Religion

Montag, 19. Mai 2008

Die Sklaverei des Geistes

Bondage of Mind_Cover

von Tim Callahan

Die meisten von uns, die kritisches Denken gewohnt sind, sind vertraut mit dem, was wir unter dem Komplex des Fundamentalismus verstehen, der ausdrücklich den christlichen Fundamentalismus einschließt.

Die Sklaverei des Geistes beschäftigt sich speziell mit dem jüdischen Fundamentalismus. Genau wie der Protestantismus ist vor allem der evangelikale Fundamentalismus eine potente Kraft in der Christenheit. Gleiches gilt für das orthodoxe Judentum unter den heutigen Juden. Das orthodoxe Judentum beansprucht die einzig gültige Form des Judentums zu sein, ähnlich dem der Fundamentalisten unter den Christen.

Im Prozess der Evangelisierung der Juden, vor allem der jüdischen Jugend, wird auf jene verwiesen, die ihre Loyalität vom reformierten Judentum zum orthodoxen überleiteten. Der Ursprung für die Teilung des Judentums in die ideologischen Bereiche orthodox, reformiert und konservativ, liegt in der jüdischen Aufklärung des 19. Jahrhunderts. Die meisten europäischen Denker betrachteten die Juden bis zur jüdischen Aufklärung kulturell und intellektuell als hoffnungslos rückständig. Die intellektuelle Isolation der Juden resultierte aus der Trennung von der sie umgebenden christlichen Gesellschaft und der damit über Jahrhunderte verbundenen Verfolgung.

Während die europäische Gesellschaft im 17. Jahrhundert als eine teilweise Reaktion auf die schrecklichen, religiösen Kriege (vor allem des 30-jährigen Krieges) effektiv säkularisiert wurde,, verblieben die Juden weitestgehend im Mittelalter.

Die Verbreitung der demokratischen Ideologien im 19. Jahrhundert führte zu einer Ablehnung des Antisemitismus, insbesondere unter den Intellektuellen jener Zeit und zur Reduzierung der gesetzlichen Isolation der Juden. Im Ergebnis dieser Reformen reagierten die jüdischen Intellektuellen mit der jüdischen Aufklärung.

Es wurden nicht nur die in ihrer Wirkung übertriebene Bekleidung hinterfragt, sondern auch die extreme Bedeutung der Ernährungsgesetze. Die Ablehnung dieser Eigenartigkeiten war das Ergebnis, es entstanden die reformierten Juden. Reformierte Juden wurden in der sie umgebenden Gesellschaft beteiligt und integriert. Der Ursprung des jüdischen Intellektualismus und die Wirkungen der jüdischen Philosophen, Mathematiker, Wissenschaftler, Künstler, klassischer Musiker und anderer - findet sich im 19. Jahrhundert, dem Jahrhundert ihrer Aufklärung.

Einigen Juden ging die Reformbewegung zu weit, insbesondere der Grad der Assimilation. Sie betonten daher ihre Rückkehr zur Praxis und zur Pflege der Ernährungsvorschriften, sie studierten die hebräische Sprache, kehrten aber nicht zu den Eigentümlichkeiten der Bekleidung zurück. Aus ihnen entwickelten sich die konservativen Juden. Wir dürfen diese Bewegung mit der katholischen Gegen-Reformation vergleichen, die eine Reaktion auf den Protestantismus darstellte.

Ein geschickter Vergleich zwischen jüdischen Fundamentalisten und amerikanischen Protestanten ist die Position der Akzeptanz einer modernen, wissenschaftlichen Sicht, vor allem der Evolutionstheorie. Über viele Jahrzehnte beteiligten sich die christlichen Fundamentalisten nicht an der allgemeinen Gemeinschaft der Protestanten und pflegten ihre Trennung von dieser. Für sie war es der Erhalt der Reinheit ihres Glaubenssystems. In den Turbulenzen der sozialen Unruhen begannen sie in den 60-ziger Jahren jedoch aktiv unter der Jugend zu missionieren. Bis 1980 wurden sie nicht nur in den verschiedenen Glaubensgemeinschaften - wie die Southern Baptists, wo die Fundamentalisten sogar liberale Kräfte von der geistigen "Führerschaft" vertrieben haben, eine aktive Kraft, sondern auch in der Politik.
"Bondage of the Mind" handelt von den aktiv missionierenden Rabbis , die speziell auf die Jugend der reformierten Juden abzielen. Gold konzentriert sich auf drei Bereiche, die von den Orthodoxen üblicherweise benutzt werden. In seiner Überprüfung der Gedanken, Ziele und Taktiken des wiederauflebenden jüdischen Fundamentalismus nutzt er: "On Judaism", von Rabbi Emanuel Feldmann , "Choose Life" von Rabbi Ezriel Tauber und "Living Up ... to the Truth" von Rabbi David Gottlieb .

In den letzten zwei Titeln sehen wir die bedingungslose Annahme der moralischen Überlegenheit durch die orthodoxen Rabbis: Wenn du meine religiöse Sicht akzeptierst und deinen Säkularismus fallen lässt, wählst du die Wahrheit und das Leben. Wenn du dem nicht zustimmst, wählst du absichtlich und offenkundig die Lüge und den Tod. Wie im christlichen Fundamentalismus zielen die orthodoxen Missionare auf die Jugend unter den säkularen und reformierten Juden.

Bart Ehrmann spricht in seinem Buch "Misquoting Jesus" über seine eigene Verwicklung in der evangelikalen Christenheit als Teenager. Er betont, dass die Missionierung der Jugend durch den protestantischen Fundamentalismus die Unsicherheiten und Ungewissheiten dieser Altersgruppe besonders ausnutzt. Die Orthodoxen tun dasselbe. Die Person, welche nach den Kandidaten für eine Bekehrung fischt, erscheint sehr positiv und sehr sicher in ihrem Auftreten. Sie wirkt in väterlichen Wohlwollen auf den potentiellen Konvertiten ein und siehe da, sie scheint etwas vom jugendlichen Denken zu verstehen. "Du bist verwirrt, nicht wahr?" Der Jugendlich denkt, "Wie kann er das wissen?" Ehrmann betont, dass er natürlich verwirrt war, schließlich war er noch ein Teenager.

