Religion

Montag, 26. Februar 2007

Ohne Glauben an Gott

Am Sonntag, vor wenigen Stunden, lief im „Ersten Deutschen Fernsehen" zur besten vorabendlichen Sendezeit ein Dokumentarfilm von Christian Modehn, in dem Menschen im Umfeld des „Humanistischen Verbandes Berlin" in ihrem Denken und Tun vorgestellt wurden. Der Film drehte sich besonders um Gita Neumann als „Bundesbeauftragte des HVD für Patientenverfügungen und humanes Sterben" und um sie ganz persönlich. Die Reportage stellt das von ihr geleitete Projekt vor und blendet immer mal darüber hinaus.

Der Film ist hergestellt vom RBB unter der Regie von Christian Modehn. Der hpd kündigte diesen Beitrag bereits in einem an. Der Film trägt den Titel „Glauben ohne Gott". Die Überschrift passt sich den Filmen an, die sonst um diese Zeit auf diesem Sender laufen. Die vorliegende Rezension beginnt mit einer Kritik des Titels, zumindest seinen bisherigen Assoziationen. Diese Geschichte ist aufschlussreich und ermöglicht es anschließend, die Reportage und den Blick des Regisseurs genauer zu betrachten.

Für Kardinal Lehmann ist die Sache mit dem „Glauben ohne Gott" ganz klar. In seinem Vortrag „Theologie der Zukunft - Zukunft der Theologie", den er am 11. Dezember 2005 anlässlich der Verleihung des „Eugen-Biser-Preises" in der „Allerheiligen Hofkirche der Residenz München" , „ist schon vom biblischen Wortsinn von 'Glauben' her deutlich, dass es Theologie als Bezugswissenschaft zum christlichen Glauben ohne Gott nicht geben kann. 'Atheistische Theologie' ist entweder ein Wortspiel mit paradoxen Spiegelungen ..., oder es ist nur ein Spuk, weil man von etwas redet, was gleichzeitig verneint wird. Wo 'Glaube' dem religiösen Bereich entfremdet wird und wo man seinen Sinngehalt auf das innergeschichtlich Diesseitige überträgt und eingrenzt, wird er in der profanen Verwendung ideologieanfällig". – Diese geistige Rochade, verbunden mit der Besitzanzeige (das Wort „Glauben" gehört uns) und einer ungehörigen Portion Denunziation (Atheisten sind ideologieanfällige Naturen), verbietet eigentlich den Film unter diesem Titel.

Es war Konrad Heiden (1901-1966), ein sozialdemokratischer Journalist (bei der „Frankfurter" und bei der „Vossischen Zeitung"), Schriftsteller und Widerstandskämpfer im Saarland bis zu seinem Exil in den USA, der die These von der Gefahr eines „Glaubens ohne Gott" inhaltlich prägte und mit Nationalsozialismus identifizierte. Er hatte unter dem Pseudonym Klaus Bredow in der Weimarer Republik den Nationalsozialismus beobachtet (1932: „Geschichte des Nationalsozialismus, die Karriere einer Idee") und 1936 die erste Hitler-Biografie veröffentlicht („Das Zeitalter der Verantwortungslosigkeit. Eine Biographie." Zürich). Darin brachte er die Weltanschauung des Nationalsozialismus auf eine Formel, die nach dem Zweiten Weltkrieg nur allzu gern aus ideologischem Interesse von den Kirchen aufgegriffen wurde: „Marsch ohne Ziel, Taumel ohne Rausch, Glauben ohne Gott."

Nahezu zeitgleich mit Heidens Hitler-Biografie erschien 1937 der Roman des österreich-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth „Jugend ohne Gott", Anfang des Jahres 1938 in acht weitere Sprachen übersetzt. Er überführte das Thema publikumswirksam in die damalige intellektuelle Szene und machte aus den Folgen eines Lebens ohne Gott anschauliche Standardthesen. Ödön von Horváth löste einigen Streit aus. Das Urteil wirkte fort. Es besagt, dass Menschen ohne Gott charakter-, gedanken- und lieblos sind.

