektorat der Mandschu zugeordnet wurde und ab 1793 vollends zum Vasallenstaat Chinas geworden war, behielt das Regime der Lamas nach innen uneingeschränkte Macht.

Solange der chinesische Kaiserhof über die erforderliche Stärke verfügt hatte, war China - einschließlich seines tibetischen Protektorats - vom Rest der Welt fast vollständig abgeschottet geblieben. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts drängten indes mit England und Frankreich militärisch hochgerüstete Westmächte in den ostasiatischen Raum, deren aggressivem Zangengriff das alte China wenig entgegenzusetzen hatte; das Mandschu-Reich zerbröckelte rapide. Durch die Niederlage Beijings im chinesisch-japanischen Krieg von 1894 wurde der Zerfall des Mandschu-Reiches weiter vorangetrieben. Mit der formalen Abdankung Pu-Yis, des letzten chinesischen Kaisers, im Februar 1912 war es endgültig zerbrochen.

Am 14. Februar 1913, so zumindest wird der Sachverhalt kolportiert, habe der seinerzeitige 13. Dalai Lama die Unabhängigkeit Tibets verkündet. Unbeeindruckt von dieser "Proklamation" beharrte die neue republikanische Regierung Chinas auf ihrem - sozusagen aus dem Kaiserreich ererbten - Hoheitsanspruch.

Die völkerrechtlich relevante Frage, ob Tibet zwischen 1913 und 1951 einen eigenständigen und unabhängigen Staat darstellte oder nicht - es ist diese Frage in Hinblick auf die Rechtmäßigkeit der chinesischen Invasion von 1950 von entscheidender Bedeutung - läßt sich nicht letztgültig klären. (Die UNO, die als einzige Körperschaft solche Klärung vornehmen könnte, hat sich der Frage tibetischer Souveränität zu keinem Zeitpunkt angenommen.)

Neben dem aus der Geschichte hergeleiteten Selbstverständnis der Volksrepublik China, demzufolge Tibet seit jeher - spätestens seit 1720 - als untrennbarer Bestandteil des chinesischen Territoriums gilt, wird der Einmarsch von 1950 noch durch weitere Faktoren legitimiert; deren entscheidender war der Anspruch, das tibetische Volk von einem doppelten Joch zu befreien: zum einen aus dem imperialistischer Machtansprüche (vor allem Großbritanniens und der USA), zum anderen aus dem der feudalistischen Leibeigenschaft einer Ausbeuterclique aus Adel und (Gelbmützen-)Klerus. Die "Befreiung" Tibets war für die Truppen Maos nicht nur logische Konsequenz sondern revolutionäre Verpflichtung gewesen.

Ab Mitte der 1950er Jahre wurde in Tibet mit Hilfe der CIA - und mit Billigung des Dalai Lama - ein großangelegter Untergrundkampf gegen die Chinesen geführt. Zwei der Brüder des Dalai Lama organisierten von Indien bzw. den USA aus den Guerillakrieg. Im Frühjahr 1959 verließ der Dalai Lama selbst - von langer Hand und mit Hilfe der CIA vorbereitet - Lhasa und begab sich ins indische Exil. Es folgten ihm bis Ende des Jahres rund 30.000 Tibeter, bis heute haben rund 120.000 Tibeter ihren Wohnsitz im Ausland genommen.

Die insbesondere im Zuge der Kulturrevolution in den 1960er Jahren von der Volksbefreiungsarmee in Tibet verübten Gewalt- und Zerstörungsakte sind durch nichts zu rechtfertigen und zu entschuldigen. Gleichwohl ist den exiltibetischen Verlautbarungen und denen der internationalen Tibet-Unterstützerszene prinzipiell zu mißtrauen: Sie sind, sofern sie nicht völlig aus der Luft gegriffen sind, in der Regel heillos übertrieben und/oder beziehen sich auf längst nicht mehr aktuelles Geschehen. Die Behauptung der Exilregierung des Dalai Lama, das "tägliche Leben der Tibeter im eigenen Land" sei bestimmt durch "Folter, psychischen Terror, Diskriminierung und eine totale Mißachtung der Menschenwürde" ist reine Propaganda zur Sammlung von Sympathiepunkten beziehungsweise Spendengeldern; es spiegeln solche Anwürfe nicht die gegenwärtige Realität Tibets wider. Auch die Anwürfe von Zwangsabtreibungen und flächendeckender Sterilisierung tibetischer Frauen, von Überflutung des Landes durch chinesische Siedler, von systematischer Zerstörung des tibetischen Kulturerbes entsprechen nicht den Tatsachen.