Am Anfang seines Buches stellt Gold eine Reihe von einzelnen Kapiteln mit Details aus dem Alten Testament und deren Scheitern in der Praxis dar, die von den Orthodoxen jedoch als das Wort Gottes dargestellt werden, das den Schriften der Menschen gerecht wird. Der Anspruch, eine Paßfähigkeit zwischen der Bibel und der Archäologie zu erlangen, scheitert schon im Ansatz. Zahllose Versuche diesbezüglich verliefen ergebnislos. Es gibt jedoch eine Reihe von Archäologen der Bibel, die aus ihrer Verpflichtung heraus Indizien und Beweise finden wollen, mit denen sich eine große Zahl von Hebräern in der späten Bronzezeit Ägyptens(z.B. ägyptische Gefangenschaft) belegen lassen. Genauso suchen sie Beweise über den Exodus oder die Erorberung von Kanaan und das vereinigte Königreich unter David und Salomon .

Während die Bibel behauptet, dass die Armee Sennacheribs, König von Assyrien, in der Zeit der Belagerung Jerusalems wunderbarer Weise von den Engeln des Herrn in einer einzigen Nacht vernichtet wurde und König Hezekiah über die Assyrer triumphierte (2 Könige 19:35-37); liefern die Geschichte und die Archäologie eine andere Version des Ereignisses. König Sennacherib plünderte und verwüstete jede Stadt in Judäa außer Jerusalem, Hezekiah bezahlte einen riesigen Tribut an die Assyrer, bevor sich diese in Jerusalem und seiner Umgebung festsetzten. Detaiillert zeigt Gold die Fehler der biblischen Behauptungen über die göttliche Vergeltung und das Scheitern der biblischen Prophezeiungen.

Ein spektakuläres Beispiel, wie die Guten bestraft werden, die Schlechten und Bösen jedoch so davon kommen, finden wir am Ende des zweiten Buches der Könige. Manasse, der schlechte König von Judäa, der andere Götter anbetet, Wahrsager und Zauberer befragt, erfreute sich einer langen und friedvollen Herrschaft (692-639 v.u.Z, 53 Jahre), während König Josiah, der Größte unter den jüdischen Reformern im Kampf fiel, gerade 37 Jahre alt. Bei seiner Thronbesteigung war er 8 Jahre alt. Er regierte von 638-609 v.u.Z, also insgesamt 29 Jahre, viele Jahre davon war er minderjährig. Warum also gedieh der böse Könige Manasse in aller Herrlichkeit, während der gute König Josiah in der Blüte seines Lebens sterben musste? Die Bibel erklärt dass in dieser Art: (2 Könige 23:25-26)

Und vor ihm ist seinesgleichen kein König gewesen, der zur Jahwe umgekehrt wäre mit seinem ganzen Herzen, und mit seiner ganzen Seele und mit seiner ganzen Kraft, nach den Gesetzen Moses; und nach ihm ist seinesgleichen nicht auferstanden.
Doch kehrte Jahwe nicht um vor der großen Glut seines Zornes, womit sein Zorn wider Judäa entbrannt war, wegen all der Reizungen, mit welchen Manasse ihn gereizt hatte
.

So ist es also. Entsprechend der Bibel tötet Gott die Guten für die Sünden der Bösen und bestraft die Menschen für die Fehler ihrer Könige. Das erinnert mich an eine alte Varité-Nummer: "Der Akt vor mir war so schlecht, dass das Publikum immer noch buhte, als ich die Bühne verließ". Sowohl die christlichen, als auch die jüdischen Apologeten haben mit dem eben Zitierten gerungen. Oft in den bizarren Verschachtelungen ihrer Logik schwelgend, erklären sie uns, warum es wirklich Sinn macht, dass Gott gut ist, obwohl er Josiah tötete, während er Manasse nicht bestrafte.

Als nächstes bringt uns Gold das Dogma des einzigartigen Überlebens des jüdischen Volkes nahe. Das ist eins ihrer Hauptargumente, Gottes auserwähltes Volk zu sein. Die Argumentation folgt diesem Weg: Kein Volk der Geschichte hat einen Leidensweg zurücklegen müssen, wie es den Juden widerfahren ist. Bei allem was Recht ist, das jüdische Volk könnte heute ausgestorben sein. Bis heute haben sie nicht nur wunderbarerweise den Holocaust überlebt, sondern sind auch gegen alle Wahrscheinlichkeiten nach Israel zurückgekehrt und haben ihre uralte Nation wiederhergestellt. Gold betont, dass die Juden nicht das einzige Volk mit einem antiken Stammbaum sind, welches bis in die moderne Zeit überlebt hat. Das Überleben des jüdischen Volkes ist nicht das einzigartige Phänomen, welches die Orthodoxen für sich beanspruchen. So existieren die Basken zum Beispiel wesentlich länger als die Juden. Fakt ist, die Anwesenheit der Basken in den Pyrenäen geht den Geschichtsaufzeichnungen zeitlich voraus. Auf der Grundlage der jüngsten genetischen Untersuchungen ist feststellbar, dass sie über 40.000 Jahre in ihrem angestammten Gebiet siedeln. Das ist zehnmal mehr als die Dauer der identifizierbaren jüdischen Kultur. In dieser Zeit überstanden sie die Gewalt der Karthager, Römer, Mauren , Franken und Nazis. Anhand dieses Beispiels und anderer detaillierter Argumente betont Gold, das Überleben der Juden im Angesicht der Diaspora und der Pogrome ist bemerkenswert, aber es ist ohne göttliches Eingreifen erklärbar.