Diese Ausgangslage allein des Titels ist für die Charakteristik des hier zu rezensierenden Films nützlich und ruft zweierlei in Erinnerung: Erstens, dass „Glauben ohne Gott" eine Geschichte mit sich schleppt, in der Nichtglaubende als kulturlose Bösmenschen durch die profanierte Geistesgeschichte geschleppt werden; und zweitens, dass diese Identifikation bei Zuschauern vermutet werden kann, die sonst hier auf diesem Sender und um diese Zeit christliche Erbauung finden. Dieses Bild ist schließlich immer wieder bedient worden und für so manche katholische Oma im Rheinland und manchen niedersächsischen evangelischen Opa ist ziemlich klar wie Atheismus und Ethik zusammenhängen: die Typen hält moralisch nichts Gutes auf in ihrem Moral verderbenden Tun und wehe, wenn sie losgelassen ...

Wie sagte noch 2005 in einem Interview , der Stellvertretende Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin: „Ich kann mein Leben ohne Glauben, ohne Gott nicht denken. Für mich besteht die Haupttragik darin ..., dass wir Gott verloren haben. Wenn wir aber Gott verloren haben, dann haben wir auch die letzten Wertmaßstäbe verloren." – Nehmen wir (zum „Wir" gleich noch paar Worte) zur Kenntnis, dass es Menschen ernsthaft bewegt, was passiert, wenn man unter die Atheisten gerät. Die Angst ist groß und – nehmen wir das als Urteil über den Film vorweg: Er kratzt an diesem Bild.
Es beruhigt Zuschauer, die unter Phobien vor Kopftuchträgerinnen und Bildern von Vereinen leiden, denen Tom Cruise angehört. Der Film greift dabei ganz aktuell in die politische Debatte um Sterbehilfe und Patientenverfügungen ein. Gerade bei diesem Thema treibt viele Christen, besonders kirchliche Funktionsträger, die große Sorge um – wie es Michael Klonovsky im Oktober vorigen Jahres im <„Focus"> in Bezug auf das neue Buch von formulierte – „Können wir tatsächlich ohne Gott?" Erneut fällt auf, dass den Verteidigern des organisierten Christentums das besitzanzeigende Fürwort „Wir" flott aus der Feder schlüpft, obwohl es eine unzulässige Vereinnahmung darstellt. – Warum in diesem geistigen Umfeld über den Titel des Films „Glauben ohne Gott" sich ärgern. Schließlich gab es ja auch schon die Sendung <„Gott ohne Geld">.

In freidenkerischen Kreisen kursiert seit einigen Jahren die Losung „Glaubst Du noch oder denkst Du schon?" Sie transportiert die alte Freidenkerweisheit vom Widerspruch zwischen Glauben und Wissenschaft. Sie tut dies aber auf eine Weise, als würden sich Menschen in ihren alltäglichen Wertentscheidungen – ob es ihnen wichtig ist, die Zähne zu putzen (Achtung: Hygiene hat wissenschaftlich bewiesen ...) oder einen Krimi zu lesen (Achtung: Greife lieber zu Goethe ...) – von Wissenschaften leiten lassen, denen sie zumuten, zwischen gut und böse, schön und hässlich, menschlich oder unmenschlich zu unterscheiden.

In solcher Lage musste die Frage, <„Woran glaubt, wer nicht glaubt?"> zu allerlei Missverständnissen führen. In diese Debatte mitten hinein fällt nun dieser Film. Es interessiert gläubige Menschen, an was Ungläubige glauben. Wer den Diskurs darüber nicht verweigern möchte, muss mit Menschen kommunizieren, die es nervt, dass man ihnen erst mal damit kommt, dass man / frau weiß – und nicht glaubt. Du lieber Unsinn, was soll das bedeuten: „Wissen ohne Gott" oder „Weißt Du schon oder glaubst Du noch?"