Die Dalai Lamas als "Gottkönige" Tibets sind demokratisch durch nichts legitimiert; sie werden, ebenso wie die sonstigen Groß-Lamas, aufgrund astrologischer und sonstiger Zufallsdeutungen von der Gelugpa für ihre Rolle ausgewählt. Auch der gegenwärtige Dalai Lama, der sich als vierzehnte Inkarnation seiner Amtsvorgänger vorkommt, wurde als Zweieinhalbjähriger auf solchem Wege ausfindig gemacht. Bis heute hat er sich, trotz allen Demokratisierungsgeredes, noch nicht einmal in den exiltibetischen Kommunen durch eine Wahl oder Volksabstimmung legitimieren lassen.

4

Die Doktrin der Gelugpa ist ein abstruses Konglomerat aus Geister- und Dämonenglauben, verbunden mit menschenunwürdigen Unterwerfungsritualen. Wie jede Religion basiert sie wesentlich auf raffiniert und gezielt geschürter Angst vor dem Jenseits. Horrende Monster-, Vampir- und Teufelsvorstellungen durchziehen die Lehre des tibetischen Buddhismus. Wer die Gebote der Lamas nicht befolge, finde sich unweigerlich in einer der sechzehn Höllen wieder. Eine davon bestehe aus einem "stinkenden Sumpf von Exkrementen", in dem man bis zum Hals versinke; zugleich werde man "von den scharfen Schnäbeln dort lebender riesiger Insekten bis aufs Mark zerfressen und zerpickt". In anderen Höllen wird man verbrannt, zerschlagen, zerquetscht, von Felsbrocken zermalmt oder mit riesigen Rasiermessern in tausend Stücke zerschnitten. Und das, über Äonen hinweg, immer wieder aufs Neue. Was derlei pathologischer Karmawahn in den Köpfen einfach strukturierter, ungebildeter Menschen anrichtet - ganz zu schweigen von den Köpfen drei- oder vierjähriger Kinder, die man damit vollstopft -, läßt sich nur mit Schaudern erahnen.

Systematisch werden durch den tibetischen Buddhismus geistes- und seelenverkrüppelte Menschen herangezüchtet. Wesentlicher Bestandteil des Ritualwesens, zu dem auch verschiedenste - in der Regel zutiefst frauenverachtende - Sexualpraktiken zählen, ist die Einnahme "unreiner Substanzen". Dazu gehören die "Fünf Arten von Fleisch" (Stier-, Hunde-, Elephanten-, Pferde- und Menschenfleisch) sowie die "Fünf Arten von Nektar" (Kot, Gehirn, Sexualsekret, Blut und Urin). Als tieferer Grund für derlei tantrische Riten gilt die zu erwerbende Erkenntnis, daß "kein Ding an sich rein oder unrein ist und alle Vorstellungen von solchen Gegenständen lediglich auf falscher Begrifflichkeit beruhen".

Opfer solch kollektiven Wahngeschehens ist eine ganze Gesellschaft, die seit Jahrhunderten unter dem Joch dieses von Mönchsgeneration zu Mönchsgeneration weitergegebenen Irrsinns steht. Opfer sind letztlich aber auch die Mönche und Lamas selbst, die, abgerichtet seit frühester Kindheit und jeder Chance auf eigenständiges Denken und Handeln beraubt, das psychopathische Wahnsystem, in dem sie sich bewegen, nicht als solches erkennen können; die, ganz im Gegenteil, ihr verbogenes und verkrüppeltes Selbstverständnis, ihre Kot- und Blutrituale für einen Ausdruck höheren Bewußtseins halten, unabdingbar auf dem "Weg zur Erleuchtung".

Längst ist im übrigen erwiesen, daß die Sexualpraktiken, deren die tibetischen Lamas sich befleissigen, keineswegs nur visualisiert sind, wie sie behaupten. Seit je werden hierzu ganz reale Mädchen und Frauen herangezogen. Entscheidend, so der Dalai Lama in interner Verlautbarung, sei es, sich vor dem Fehler des Samenergusses zu hüten, denn: "Ohne Ejakulation ist es kein Sex, auch wenn es so aussieht". Komme es dennoch zum "Auswurfe des Spermas", solle man dieses aus der Vagina der "Weisheitsgefährtin" herausschlürfen. Das Mönchsgebot der Enthaltsamkeit bleibe so gewahrt.