All das führt uns hin zum Kapitel 10, "Der Irrtum einer überlegenen, fundamentalistischen Moral." In vielerlei Hinsicht könnte man denken, dass dieses Kapitel der große Höhepunkt des Buches ist. Ich nenne es das Mörder-Kapitel des Buches, und ein wenig Mörderhaftes haben die 44 Seiten, die man durchstehen muss, an sich, aber die Mühe ist es Wert. Am Anfang des Kapitels zitiert Gold zahlreiche Passagen aus Rabbi Feldmanns "On Judaism", das unsere heutige Gesellschaft angreift, sie als tiefgreifend materialistisch, miserabel, hedonistisch und ohne Bedeutung charakterisiert. Nur durch Rückkehr zu den felsenfesten Werten der Orthodoxie können junge Juden ihren Weg aus dem säkularen Morast herausfinden. Gold betont, dass Feldmann darauf achtet emotional geladene Wörter zu verwenden, um seine Kritik auf alle Teile der Gesellschaft anwenden zu können, die nicht Bestandteil des orthodoxen Judentums sind. Er legt haargenau die orthodoxe Strategie fest und seine logischen Fehler sind sehr hübsch auf Seite 128 des Buches zu lesen. Was Feldmann und Gottlieb tun ist ganz offensichtlich. Sie versuchen das Allgemeine ganz groß zu schreiben, undeutlicher Glaube führt zum Verlust der religiösen Standards, das wiederum führt unvermeidlich zum Verlust des moralischen Standards. In dieser Taktik stecken zwei ernsthafte Fehler. Erstens, ein starkes Argument und ich benutze es, strikte religiöse Standards führen sehr oft zu Praktiken, die vielen von uns unmoralisch erscheinen. ich verweise nicht auf fromme Gläubige die auf Abwege geraten sind. Ich spreche über den Glauben und seine Praktiken die in den religiösen Doktrinen selbst eingebettet sind.

Nachdem betont wurde, dass die westliche Gesellschaft, trotz ihrer Probleme immer noch die ist, in welcher sich Männer und Frauen der größten persönlichen Freiheit erfreuen können, wendet Gold die Aufmerksamkeit auf die Problematik des Ersatzes der säkularen Freiheit durch die Werte des orthodoxen Judentums. Das Oberste Gericht Israels bestimmte im Jahr 2001, dass israelische Bürger die zum Judentum durch nicht-orthodoxe Rabbis konvertiert sind, als anerkannte Juden gelten. Diese Entscheidung muss hart gewesen sein. Für die Orthodoxen ist diese Entscheidung skandalös und disaströs.

Danach kommt Gold zur Stellung der Frau im orthodoxen Judentum. Die Frauen sind nicht nur von der Teilnahme an den Gottesdiensten ausgeschlossen, im religiösen Kontext werden sie schlichtweg als nicht-menschliche Wesen behandelt. Gold berichtet über die Art und Weise eines Interviews, welches Rabbi Menacham Mendel Taub im Jahr 2000 der Journalistin Deborah Sontag gewährte. Fragen und Antworten wurden durch einen Sekretär übermittelt, da der Rabbi keine Fragen von einer Frau entgegennehmen wollte. Assistenten stellten eine Sichtblende zwischen Sontag und den Rabbi, so dass er sie nicht sehen musste. Orthodoxe Männer danken jeden Morgen Gott in einem Gebet, dass er sie nicht zur Frau werden lassen hat. Eine der großen Reformen der jüdischen Aufklärung war die Tatsache, Frauen ein Recht auf Bildung zu zugestehen.

Gold betont, dass die orthodoxen Rabbis noch nicht einmal aus Versehen Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen haben, nicht gegenüber den Menschen und schon gar nicht der Regierung gegenüber. Erinnern wir uns daran was Rabbi Ovadia Yosef, der geistige Führer der Shas-Partei in Israel über den Bildungsminister Yossi Sarid zu sagen hatte. Sarid hatte mehr Übersicht und Kontrolle über die Shas-Schulen verlangt, insbesondere über etwas, was man höflich ausgedrückt, Unregelmäßigkeiten nennen könnte. Darüber hinaus resultiert die Verärgerung Yosefs aus der Tatsache heraus, dass der politische Führer der Shas-Partei, Aryeh Deri, wegen Hehlerei und Korruption verurteilt wurde. In einer Synagoge in Jerusalem nannte der Rabbi Sarid "einen Satan" und sagte anschließend, dass Gott Amalek ausrottete, vielleicht würde er ja mit Sarid ähnlich verfahren. So wie er uns gezeigt hat, in dem er Haman tötete und die Rache vollzogen wurde, so wird die Rache auch an Sarid vollstreckt werden. "Verflucht sei Haman. Verflucht sei Sarid". Kurz nach diesem Vorfall erfolgte die Ermordung Yitzak Rabbins durch einen bekannten orthodoxen Juden. Der Generalstaatsanwalt von Israel hatte alles vorbereitet, um Yosef wegen Anstiftung zur Gewalt anzuklagen. Auf Grund der enormen politischen und religiösen Macht des Rabbis kam es jedoch nicht dazu. Im Buch werden weitere Beispiele starker, religiöser Raserei aufgezeigt. Gold macht einen exzellenten Vergleich der Rabbis mit den muslimischen Theokraten. Beiden Gruppen ist eine implizite, manchmal auch explizite Feindschaft in Richtung Demokratie zu eigen. Wenn jemand behauptet, dass Israel sich in eine Theokratie verwandeln könnte, ähnlich der im Iran unter Ayatollah Khomenei, braucht er sich nicht all zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Auf die oben genannte Anklageerhebung gegen Aryeh Deri, wegen Hehlerei und Korruption verweisend, beschreibt Gold nun, wie dieser langwierige Prozess mit vielen Einsprüchen, von überzeugten, orthodoxen Juden begleitet wurde. "Das Märtyrium in der Hand der säkularen Elite. "Offensichtlich ist die viel gepriesene überlegene Moral der Orthodoxen nur eine Frage der entsprechenden Definition. Ein solche Erklärung ist auf anderem Wege in die Verurteilung von Jack Abramoff, wegen Steuerhinterziehung und Betruges eingeflossen(Seite 159ff.). Eine faszinierende Frage ist, wie Abramoff und seine vier chassidischen Gefolgsleute für ihre konspirative Steuerhinterziehung verurteilt wurden, während andere fortfuhren, die gleichen Mittel und Wege zu benutzen, dieselben Ziele und Zwecke verfolgten, dabei aber brave, orthodoxe Juden waren, die den Shabbat einhielten, sich koscher ernährten, die vorgeschriebenen Gebete vollzogen und alles taten, um ihren orthodoxen Glauben zu leben und auf der anderen Seite ein unmoralisches und kriminelles Verhalten zeigten. Die orthodoxe Antwort? "Solche Personen sind per definitionem einfach keine religiösen Personen", so Emanuel Feldmann. Ist das nicht der alte, rhetorische Trick, die Wahrheit zu definieren, wie wir schon vorher gesehen haben? So, im Falle Aryeh Deris, er ist eine religiöse Person, die nicht schuldig sein kann, für was sie schuldig ist und im Falle Jack Abramoffs, da er schuldig ist, kann er keine religiöse Person gewesen sein. Das ist eine klassische nichtfalsifizierbare Position. Nichtfalsifizierbare Positionen sind im Rahmen der Wissenschaften irrational und unehrlich. Ethische Angelegenheiten betreffend sind sie völlig verwerflich.