Wer an Gott glaubt, aber wissen möchte, was die anderen so glauben, muss doch an Leuten verzweifeln, die zwar Toleranz als Wert angeben, aber Glaubende erst einmal für dumm verkaufen, indem sie ihnen Botschaften wie die obige ins Gesicht schleudern. Dieses Kommunikationsproblem aus dem Persönlichen ins Allgemeine zu heben bedeutet doch, dass Ungläubige, zumal wenn sie wissen, dass sie an den Humanismus glauben, schlechte Karten im öffentlichen Spiel um Meinungen und Ansichten, Gewissheiten und Fragen haben, wenn sie zuallererst den Glaubensbegriff monieren, ehe sie sich auf ein Gespräch einlassen.

Dieses Problem beschäftigt Christian Modehn, den Autor, schon seit Jahren als Verständigungs-, man kann auch sagen als Übersetzungsfrage. Er beobachtet den „Humanistischen Verband" auf vielen Feldern. Gewiss, ihn treibt das Bedürfnis um, das Thema „Spiritualität" zu thematisieren und es auch bei Atheisten zu suchen und zu ventilieren. Dieses Anliegen hat ihn auch bei der Komposition dieses Films geleitet

Der HVD ist erstmals seit 1994 in größerem Stil im 1. ARD-Fernsehen. Damals, ein Jahr nach seiner Gründung, wurde er sozusagen entdeckt, um wieder „vergessen" zu werden. Die Mediengeschichte wird zeigen, was daran eigenes Unvermögen oder eigene Langweiligkeit (für andere) war. Die Themen damals waren im Februar 1994 in „Horizonte" das „Transplantationsgesetz", im November 1994 im ORB „Feuerläufe", ein Bericht, der dann auch vom „Report" München übernommen wurde, im April 1997 „Esoterik" im ARD und ZDF-Morgenprogramm gesendet und schließlich, letztmalig, im September 2000 „Aufklärung über Okkultismus" mit dem Lehrer Frank Rieleit und seiner „Lebenskunde"-Gruppe in „0813", dem Kinder und Jugendmagazin der ARD.

Sieht man von einigen Beiträgen, gerade mit Gita Neumann in der Politsendung „Kontraste" oder im „Gesundheitsmagazin" einmal ab, wird der Stellenwert von „Glauben ohne Gott" noch deutlicher, denn nicht nur „einfach so" mal im Fernsehen, sondern sogar – wenn man so will – im „Kirchenfunk". Wer erwartet hier einen Film über den HVD? Zunächst wäre zu sagen: na holla, so etwas im Kirchenfunk. Denn der Film beginnt – nach einer zu Herzen gehenden Erinnerung einer Frau an ihren verstorbenen Mann – mit Bekenntnissen: Man glaube nicht an Gott, an Auferstehung und Himmel und Hölle schon gar nicht und so weiter. Harter Tobak gleich am Anfang.

Die Kamera stellt eine Gruppe Menschen vor und begleitet dann Gita Neumann bei ihrer Arbeit. Sie dokumentiert das Sprechen mit Menschen, die dem Tod ins Auge blicken. Die Menschen äußern sich ebenfalls, meist sehr bestimmt atheistisch. Frau Neumann erklärt Patientenverfügungen, stellt ihr Team vor, lässt einige zu Worte kommen, besucht eine „Lebenskunde"-Schulklasse beim Thema „Suizid", ihr familiäres Umfeld kommt ins Bild und ich freue mich, Rudolf Valenta und seine Kunst zu sehen.

Im Verlauf des dreißigminütigen Films geht es immer um Existenzielles, von dessen Bedrohungen Mann sich erholen muss und für das Frau, um es tun, sich psychisch stärken muss. Erfreulich viele Humanistinnen zu sehen. Da Gebet und Gottesanrufungen nicht zur Verfügung stehen, wird der Weg in die Natur und Halt aneinander gesucht. Da wirkt auf manchen Pragmatiker wie mich manches etwas zu süßlich, zumal man weiß, dass gerade in diesem Job, den das ambulante Hospiz da verrichtet, Zeitdruck plagt und Hektik drückt. Man möchte gern ... das ist doch aber auch eine gute Botschaft.