5

Wenig bekannt sind die Kontakte, die der Dalai Lama zu alten und neuen Nazis unterhält. Damit ist noch nicht einmal seine Freundschaft zu Heinrich Harrer gemeint, der als SA-Mann (seit 1933!) und späterer SS-Oberscharführer überzeugter Nazi gewesen war (auch wenn er das bis zu seinem Tod Anfang 2006 abstritt). 1939 war Harrer im Zuge einer SS-Bergsteiger-Expedition zum Nanga Parbat in Nordindien (heute Pakistan) in britische Kriegsgefangenschaft geraten, aus der er 1944 nach Tibet entfliehen konnte. Anfang 1950 gab es ein erstes persönliches Treffen mit dem damals 15-jährigen Dalai Lama, aus dem sich ein mehr oder minder regelmäßiger Englisch- und Geographieunterricht entwickelte. (Im November 1950 verließ Harrer Lhasa, seine vielgerühmte Tätigkeit als "Lehrer und Vertrauter des Gottkönigs" hatte etwas mehr als ein halbes Jahr gedauert.)

Gemeint sind vielmehr die freundschaftlichen Kontakte, die der Dalai Lama im Exil zu den Mitgliedern der SS-Expedition Ernst Schäfer pflegte, die 1938/39 in Lhasa zugange war. Die Nationalsozialisten, Himmler vorneweg, hatten größtes Interesse an Tibet gehegt, wo man, basierend auf den theosophischen Schriften Helena Blavatskys, das Hirngespinst verfolgte, es hätten Überlebende des untergegangenen Kontinents Atlantis im tibetischen Hochland sagenhafte unterirdische Reiche geschaffen, in denen ihr uraltes höheres Wissen bewahrt würde. Insofern wähnte man auch den Ursprung der "nordischen Rassenseele" in Tibet beheimatet Selbstredend gab es auch handfestes politisches bzw. militärisches Interesse an "Innerasien". In den Kinos wurden ständig irgendwelche Tibet-Filme gezeigt (vor allem Bergsteigerfilme aus den 20er und 30er Jahren), es gab zahllose Ausstellungen und Veröffentlichungen zum "Dach der Welt".

Das heutige große Interesse an Tibet hat (wenn auch mit anderen Vorzeichen) seine Wurzeln mithin in der flächendeckenden Tibet-Propaganda der Nazis.

Der Dalai Lama, dessen Regent Reting Rinpoche im Jahre 1939 die Schäfer-Delegation offiziell im Potala empfangen hatte, weigert sich bis heute, irgendwelche Auskunft zu den damaligen Unterredungen zu geben. Bis in die 1990er Jahre hinein pflegte er stattdessen regen Kontakt zum letzten Überlebenden der Expedition von 1939, zu dem 1998 verstorbenen SS-Hauptsturmführer Bruno Beger, der 1971 als NS-Kriegsverbrecher ("Rassenspezialist von Auschwitz") verurteilt worden war. Man traf einander oftmals zu persönlichen Gesprächen, jeweils in herzlichster Atmosphäre.

Gemeint sind desweiteren die nachweislichen Begegnungen des Dalai Lama mit Miguel Serrano, seines Zeichens Vorsitzender der chilenischen "Nationalsozialistischen Partei". Serrano, ehedem Botschafter Chiles in Österreich, gilt als Vordenker des sogenannten "Esoterischen Hitlerismus"; in seinen Publikationen halluziniert er, der "Führer" sei nach wie vor am Leben und plane von einer unterirdischen Basis in der Antarktis aus mittels einer gigantischen Flotte an UFOs die Weltherrschaft zu erringen. Gemeint sind vor allem auch die Kontakte des Dalai Lama zu dem japanischen Terroristen und Hitler-Verehrer Shoko Ashara, den er mehrfach und in allen Ehren in Dharamsala empfing. Er stattete Asahara mit zwei hochoffiziellen Empfehlungsschreiben aus, in denen er ihn als "kompetenten religiösen Lehrer" pries und der japanischen Regierung empfahl, seiner AUM-Shinri-kyo-Sekte "den wohlverdienten steuerbefreiten Status und die gebührende Anerkennung" zu gewähren. Durch diese Empfehlungsschreiben trug er wesentlich zum Aufstieg der AUM-Sekte zu einer der (potentiell) gefährlichsten Terrorgruppen bei, die es jemals gegeben hat. (Die U-Bahn-Attentate in Tokyo vom 20. März 1995 - es hatte seinerzeit zwölf Tote und über 5.000 teils Schwerstverletzte gegeben - waren nur das Vorspiel zu einem geplanten Massenmord an 20 Millionen Menschen gewesen: die Sekte wollte die gesamte Einwohnerschaft Tokyos mit Botulismusbakterien bzw. mit Zyklon B (eine Reverenz an Hitlers Gaskammern) auslöschen, womit Asahara seinen Anspruch als buddhokratischer Weltendiktator zu unterstreichen beabsichtigte.) Zu einer klaren Verurteilung Asaharas (der inzwischen zum Tode verurteilt wurde) und seiner Mörderbande konnte der Dalai Lama sich bis heute nicht durchringen.