Gold führt noch andere Beispiele verwerflichen Verhaltens als Bestandteil der Orthodoxie an. Insbesondere die Tatsache, wie orthodoxe Autoritäten Rabbis schützen, bei denen sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen bekannt wurde, bis hin zur Strafvereitelung. Dafür, dass die römisch-katholischen Autoritäten in ähnlicher Weise pädophile Priester respektierten, sehen wir dieses Problem als endemisch an. Religiöse, autoritäre Strukturen begünstigen unmoralisches, unethisches Verhalten bei einem Teil ihrer Funktionäre. Das ist natürlich nicht nur ein Problem religiöser Machtstrukturen allein. Zu tage tritt, wie immer, dass alle Machtstrukturen Kontrolle benötigen, dass sie für ihr Tun gegenüber den Menschen, verantwortlich sind. Das Problem mit den religiösen Machtstrukturen ist oftmals und im besonderen vor allem wahr. Wenn man bedenkt, was Gott durch den jüdisch-orthodoxen Glauben zu sagen hat, so verweigern sich die orthodoxen Autoritäten, oftmals mit Selbstgerechtigkeit, jedweder Kontrolle von Außen. Diese Strukturen sind nicht durchschaubar. Das hebt den totalen Bankrott der moralischen Überlegenheit des orthodoxen Judentums hervor.

Das Buch ist sorgfältig recherchiert, gut geschrieben und leicht lesbar. Bondage of the Mind ist R.D. Golds erstes Buch, ein viel versprechender Anfang.

Samstag, 3. Mai 2008

Mausoleum Padre Pio

Wie schon bei seiner Heiligsprechung 2002 feierten die Gläubigen auch heuer ihren Padre Pio. (reuters)

Italien hat seinen "Säurenheiligen" Padre Pio ausgraben lassen. Es hat schon etwas von Leichenfledderei und Störung der Totenruhe an sich, was da geschehen ist. Da liegt er in seinem Glasschrein, wächsernes Gesicht und sieht aus als mache er ein Nickerchen, wenn man den ungesunden Teint mal übersieht, welcher einen doch an einen Zombie erinnert.

Für alle die ihn nicht kennen, Lenin, wie er in seinem Mausoleum in Moskau seit über 80 Jahren ausgestellt ist. Ähnlich wie dem "Säurenheiligen", hat er als untote Kultfigur jedoch viel Leid in die Welt gebracht. Seine Fans lieben und bewundern ihn, ganze Generationen haben sein Mausoleum besucht und stundenlang gewartet um an seinen Schrein zu treten. Die Parallelen die sich mir da auftun sind so überraschend nicht. Die katholische Kirche gräbt ihre toten Heiligen wieder aus, ihr Antikommunismus hat sie nicht daran gehindert es den Kommunisten nachzutun. Demnächst, so wird angedroht soll sogar JP2 ausgebuddelt und verglast ausgestellt werden. Vielleicht kann man ja ein paar arbeitslose Konservierer aus Moskau kommen lassen, die umfangreiche Erfahrungen im Einwachsen von Leichen haben, Pio seit 40 Jahren tot, sieht dafür überraschend gut aus, die Konservierer der katholischen Kirche haben einen guten Job gemacht.

Jetzt folgte der ernste Teil der Story.

15'000 Gläubige pilgern zu Padre Pio

Volksheiliger in Glassarg in Süditalien aufgebahrt

Tausende katholische Pilger haben sich in Süditalien versammelt, um dem vor 40 Jahren verstorbenen Padre Pio die Ehre zu erweisen. Die Gläubigen wollen den kürzlich exhumierten und präparierten Leichnam des Volksheiligen besichtigen.

Padre Pio wird im süditalienischen San Giovanni Rotondo in den kommenden neun Monaten in einem gläsernen Sarg ausgestellt. Mehr als 15'000 Besucher werden allein am ersten Tag in der Krypta der Kirche Santa Maria delle Grazie erwartet.

Die Feierlichkeiten begannen mit einer Messe und einer Prozession. Internationale Medien reisten für dieses religiöse Grossereignis an, Fernsehsender berichteten live.

Padre Pio in Italien verehrt

Der Kapuzinermönch und Wunderheiler Padre Pio wird in Italien verehrt, die Bilder des Mönchs hängen in zahlreichen italienischen Häusern, Restaurants und Geschäften. Der als Francesco Forgione geborene Ordensmann lebte von 1887 bis 1968.