Die Leute dort verrichten „Seelsorge", das sagen sie sogar mitunter. Der philosophisch materialistisch und hirnspezialistisch geschulte Zuschauer wird den Begriff bemängeln. Dem könnte man entgegnen, als die dissidentischen Kulturethiker um 1900 die „Lebenskunde" entdeckten, entdeckten die gleichen Personen auch die „weltliche Seelsorge" und den „ethisch-ästhetischen Prediger" als Pendant zu kirchlichem Tun. Viel weiter sind wir praktischen Humanisten nicht in der Benennung. „Humanistische Beratung", na gut, mag theoretisch besser sein, aber „Seelsorge": da muss ich niemandem erklären, was tut, der das tut, auch wenn er oder sie es weltlich macht. Die Personen in dem Film erledigen ihr Werk sachlich und professionell und man sieht, sie tun es gern. Was will ich mehr?

Das Ganze hat etwas Getragenes, sicher dem Thema besser angemessene als aufgesetzte Fröhlichkeit. Es stemmt sich diese (auch von den Farben her) eher neblige Traurigkeit, die durch die Sprache im Off noch unterstützt wird, dann aber doch vergeblich gegen die klaren Aussagen der handelnden Personen, wenn sie denn selbst zu Wort kommen, jeder und jede in seiner / ihrer Sprache. Das Original hebt sich wohltuend ab vom Verbandschinesisch in Presseerklärungen. Das ist zwar manchmal gewöhnungsbedürftig, aber Funktionäre wohltuend belehrend über das Denken im Laden.

Es sind zugleich diejenigen Stellen, denen man ansieht, dass sie aus dem Grund der Gesamtkomposition heraus gestellt sind, an denen man sieht, dass hier Christian Modehn ein Werk produziert hat, das ihn den HVD so sehen lässt, wie er ihn eben sieht oder zu sehen wünscht. Er verfolgt auch mich seit Jahren mit einiger Zugeneigtheit und man darf sagen sorgender Aufmerksamkeit, die zu erleben oder wenigstens zu erwecken hofft, dass unsereins endlich hinter das Geheimnis von Spiritualität kommt und einen Gewinn und Genuss daraus zieht. Das so Gewünschte kaufe ich mir aber in Saisonzeiten, wenn american football ist und meine „Adler" spielen, da gehe ich hinein, hinauf und hinaus – der Rest ist privat.

Die Zuschauer, die sich den Modehn-Film im sonntäglichen Vorabendprogramm anschauen, sehen den HVD als eine menschlich tätige Organisation, deren Anhängerschaft fest glaubt, dass es keinen Gott gibt, aber ansonsten die Frage für erledigt hält, weil es Wichtigeres zu tun gibt, als über Dinge zu streiten, die man / frau, wie gesagt, für erledigt hält. Wir sehen: Patientenverfügungen werden hier ordentlich erledigt ... zum Zeitpunkt der Ausstrahlung sicher hilfreich und sehr aktuell. Es wird gezeigt, dass der Verband wichtige Sachen macht und einige über Spiritualität nachdenken. Als aufmerksamer Leser humanistischer Schriften höre ich an diesen Stellen im Hintergrund immer Joachim Kahl und Peter Schulz-Hageleit mit ihren Anregungen.

Der Film ist nicht unpolitisch, aber glücklicherweise nicht funktionärspolitisch. Er ist in meinen Augen am Politischsten gerade dort, wo er nicht Gita Neumann, sondern eine Nonne reden lässt. Selbstverständlich hat Modehn eine aufgeklärte Frau ausgesucht, die mit Gottlosen „normal" redet. Wir kennen auch andere. Das ist die eine (geheime) Botschaft. Die andren Botschaften folgern ganz offen sichtbar per Bildsprache: Gita Neumann hört zu! Sie nickt, wenn es um das Menschliche geht! Und überhaupt: kein Kirchenkampf. Man kennt die Unterschiede, lässt sie liegen, kümmert sich um Ethik ... aber das ist ja das Feld der Säkularen: Ethik ohne Gott, denn Ethik mit Gott ist ja Glauben, Erfüllung des Offenbarten.

Modehn hat selbstredend nach Zeugnissen gesucht, die den HVD – was er davon zeigt – an den Grenzen zum Religiösen zeigen. Das vorzuführen, war sein innerer Auftrag. Vielleicht ärgert er gerade damit seine Auftraggeber. Wir sehen im Film eine Baumumarmungs-Szene und beim zweiten Hinsehen listiges Lächeln der beiden Akteurinnen. Ist ja klar, es ging um das Erfassen von (kosmischer) Unendlichkeit.