6

2007, nach tibetischem Kalender das "Feuer-Schwein-Jahr", scheint ein besonderes Glücksjahr zu sein: Gleich dreimal kommt "Seine Heiligkeit" auf Deutschland hernieder.

Mitte Mai war dem "Gottkönig" unerwartete Ehre zuteil geworden: in einer groß aufgemachten Gala in Leipzig zeichnete die "Bild"-Zeitung ihren altgedienten Kolumnisten mit einem hauseigenen „Medienpreis" aus. Zusammen mit „Seiner Heiligkeit" wurden Daimler-Vorstand Dieter Zetsche, Comedian Hape Kerkeling, die Musikgruppe „Silbermond" und Eisläuferin Kathi Witt mit dem Preis bedacht. Als Laudator für den Dalai Lama fungierte Reinhold Messner, moderiert wurde das Ganze von Spinat-Ikone Verona Feldbusch-Pooth. Unter den Ehrengästen jede Menge „Promis", die es ohne "Bild" als solche gar nicht gäbe: Roland Koch, Peter Maffey, Heino etc.; bezeichnenderweise zählen zu den Preisträgern früherer Jahre Günther Jauch und Kai Pflaume.

Ende Juli nun steht ein weiterer Deutschland-Besuch auf dem Programm: "Seine Heiligkeit" erteilt in Hamburg Unterweisungen in „Buddhistischer Philosophie und Praxis" (5 Tage 225 Euro). Was da in etwa zu hören sein wird, zeigt ein O-Ton-Ausschnitt aus einer ähnlichen Veranstaltung in Harvard: "Ein Bewußtsein wird dadurch bestimmt, dass ein Objekt erscheint, unabhängig davon, wie das Objekt erscheint, korrekt oder falsch. Zum Beispiel tritt bei einem Bewußtsein, das fälschlich an inhärente Existenz glaubt, die Erscheinung von inhärenter Existenz auf; der Glaube an inhärente Existenz kommt erst durch die Erscheinung von inhärenter Existenz zustande. Da diese Erscheinung dem Bewußtsein tatsächlich erscheint, wird von der Konsequenz-Schule gesagt, dass es in bezug auf diese Erscheinung gültig ist; es wird sogar gesagt, dass es eine unmittelbar wahrnehmende gültige Erkenntnis in bezug auf diese Erscheinung ist. Somit ist selbst ein verkehrtes Bewußtsein, das an die inhärente Existenz seines Objekts glaubt, gültig in bezug auf die Erscheinung von inhärenter Existenz. Es ist eine gültige Erkenntnis in bezug auf die Erscheinung von inhärenter Existenz, weil es gültig ist in bezug auf die bloße Tatsache, dass ihm inhärente Existenz erscheint. Trotzdem ist es ein verkehrtes Bewußtsein, da es eine inhärente Existenz niemals gegeben hat und niemals geben wird".

Sollte es, wie üblich, auch eine Frage-Antwort-Stunde geben, sind freiformulierte Weisheiten der folgenden Art zu gewärtigen:Auf die Frage beispielsweise, was "Seine Heiligkeit" Muslimen raten könne, die zunehmend unter Generalverdacht stünden und jederart Schikanen und Drangsalierungen ausgesetzt seien, meinte er: „Mehr Geduld. Sie sollten nicht entmutigt sein. Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt, ernsthaft umzusetzen, was der Koran sagt. Dann werden ihre Nachbarn letztlich merken, 'ah, diese Muslime sind ziemlich friedfertig und sehr gute Bürger der Gesellschaft'. Zwischenzeitlich, wenn jemand angreift, dann verteidigt euch sehr sorgfältig. Ha ha ha. Ihr wißt, dass die Anwendung von Mitgefühl sehr grundlegend ist. Aber wenn ein tollwütiger Hund kommt, und wenn ihr dann sagt 'Mitgefühl, Mitgefühl', dann sage ich, das ist töricht".