Im Alter von 23 Jahren tauchten an seinen Händen, Füssen und der Brust Wunden auf, die an die Kreuzigungsmale Jesu erinnerten. Bereits zu Lebzeiten wurde er wie ein Heiliger verehrt. Im Jahr 2002 sprach Papst Johannes Paul II. Padre Pio heilig.

weiterlesen tagesschau.sf.tv

Sonntag, 30. März 2008

Meinungsfreiheit beginnt im eigenen Kopf

Nachdem es der Humanistische Pressedienst (hpd) wagte, dem mündigen Bürgertum einen Film anzubieten, der den Islam kritisiert, tun ihm das die Betreiber dieses Blogs nun gleich. Solidarität mit den Grundwerten unserer freien Gesellschaft erscheint uns hier angemessen.

Denn was auch immer man von Geert Wilders Film "Fitna" hält oder nicht hält, es gibt keinen Grund, ihn zu boykottieren. Carsten Frerk, der Chefredakteur des hpd, sagt dazu:

"Die Aussagen und Darstellungen des Films sind in der Sache richtig. Es wird auch keine allgemeine oder differenzierte „Wahrheit" über den Islam angekündigt, sondern das „Islamistische" im Islam dargestellt - nicht nur in der Theorie des Koran, sondern in der brutalen Realität von Attentaten, Hinrichtungen und Steinigungen, die mit Suren des Koran begründet und gerechtfertigt werden.

Die Aussagen des Filmes sind keine erfundenen Parolen von Herrn Wilders, sondern Zitate, Bilder und Fakten über fanatisierte Prediger und Gläubige."

Während HVD und IBKA auf die Palme gehen und von dort mit hohlen Kokosnüssen um sich werfen – da weiß man, an wen man sich wenden muss, wenn man gesteinigt/genusst werden will –, spricht sich der Zentralrat der Ex-Muslime für die freie Debatte aus. Also ein Thema, das die säkulare Szene, wie zuletzt das Ferkelbuch, zumindest halbiert.

LiveLeak, die ersten Anbieter des Films, haben ihn nach Morddrohungen von Islamisten von ihrem Portal genommen. Morddrohungen an die Brights gehen bitte direkt an folgende Addresse (dort landen sie ohnehin): Bundeskriminalamt. Sie haben auch die Wahl, die Drohungen Ihrer örtlichen Polizei zu überreichen. Hier herrscht schließlich Wahlfreiheit.

Über Google Video ist der Film hier zu sehen. Abweichende (und zustimmende) Meinungen sind erwünscht:

Samstag, 23. Februar 2008

Der Westen an die Welt:akzeptiert unsere Werte oder sterbt

Die wuchtige Auslegung westlicher Werte bedroht den Weltfrieden mehr, als der Besitz von Massenvernichtungsmitteln durch muslimische Staaten.

Wenn immer westliche Regierungen Massenvernichtungswaffen und Muslime in einem Atemzug nennen, versetzen sich die Medien der westlichen Welt in wilde Aufregung. Sie zeigen uns, dass katastrophale Ereignisse sich aus dieser Situation entwickeln können.

Die alte europäische Fabel, vom verbreiten des Islams durch das Schwert, kommt zu erfrischender Wertigkeit. Es wird der Eindruck vermittelt, dass Muslime extrem gefährlich sind, höchst unverantwortlich und das menschliche Leben nur geringschätzen. Von hier ergeht der Schrei an alle, die muslimische Welt ist zu entwaffnen, natürlich von Massenvernichtungsmitteln. In einigen Fällen werden die Argumente dazu benutzt, die Politik gegen die Regimes in Syrien, Iran und villeicht in Pakistan zu rechtfertigen. Studiert man die Geschichte des Islam, so kommt man unweigerlich an den Punkt festzustellen, dass eben die Muslime nicht die blutdürstigen Machthaber sind, die sich das Ziel gesetzt haben, den Rest der Menschheit auszurotten. Nimmt man die gleichen Eckpunkte für die Studien der westlichen Kultur kommt man nicht zu dem selben Ergebnis. Der Westen hat ganze Kulturen ausgelöscht. So z.B. die Inkas, die amerikanischen Indianer, die Azteken und die Aboriginees. Die, die die Kolonisation überlebt haben, wurden christianisiert, oder wie B16 im letzten Jahr schwadronierte, »...der Katholizismus habe die indigenen Völker gereinigt...«. Das lässt sich fortsetzen, in Afghanistan, gebärden sie sich als Beihelfer zum Drogenhandel, der Gucci-Paschtune Karsai, Präsident von amerikanischen Gnaden, ohne diese längst wieder im Exil. Oder der Irak, als die Legionen des wiedergeborenen Christen Bush in Mesopotamien einfielen, die Hure Babylon vor Augen und den Gedanken ans Erdöl fest im Kopf fixiert.

Der Westen diktiert dem Rest der Welt seine Wertvorstellungen, wenn es sein muss, auch mit Gewalt, die den Weltfrieden viel stärker bedroht als islamistischer Fundamentalismus. Dieser wird nicht zuletzt gegen uns selbst eingesetzt, durch eben diese Regierungen, die so grossen Wert auf unsere Kultur legen, dabei zu allererst, diese fragmentarisch abschaffen.

Freitag, 25. Januar 2008

Heath Ledger und die Westboro Baptist Church

die wissen es ganz genau.

Mittwoch, 23. Januar 2008

Ateistischer Fundamentalismus?

hpd

AC Grayling über einen Dauerrenner religiöser Apologetik: Fundamentalistische Atheisten. Existieren sie wirklich? Und: Was soll das überhaupt sein?