Nimmt man diese Szene für sich, wirkt sie seltsam entrückt. Die Sonne scheint durch das Birkenwäldchen, das ein Friedhof ist. Aber im Kontext des Films, mit den Grabszenen, dem gewünschten anonymen Grab für den, den man soeben noch als „Kunden" interviewt hatte, da wird das Gegenteil (wenn auch schwer) erkennbar, die „spirituelle" Öffnung, die mit lebensweltlicher Grenzziehung und Auseinandersetzung einhergeht und sich von esoterischer Überhöhung, Inhaltslosigkeit, Harmonisierungsstreben, grenzenloser Beliebigkeit usw. abhebt. Leider wird gerade an diesen Stellen sichtbar (so wäre zu hoffen), dass den Kürzungen des Films um etwas mehr als zehn Minuten nicht nur Interviews zum Opfer gefallen sind, sondern auch erklärende Verbindungsstücke. Warum nicht den Film in seiner Gänze auf DVD?

Es gibt eine Sequenz in diesem Film, die ebenso erklärungsbedürftig wie lehrreich ist. Es wird gezeigt, wie in dem Projekt mit einem Sarg und einem Tuch experimentiert wird und wie längere Abschiednahme beim Tod eines Lebenspartners zu Hause möglich sein könnte. Man hört und sieht Regina Malskies, die Kulturmanagerin des Berliner HVD, sagen, nach dem Tod käme das „Nichts" wie eben vor der Geburt, man intendiert, dass es wohl auf ein sinnvolles Leben ankommt. Dann folgen Malübungen (die der Filmtext „mystisch" überhöht) und es wird ziemlich unreflektiert von „Mandala" gesprochen. Ähnliches geschieht im Zusammenhang mit der verwendeten Klangschale.

Der ganze Abschnitt hat für mich Schlüsselcharakter. Da bemühen sich Menschen unter Hereinnahme ihnen bekannt gewordener Kulturtechniken eine Art humanistisches Ritual zu erfinden. Die einen werden sagen: welcher Dilettantismus, ein richtiges Mandala geht so und so ...; andere werden meinen, für Säkulare verbietet sich derartiger Hokuspokus.

Aber, liebe Humanistinnen und Humanisten, schaut auf dieses Tun! So fängt es immer an in der Geschichte, dass man nimmt, was man braucht und dann kommt etwas heraus, von dem man meint, genau diese neue Kultur habe man schon immer gewollt, die Geschichte wäre geradezu darauf hinausgelaufen. Das ist wie mit dem Weihnachtsfest: Saturnalien, Jesu Geburt, Familienfeier ...

Der „Humanistische Verband" tut gut daran, Menschen auf ihrer Suche nach neuen Ritualen zu begleiten, Ideen und Experimente zu unterstützen, so seltsam sie sein mögen. Weltliches Bestatten und weltliches Trauern wird Formen haben, die jetzt angelegt sind. Wenn sie sich nicht entwickeln, werden die Menschen auf alte Muster zurückgreifen und auf die mit ihnen verbundene Religiosität. Das zeigt doch der Film: Humanisten suchen nach Ritualen, die Menschen helfen, sich in existenziellen Situationen zurecht- und aus ihnen herauszufinden. Der Humanismus wird hier den Menschen etwas geben – oder er wird nicht sein.

Wenn man sagt, der Film zeigt einen manchmal zu Herzen gehenden Ausschnitt aus dem Berliner HVD, dann kann man das Produkt gut bis sehr gut finden, insofern man selbst kritisch bleibt und sich zuflüstert: Ach, wäre das schön, wenn es nur immer und überall so wäre.