Als Höhepunkt der Veranstaltungswoche wird Rockgitarrist John Mc Laughlin in einem Konzert "die Botschaft S.H. des Dalai Lama vom Frieden in musikalischer Form ausdrücken". Eintritt: 49 Euro.

Anläßlich seiner Reise nach Norddeutschland hatte der Dalai Lama sich auch bereit erklärt, als Gastredner an einem unmittelbar vor seiner Unterweisungswoche stattfindenden „Internationalen Kongress zur Rolle buddhistischer Frauen innerhalb der Glaubensgemeinschaft" an der Universität Hamburg teilzunehmen. Dieser Kongress, organisiert von führenden Vertreterinnen unterschiedlichster buddhistischer Denominationen und mit Teilnehmerinnen aus aller Welt, hatte sich zum Ziel gesetzt, die eklatante Ungleichbehandlung buddhistischer Nonnen gegenüber ihren männlichen Kollegen - eine volle Ordination ist für Frauen nach wie vor nicht möglich - aufzuheben oder zumindest eine gemeinsame „Unterstützungserklärung" (supportive declaration) für solches Bestreben zu erarbeiten. Weshalb die Nonnen ausgerechnet den Dalai Lama als key note speaker eingeladen hatten, der seit einer ersten Konferenz zum Thema im Jahre 1987 (!) keinen Finger für ihr Anliegen der Gleichberechtigung gerührt hatte - er hätte solche Gleichberechtigung, zumindest innerhalb seines eigenen Bezugssystems, längst per Dekret beschließen können - , blieb unerfindlich.

Nach seinem Auftritt in Hamburg wird der Dalai Lama nach Freiburg im Breisgau weiterreisen, um im örtlichen Buddhistenzentrum irgendeine neu errichtete Pagode einzuweihen. Und im September wird er schon wieder im Lande sein: für sein "Bemühen um die Anerkennung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse in der Religion" erhält er die Ehrendoktorwürde der Universität Münster verliehen.

__________________________

Colin Goldners kritische Biographie "Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs" ist leider vergriffen. Sie wird in aktualisierter und erweiterter Form im Spätherbst 2007 bei Alibri, Aschaffenburg, neu erscheinen.

Quelle: Humanistischer Pressedienst

Kommentar von Michael Schmidt-Salomon: Licht und Schatten des Buddhismus

Colin Goldner erhielt aufgrund seiner Kritik Todesdrohungen von Anhängern des Buddhismus.

Freitag, 20. Juli 2007

Im Namen Gottes

Während sich Pakistan zunehmend im Griff der Mullahs befindet, konfrontiert einer der bedeutensten Rockstars des Landes diese mit seiner Musik. Wird das neue Album von Rohail Hyatt´s ihn in den Blickpunkt der Mullahs bringen?

Es war 1987, als Pakistan´s unübertroffene Rockband »Vital Signs« eine Pop-Melodie herausbrachte »Dil Dil Pakistan«. Der Song, der Titel heißt übersetzt "innig geliebtes Pakistan", wurde ein Riesenhit und entwickelte sich zur zweiten Nationalhymne der Pakistani. Rohail Hyatt wurde zu einer nationalen Ikone.

Hyatt´s Karriere könnte sich nun zum schlechten wenden. Jüngst hat er einen Film produziert und die Musik dafür geschrieben. Der Titel des Film »Khuda Kay Lye«.(Im Namen Gottes). Der Film schildert die Story eines jungen Rockmusikers, welcher durch die Mullahs eine Gehirnwäsche erfährt und nun selbst ein radikaler Islamist wird. Er hängt seine Gitarre an die Wand, lässt sich einen Bart wachsen und beginnt in einer Moschee zu leben.

Der Film bringt Hyatt´s eigene Erfahrungen zum Ausdruck. Junaid Jamshed, der ehemalige Sänger der Band Vital Signs verließ diese 1990 und schloss sich einer radikal, islamistischen Gruppe an. Die übrigen Bandmitglieder kämpften um Junaid, vergeblich. Jamshed´s Weg ist signifikant für die pakistanische Gesellschaft. Säkulare Künstler sind verschwunden. Hyatt´s Film richtet sich eindeutig gegen den Koran, angesichts der Entwicklung in Pakistan ein mutiger, aber auch gefährlicher Schritt.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Naturalismus - kein Dogma!