Es ist an der Zeit, die Fehler und Vermutungen hinter dem Schlagwort, das einige religiöse Menschen benutzen, wenn sie von denen sprechen, die ihren Unglauben an irgendeine religiöse Behauptung offen ausdrücken, zur ewigen Ruhe zu betten: Das Schlagwort „fundamentalistischer Atheist". Wie würde ein nicht-fundamentalistischer Atheist aussehen? Wäre das jemand, der nur so irgendwie glaubt, dass es keine übernatürlichen Wesen im Universum gibt - vielleicht, dass es nur einen Teil von Gott gibt (einen göttlichen Fuß oder einen göttlichen Hintern)? Oder dass Götter nur gelegentlich existieren - etwa nur Mittwochs und Samstags? (Das wäre gar nicht so ungewöhnlich: Für viele nicht-denkende Quasi-Theisten existiert Gott nur Sonntags.) Oder könnte es sein, dass es sich bei einem nicht-fundamentalistischen Atheisten um jemanden handelt, der kein Problem damit hat, dass andere Menschen zutiefst falsche und primitive Dinge über das Universum glauben, auf dessen Basis sie Jahrhunderte damit verbrachten, andere Menschen massenhaft zu ermorden, die nicht ganz genau die selben falschen und primitiven Dinge glauben wie sie selbst - und das noch immer tun?

Christen meinen mit „fundamentalistischen Atheisten" unter anderem jene, die Menschen den Trost des Glaubens verweigern würden (vor allem den Alten und Einsamen), sowie die Begleitung durch einen erhabenen, unsichtbaren Beschützer in einer dunklen Seelennacht - und solche, die (absichtlich) die atemberaubende Schönheit glaubensinspirierter Kunst nicht sehen wollen. Allerdings ist das Christentum in seiner sentimentalen Form eine sehr moderne und höchst modifizierte Version von etwas, das für den größten Teil seiner Geschichte oft eine gewalttätige und immer unterdrückende Ideologie gewesen ist - denken Sie an die Kreuzzüge, Folter, Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen, die Versklavung von Frauen zur stetig wiederholten Kindsgeburt und zu nicht scheidbaren Ehemännern, die Verwerfung menschlicher Sexualität, der Gebrauch von Furcht (vor Höllenfolter) als eine Kontrollinstanz und die grausamen Folgen falscher Anschuldigungen gegen das Judentum. Heutzutage hat sich das Christentum dagegen auf weichgespülte Stimmungsmusik spezialisiert; seine Höllendrohungen, sein Verlangen von Armut und Keuschheit, seine Doktrin, dass nur Wenige gerettet und Viele verdammt werden, sind allesamt verworfen und wurden ersetzt durch klimpernde Gitarren und ein zuckersüßes Lächeln. Es hat sich selbst so oft, mit dem Ziel seine Macht über Leuchgläubige zu erhalten, neu erfunden und das mit einer solch atemberaubenden Heuchelei, dass ein mittelalterlicher Mönch, würde er heute erwachen wie Woody Allens „Der Schläfer", den Glauben nicht wiedererkennen könnte, der den selben Namen trägt wie sein eigener.

Zum Beispiel: Man erzählt großen nigerianischen Gemeinden, dass der Glaube ein hohes Einkommen garantieren würde - tatsächlich erzählt ihnen Hochwürden X, dass sie glücklicher und reicher sein werden, wenn sie seiner Gemeinde beitreten, als wenn sie der Gemeinde von Hochwürden Y beitreten. Was ist mit dem Nadelöhr passiert? Ach ja, richtig: Dieses kleine Schlupfloch haben sie ja schon vor langer Zeit gestopft. Was ist dann mit „Mein Königreich ist nicht von dieser Welt"? Was ist mit der Seligkeit von Armut und Demut? Die britische Staatskirche hat offiziell die Hölle durch einen synodischen Beschluss in den 1920ern verboten und die Einschränkungen für den Platz von Frauen in Kirchen vom heiligen Paulus (der sagte, sie müssten still im hinteren Bereich sitzen, mit bedeckten Köpfen) werden schon so weit ignoriert, dass es bereits weibliche Pfarrer gibt und bald wird es auch weibliche Bischöfe geben.

Man muss nicht bis nach Nigeria fahren, um die Heuchelei der eigenen Neuerfindung bei der Arbeit zu beobachten. Rom genügt bereits, wo die aktuelle ewige Wahrheit der Limbus-Doktrin aufgegeben werden soll - der Ort, wo die Seelen ungetaufter Babies hinkommen. Inzwischen verbreiten einige Kardinäle die Erkenntis, dass die Idee mit den Kondomen akzeptabel ist, natürlich nur in einer Ehe, und das in Ländern mit sehr vielen HIV-Infizierten. Das letzte, für jeden außer einem wachsamen Katholiken nicht nur ein klarer Fall für den gesunden Menschenverstand, sondern ein humanitärer Imperativ, ist in seinem Kontext eine aufregende Entwicklung. Vernünftige Katholiken ignorieren schon seit Generationen die Ansichten über Verhütung, die reaktionäre alte Männer im Vatikan teilen, aber gut, da es Ziel aller religiösen Doktrinen ist, ihre Verehrer in einem Zustand intellektueller Infantilität zu bewahren (wie sonst gelingt es ihnen, Absurditäten für glaubwürdig zu halten?), haben es nur unzureichend viele Katholiken geschafft, vernünftig zu sein. Werfen Sie nur einen Blick nach Irland bis vor kurzer Zeit, wenn Sie ein Beispiel dafür sehen möchten, welches Leid der Katholizismus auslöst, wenn er nur kann.

„Intellektuelle Infantilität": Dieser Begriff erinnert uns daran, dass Religionen vor allem durch Gehirnwäsche bei Kindern überleben. Drei Viertel der Schulen der britischen Nationalkirche sind Grundschulen; Alle Religionen, die sich gerade um unsere Steuergelder schlagen, um ihre "glaubensbasierten" Schulen zu betreiben, wissen, dass sich ihr Griff allmählich lockern wird, wenn sie keine intellektuell wehrlosen Drei- und Vierjährigen missionieren. Die Einschärfung der verschiedenen konkurrierenden - ich betone konkurrierenden - Glaubensvorstellungen der drei Weltreligionen in die Köpfe kleiner Kinder ist eine Form von Kindesmissbrauch und ein Skandal. Lasst uns die Religion herausfordern, Kinder in Ruhe zu lassen bis sie Erwachsene sind, wenn man ihnen die Grundbestandteile der Religionen zur persönlichen Erwägung präsentieren kann.