Auch für eine Weltanschauungsdebatte ist der Film allemal geeignet. Und was wissen wir schon über den „Glauben" unserer Mitglieder? Das Alltagsverständnis des Wortes „Glaube" bewegt sich in einem weiten Spektrum von annehmen, vermuten, für wahr halten, meinen, eine Überzeugung oder eine Gewissheit haben, zuversichtliches Vertrauen in etwas oder jemand ausdrücken, wahrhaftig und glaubhaft sein ... da werden wir doch nicht auf die zweckgerichtete monopolistische Interpretation hereinfallen, „Glauben" sei gleichbedeutend mit fromm und religiös. Daran glaube ich einfach nicht. Punkt.


Horst Groschopp

Mittwoch, 21. Februar 2007

Gott ist Tod - Die neuen Atheisten

leftGott ist tot. Zumindest in Wissenschaft und Philosophie...

Jedoch gibt es noch immer viele Menschen, die meinen, dass sie Gott bräuchten. In Amerika sind dies laut einer aktuellen Gallup-Umfrage rund neun von zehn Bürgern. Diese glauben nicht etwa an eine "höhere Macht" oder an einen "universellen Weltgeist", wie es in Europa häufig der Fall ist. Nein, sie glauben an einen persönlichen Gott, meist an die biblische Version.

Kaum überraschend, dass vielen Wissenschaftlern und Philosophen dies herzlich wenig gefällt. Von diesen haben sich drei prominente Vertreter zusammengeschlossen: Evolutionsbiologe Richard Dawkins, Hirnforscher Sam Harris und Philosoph Daniel Dennett. Nicht vergessen sollte man auch den Zoologen und Punk-Rocker Greg Graffin, der schon weitaus früher die Religion offen kritisierte. Sie bilden die Bewegung der "Neuen Atheisten". Wir möchten Ihnen die Drei kurz vorstellen, die Interview-Auszüge übersetzen wir dabei ins Deutsche.

Tatsächlich ist etwas neu an diesen Atheisten, allerdings nicht an ihrem Unglauben, sondern an ihrer Herangehensweise: Sie teilen den gesellschaftlichen Konsens nicht, dass man Religion besonders respektieren müsse, mehr als andere Überzeugungen.
Ausführlich beim humanistischen pressedienst.

Sonntag, 11. Februar 2007

Das ZDF - Wort zum Freitag

Das Vorhaben des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), ein islamisches "Wort zum Freitag" als Pendant zum christlichen "Wort zum Sonntag" in sein aus Gebühren finanziertes Online-Angebot aufzunehmen, wird vom Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten e.V. (IBKA) kritisiert.

Der IBKA erklärte dazu: Aus neutraler Perspektive betrachtet stellt das öffentlich-rechtliche Fernsehen den Kirchen, z. B. mit dem "Wort zum Sonntag", kostenlose Werbezeit zur Verfügung. Obwohl die Kosten für derartige Sendungen von allen Gebührenzahlern getragen werden, liegt die inhaltliche Verantwortung allein bei kirchlich Beauftragten – von der Konzeption bis zur Realisierung. Mithin handelt es sich hierbei um parteiliche Darstellungen vor dem Hintergrund des jeweiligen kirchenchristlichen Bekenntnisses sowie kirchenpolitischer Erwägungen.

Der Vorsitzende des IBKA, Rudolf Ladwig, bemerkt dazu: „Ausgerechnet die christliche Kirchenlobbyredaktion des ZDF soll nun ein ‚Wort zum Freitag' ‚als ein weiteres Element der Auseinandersetzung mit dem Islam' gestalten? Da wäre es nur recht, wenn demnächst im Gegenzug ein Imam das ‚Wort zum Sonntag' sprechen würde."
Die ganze Geschichte beim hpd.

Freitag, 9. Februar 2007

Christlicher Faschismus und seine Bedrohung der (amerikanischen) Demokratie


Chris Hedges Kolumnist bei truthdig.org hat diesen Artikel bei Alternet veröffentlicht.