Wir haben die Lande gemessen, die Naturkräfte gewogen, die Mittel der Industrie berechnet, und siehe, wir haben herausgefunden, dass diese Erde groß genug ist, dass sie jedem hinlänglichem Raum bietet, die Hütte seines Glücks darauf zu bauen; dass diese Erde uns alle anständig ernähren kann, wenn wir alle arbeiten und nicht einer auf die Kosten des anderen leben will; und das wir nicht nötig haben, die ärmere Klasse an alle Himmel zu verweisen.

Heinrich Heine, Romantische Schule, 1835

Logo

RB_Star

Aktuelle Beiträge

payday loans online
dkshndc http://paydayloans2xt.com/ payday loans online...
payday loans online (Gast) - 14. Oktober, 19:13
fast payday loans
ssvjmea http://paydayloans2xj.com/ fast payday loans...
fast payday loans (Gast) - 1. Oktober, 03:28
payday loans
iycvte http://paydayloans2uw.com/ payday loans MCekQ...
payday loans (Gast) - 9. September, 16:24
order viagra online
lbevkx http://viagraonlinemtb.com / order viagra online...
order viagra online (Gast) - 29. August, 03:05
hello
tpjezn http://otquwx.com/ wlrvlcrn [url=http://egijxe.com/]wl rvlcrn[/url]
hello (Gast) - 16. August, 07:44
roxrzrrv
atkidbfp
roxrzrrv (Gast) - 12. August, 16:47
Osho
Osho mit den Moslems auf eine Stufe zu stellen, finde...
Eichhrnchen (Gast) - 19. Februar, 22:57
Zeit der Dummköpfe
Welcher Schrott wird nicht in den Fußgängerzonen deutscher...
nickpol - 16. April, 10:56
Judgment Day: Intelligent...
In this award winning documentary, NOVA captures the...
nickpol - 28. November, 12:00
Gerhard Gundermann -...
nickpol - 26. Oktober, 10:21

Alle Links in Popups öffnen

alle Links auf der aktuellen Seite in einem neuen Fenster öffnen 

Meine Kommentare

Der hätte die Abrissfirma...
Der hätte die Abrissfirma mit einem Handtuch erschlagen....
nickpol - 15. Juni, 13:59
in doors we trust
yeah, that'll be true :)
nickpol - 21. Januar, 10:30
Wer hat denn Wissenschaft...
Wer hat denn Wissenschaft zur Religion erhoben. Etwas...
nickpol - 19. Juni, 09:17
Bei mir hier heissen...
Bei mir hier heissen die Mulwarp, und wenn sich einer...
schlafmuetze - 27. Februar, 20:44
Danke Misanthrop, dir...
Danke Misanthrop, dir auch :)
nickpol - 31. Dezember, 13:31
Ich halte nicht viel,...
Ich halte nicht viel, oder besser gesagt gar nichts...
nickpol - 18. Oktober, 15:03
sieht doch gut aus, in...
sieht doch gut aus, in meiner verehelichten Zeit lief...
schlafmuetze - 17. August, 22:57
@Ansuzz
nicht aus allen Philosophien und Religionen etwas....
schlafmuetze - 8. August, 20:23

Suche

 

Status

Online seit 7161 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 14. Oktober, 19:13

Credits

RSS Box

Global

Social Bookmarking
Bookmark bei: Mr. Wong Bookmark bei: Webnews Bookmark bei: Icio Bookmark bei: Oneview Bookmark bei: Linkarena Bookmark bei: Favoriten Bookmark bei: Power Oldie Bookmark bei: Newskick Bookmark bei: Linksilo Bookmark bei: Readster Bookmark bei: Folkd Bookmark bei: Yigg Bookmark bei: Digg Bookmark bei: Del.icio.us Bookmark bei: Reddit Bookmark bei: StumbleUpon Bookmark bei: Slashdot Bookmark bei: Netscape Bookmark bei: Furl Bookmark bei: Yahoo Bookmark bei: Spurl Bookmark bei: Google Bookmark bei: Blinklist Bookmark bei: Diigo Bookmark bei: Technorati Bookmark bei: Smarking
Bloggers' Rights at EFF

«#Euro Blogs?»

My status Locations of visitors to this page