Erzählen Sie zum Beispiel einem durchschnittlich intelligenten Erwachsenen, der bislang von religiöser Gehirnwäsche verschont wurde, dass irgendwo ein unsichtbares Wesen existiert, das irgendwie so ist wie wir, mit Wünschen, Interessen, Zielen, Erinnerungen und Gefühlen wie Zorn, Liebe, Rachedurst und Eifersucht, einem beschränkten Wissen und beschränkter Einsicht; und dass dieser Gott auf magische Art eine sterbliche Frau schwängert, die dann ein besonderes Wesen gebiert, das diverse erstaunliche Kunststücke vollbringt, bis es zum Himmel fährt. Suchen Sie sich eine Version dieser Geschichte heraus: Lassen Sie einen himmlischen König - mal sehen - Danae oder Io oder Leda oder die Jungfrau Maria (etc, etc) schwängern und lassen Sie sie eine für den Himmel bestimmte Nachkommenschaft haben (Herakles, Castor und Pollux, Jesus etc, etc) -- oder irgendeine der anderen Versionen exakt solcher Geschichten in Babylon, Ägypten und in anderen Mythologien - dann fragen Sie ihn, an welche davon er glauben möchte. Man kann garantieren, dass eine solche Person sagen würde: An keine von ihnen.

Um also ein „fundamentalistischer" Atheist zu sein, welche dieser gerade aufgezählten Absurditäten sollte ein Atheist abwarten? Sollte ein „moderater Atheist" jemand sein, den es nicht kümmert, wie viele Millionen Menschen im Verlaufe der Geschichte schwer durch die Religion geschädigt wurden? Sollte er oder sie jemand sein, der nachgiebig kichert über die Abneigung von Sunniten gegenüber Schiiten, Christen gegenüber Juden, Muslimen gegenüber Hindus, und alle von ihnen gegenüber jedem, der nicht glaubt, dass das Universum von unsichtbaren Kräften gelenkt wird? Ist ein akzeptabler Atheist (für die Gläubigen) jemand, der meint, es sei vernünftig von den Menschen zu glauben, dass die Götter gelegentlich die Naturgesetze aufheben, um persönliche Gebete zu beantworten, oder solche, die sich um die Rettung seiner Seele vor weiterer Sünde (besonders die Sünde der Heresie) drehen und es in seinem eigenen Interesse liegt, dafür ermordet zu werden?

So wie es aussieht, sollte sich niemand Atheist nennen. Diese Bezeichnung gibt Theisten bereits einen Punktevorsprung, weil sie zu einer Debatte in ihrem Bereich einlädt. Ein angemessener Begriff ist „Naturalist". Er bezeichnet jemanden, der die Natürlichkeit des Universums akzeptiert, also seine Beherrschung durch Naturgesetze. Dies verweist korrekterweise darauf, dass es nichts Übernatürliches im Universum gibt - keine Feen oder Kobolde, Engel, Dämonen, Götter oder Göttinnen. Ein solcher könnte sich genausogut „A-Feenist" oder „A-Koboldist" nennen, wie er sich „Atheist" nennt; es wäre gleichermaßen bedeutungsvoll oder bedeutungslos, dies zu tun. (Die meisten Menschen vergessen allerdings, dass der Glaube an Feen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts weit verbreitet war; die Kirche kämpfte lange und hart gegen diesen Konkurrenz-Aberglauben und trug den Sieg davon, vor allem aufgrund der - sie erraten es - kirchlichen Vorschulen und Grundschulen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet wurden.)

Im gleichen Sinne sollten Menschen mit einem theistischen Glauben Supernaturalisten [„Supers"; Anm. des Übers.] genannt werden und man kann es dann ihnen überlassen, die Entdeckungen der Physik, der Chemie und der biologischen Wissenschaften in einem Versuch zu widerlegen, ihre alternative Behauptung zu rechtfertigen, dass das Universum von übernatürlichen Wesen erschaffen wurde und am Laufen gehalten wird. Supernaturalisten sind stolz darauf, dass einige nichtreligiöse Menschen beten, wenn sie sich in Lebensgefahr befinden. Naturalisten können jedoch antworten, dass Supernaturalisten für gewöhnlich der Wissenschaft großes Vertrauen schenken, wenn sie sich etwa in einem Krankenhaus oder in einem Flugzeug befinden - und das viel öfter. Natürlich können Supernaturalisten als Vertreter der Ansicht, dass alles mit ihrem Glauben kompatibel sei - sogar scheinbare Widerlegungen davon - behaupten, dass die Wissenschaft selbst ein Geschenk Gottes sei und auf diese Weise rechtfertigen, so zu handeln. Dann sollten sie sich jedoch an Popper erinnern: „Eine Theorie, die alles erklärt, erklärt nichts."

Zuletzt lohnt es sich, auf eine verwandte und typische Ausweichstrategie vom gläubigen Volk aufmerksam zu machen. Es handelt sich um ihren Versuch, den Naturalismus (Atheismus) selbst als „Religion" auszugeben. Per Definitionem dreht sich eine Religion jedoch um die Existenz übernatürlicher Agenten oder Wesenheiten im Universum; und nicht nur um ihre bloße Existenz, sondern um ihr Interesse an menschlichen Wesen auf diesem Planeten; und nicht nur um ihr bloßes Interesse, sondern um ihr besonders detailliertes Interesse an dem, wie sich Menschen kleiden, was sie essen, wann sie es essen, was sie lesen oder ansehen, was sie als rein oder unrein behandeln, mit wem sie Sex haben und und wie und wann; und an einer Vielfalt weiterer Dinge, wie dem Unsichtbarmachen von Frauen unter umhüllender Kleidung, dem Anschnallen kleiner Boxen an ihrer Stirn oder an dem routinemäßigen unendlichen Wiederholen immergleicher Formeln fünf Mal am Tag; mit der Androhung von Strafe, wenn man eine davon falsch ausspricht.