Dr. James Luther Adams, mein Professor für Ethik an der Harvard Universität erklärte seinen Seminar-Teilnehmern, wenn wir in seinem Alter wären, würden wir alle gegen den „christlichen Faschismus“ kämpfen.
Das ist 25 Jahre her und war zu einem Zeitpunkt als Klaps Robertson und andere Radio-und TV-Prediger anfingen über eine neue politische Religion zu sprechen. Robertsons Ziel war es die Vereinigten Staaten zu benutzen um ein globales christliches Reich zu gründen. Einher mit diesem Aufruf ging eine ominöse und radikale Veränderung der politischen Energie der Fundamentalisten und Evangelikalen einher. Adams warnte uns damals davor hochnäsig über diese Aktivitäten hinwegzusehen, er sprach von einer neuen religiösen Qualität.
Die neue Nazis, sagte er, sind nicht im Begriff, mit Hakenkreuzen und braunen Hemden zurückzukommen. Ihre ideologischen Erben haben eine Schablone für Faschismus in den Seiten der Bibel gefunden. Adams war nicht der Mann, der das Wort Faschisten leichtfertig verwendete.
Von 1935 bis 1936 war er in Deutschland und arbeitete im Untergrund, zusammen mit Dietrich Bonhoeffer aktiv gegen den Nazismus in Deutschland. Nachdem er bei der Gestapo befragt wurde, gab man ihm die Möglichkeit in die USA zurückzukehren. Auf dem Weg in die USA beförderte er noch ein paar S/W-Filme, die Ereignisse in Nazi-Deutschland zeigten. Diese Filme übergab er Karl Barth und Albert Schweitzer.
Adam verstand, das totalitärer Bewegungen aus tiefer persönlicher und ökonomischer Verzweiflung heraus errichtet werden. Er warnte die amerikanische Gesellschaft vor Arbeitslosigkeit, Verarmung da diese Faktoren schnell eine Geselslchaft verformen können. Adams wurde als Träumer und Phantast hingestellt und doch sind seine Warnungen akuter denn je in der amerikanischen Geschichte zu beachten. Es ist genau dieser Fundamentalismus der Menschen dazu bringt Flugzeuge in Bomben zu verwandeln, Bilder die ein apokalyptisches Aussmass annehmen.
Es geht um die Ausrottung dieser alten, sündenvollen Welt, es geht um die Umsetzung christlich-fundamentaler Utopien, obwohl es keine christlichen Terroristen waren, die die Flugzeuge in das WTC steuerten. Die christlichen Utopisten versprechen die innere und äußere Leere unserer Welt durch eine mystische Welt zu ersetzen, in der alle Probleme gelöst werden. Diese Vorstellungen plätschern durch die U.S., man kann sie überall sehen, Bilder, an Kirchen, auf Plakatwänden.
Diese christlichen Rechten, ca. 10 Millionen Amerikaner, die sich vom politischen System verraten fühlen, lassen sich von der Magie christlicher Utopien anlocken, von Engelsbildern und Wundern hin zu einem kindlichen Glauben, dass Gott einen Plan für sie hat, sie zu Jesus führt und beschützen wird. Diese mythologische Weltsicht schließt den Gebrauch von Wissenschaften aus, es geht nicht um sachliches, intellektuelles Hinterfragen gesellschaftlicher Verhältnisse. Solange du an Jesus glaubst ist es nicht schlimm den Job zu verlieren, keine Krankenversicherung zu haben. So wird eine Welt produziert die beliebig Meinungen und Tatsachen austauscht, offensichtliche Unwahrheiten werden nicht hinterfragt. Die Lizenz zum Töten ist eingeschlossen für all diejenigen, die nicht bereit sind diesen Weg mit zugehen, ob nun in den USA oder im Mittleren Osten. Gott sichert auf diese Weise einigen wenigen maximalen Profit auf Kosten seiner Gläubigen.
Die USA sind ein Land, in dem 1% der Bevölkerung mehr Reichtum besitzt als alle anderen, wo Folterung legalisiert scheint und den Menschen eine positive Perspektive im „american dream“ zu realisieren ist.
Soziale Instabilität über einen längeren Zeitraum führt in die nationale Krise, führt zur Stärkung der Religionen und dem Abbau der offenen, freiheitlich-demokratischen Gesellschaft.
Die Regierung der USA, insbesondere Präsident Bush geben den einflussreichen christlichen Rechten Bundesmittel in Höhe von mehreren Hundert Millionen Dollar, auch für Pseudowissenschaften wie Kreationismus und ID oder die Erforschung des Christenrechts.
Bush und die christliche Rechten haben das Land in einen Kulturkrieg geführt, es geht um die Verteidigung der christlichen Werte. Das Land soll in einen „christlichen Zustand“ überführt werden in dem Homosexuelle, Lesben, Künstler und Intellektuelle zu Bürgern zweiten Grades abgestempelt werden, die dann natürlich auch, für ökonomische und ökologische Krisen zur Verantwortung gezogen werden können.
Die christlichen Rechten haben sich zur gefährlichsten Massenbewegung in der Geschichte der USA entwickelt. Sie versprechen christliches Fernsehen und Radio, christliche Schulen, ausreichend Löhne, Arbeitsplatzsicherheit und großzügige Unterstützung von christlichen Projekten mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt. Die Unterstützung der christlichen Rechten wird durch beide Parteien gesichert .