Der Naturalismus (Atheismus) setzt jedoch laut Definition keinen solchen Glauben voraus. Jedes Weltbild, das die Existenz von etwas Übernatürlichem nicht voraussetzt, ist eine Philosophie, oder eine Theorie, oder schlimmstenfalls eine Ideologie. Wenn es die Form von einem der ersten beiden annimmt, wägt es bestensfalls die Belege dafür und dagegen ab, weiß, was es widerlegen könnte und ist bereit, sich im Lichte neuer Belege zu verändern. Das ist die Essenz der Wissenschaft. Es ist keine Überraschung, dass über gegnerische Theorien in Biologie oder Astrophysik keine Kriege geführt wurden, es keine Pogrome und keine Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen gegeben hat. Und man kann eingestehen, dass das Wort „fundamental" letztlich doch darauf zutrifft: Wie im Ausdruck „fundamental vernünftig".

Quelle: acgrayling.com
Übersetzung: Andreas Müller

Der Autor: AC Grayling ist Philosophieprofessor am Birkbeck College, University of London, und außerplanmäßiger Professor am St. Ann's College, Oxford. Er ist unter anderem bekannt für sein Buch Against All Gods (Gegen alle Götter), sein Beitrag zum Neuen Atheismus.

Samstag, 19. Januar 2008

Tom Cruise - ein Leben für Scientology



Teil II


Teil III


Teil IV


Teil V


Teil VI


Beim ersten Video ist der Chef von der Choose zu sehen, Mr. David Miscavige.
Xenu ist wirklich gross. *breitgrins*

Montag, 14. Januar 2008

Die Millionen der Mega-Kirchen

Sehr interessant zu lesen, der Untersuchungsbericht von Senator Charles Grassley. Es ist an der Zeit den Betrügerein und den Schwindel, den einige "Jesus-Gläubige" an den Tag legen, ein Ende zu bereiten.

Besondere Beachtung verdient dabei Bischof Eddy Long, der Prediger der Mega-Kirche in Lithonia, Ga. Mit einem jährlichen Einkommen von 1 Million Dollar, einer Villa mit 9 Bädern, einem über 8 ha großem Grundstück, einer Fahrzeugflotte die von einem 350.000US$ teurem Bentley angeführt wird, Jesus sorgt wahrlich für seine Kuttenträger. Diese Scharlatane stehen einem Millionen-Imperium vor, und die Gesetze der USA sichern ihnen Steuerfreiheit zu. Interessant wäre ja mal ein Vergleich mit den deutschen Pfaffen, aber die werden ja vom Staat bezahlt.

Dienstag, 18. Dezember 2007

Occam´s Rasur

Eine sehr starke Vereinfachung der Geschichte des Atheismus, aber komisch allemal. Das Diagramm der religiösen Geschichte ist genauso vereinfacht dargestellt.

Menschen argumentieren: Wissenschaft ist so kompliziert, Gott ist da wesentlich einfacher. Aber dabei ist die Erklärung vorzuziehen, dass es kein Gott gibt, sie ist wesentlich einfacher, als alles mit Gott erklären zu wollen.

via PZ Myer´s pharyngula

Mittwoch, 28. November 2007

LOLCreaBullshistic

Das Kreationisten-Museum in Kentucky ein Hort des kranken Geistes, hier gewinnt die Krankheit eine neue Dimension. :)
Der Text des oben genannten Bildes läßt sich wie folgt übersetzen:

Entsprechend Gottes Wort, kamen die Dornen nach dem Sündenfall Adam´s, vor ungefähr 6.000 Jahren, und nicht vor Millionen von Jahren. Seitdem wir die Dornen in den fossilen Aufzeichnungen entdeckt haben, unter den Dinosauriern und Pflanzen und Tieren, muß dass alles gelebt haben zur Zeit der Menschen, nach Adams Sünde.

Sehr logische Schlußfolgerungen.
via pharyngula

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Naturalismus - kein Dogma!

Wir haben die Lande gemessen, die Naturkräfte gewogen, die Mittel der Industrie berechnet, und siehe, wir haben herausgefunden, dass diese Erde groß genug ist, dass sie jedem hinlänglichem Raum bietet, die Hütte seines Glücks darauf zu bauen; dass diese Erde uns alle anständig ernähren kann, wenn wir alle arbeiten und nicht einer auf die Kosten des anderen leben will; und das wir nicht nötig haben, die ärmere Klasse an alle Himmel zu verweisen.

Heinrich Heine, Romantische Schule, 1835

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Meine Kommentare

Der hätte die Abrissfirma...
Der hätte die Abrissfirma mit einem Handtuch erschlagen....
nickpol - 15. Juni, 13:59
in doors we trust
yeah, that'll be true :)
nickpol - 21. Januar, 10:30
Wer hat denn Wissenschaft...
Wer hat denn Wissenschaft zur Religion erhoben. Etwas...
nickpol - 19. Juni, 09:17
Bei mir hier heissen...
Bei mir hier heissen die Mulwarp, und wenn sich einer...
schlafmuetze - 27. Februar, 20:44
Danke Misanthrop, dir...
Danke Misanthrop, dir auch :)
nickpol - 31. Dezember, 13:31
Ich halte nicht viel,...
Ich halte nicht viel, oder besser gesagt gar nichts...
nickpol - 18. Oktober, 15:03
sieht doch gut aus, in...
sieht doch gut aus, in meiner verehelichten Zeit lief...
schlafmuetze - 17. August, 22:57
@Ansuzz
nicht aus allen Philosophien und Religionen etwas....
schlafmuetze - 8. August, 20:23

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