Donnerstag, 25. Januar 2007

Mutter Teresa- Todesengel von Kalkutta

Im Oktober 2003 fand die offizielle Seligsprechnung der Ordensfrau durch den Vatikan statt. Nun wird mit Macht und Druck die Heiligsprechung vorbereitet.
Die Freundin von "Baby Doc" Duvalier hielt zu Lebzeiten Demokratie für etwas verwerfliches, "Teufelszeug". Alles Gute kann nur von oben kommen, es ist nichts irdisches.
Die Spendengelder, die zu Millionen eingesammelt wurden, kamen nicht bei denen an, die sie eigentlich gebraucht hätten, sie wurden auf den Konten des Vatikans gehortet.
Kranken in Kalkutta verweigerte sie schmerzlindernde Mittel, wahrscheinlich, damit sie unter Schmerzen religiöse Erfahrungen machen konnten, nur unter Schmerzen kann man Gott nahsein, ein Art von Geißelung?, vielleicht. Statt den Kranken zu helfen, medizinisch, wurden sie zum Glauben bekehrt. Und die kleine Ordensschwester nahm ihre Missionstätigkeit ernst.
Die Slumbewohner von Kalkutta waren indes froh, dem Todesengel nie begegnet zu sein.
Mehr zum Wirken einer scheinheilig Heiligen hier, der Todesengel von Kalkutta.
Lebensrettende Maßnahmen für Patienten ware nicht vorgesehen, Mutter Teresa brauchte die Betten, für neue Bekehrte.

Sonntag, 14. Januar 2007

Scientology, Religion, oder nicht

Scientology hat in den letzten Wochen in Berlin für Aufregung gesorgt, da baut man ein neues Headquarter aus, und alles ohne die Kontrolle der entsprechenden staatlichen Behörden.
Scientology ist keine Religion sagen die Einen, in anderen Ländern als Religionsgemeinschaft anerkannt, so in den USA. Scientology eine politische, wirtschaftliche Gruppierung mit dem Bestreben die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Deutschland zu gefährden, dann aber auch gleich alle, die sich den Religionen verschrieben haben oder unter ihrer Ägide Geschäfte machen. Das Vermögen der katholischen Kirche in Deutschland soll bei über 100Mrd. Euro liegen, und der Staat treibt noch die Kirchensteuer ein, für die beiden Gliedkirchen in Deutschland. Keine saubere Trennung von Staat und Kirche, also auch kein grosser Unterschied zu Scientology, die Einen haben die Pfründe und Töpfe und die anderen wollen ihnen da was wegnehmen. Ob nun Thetan, Priester oder Bischof, es sind die gleichen Mechanismen die da wirken. Dann stehen Menschen an der Strasse mit Schildern "gegen Gehirnwäsche"(Berlin), was aber tun den die situierten Kirchen, nichts anderes, es fängt im Kindesalter an, dort wird konditioniert oder frühkindlich Religion indoktriniert, so wurden die Pawlowschen Hunde an das "ewige Licht" gewöhnt, das ihnen Fressen versprach.
Die Ernte für die Gläubigen liegt in einer anderen Welt, so wird ihnen versprochen, Reklamation ausgeschlossen.

Samstag, 6. Januar 2007

Sam Harris - Östliche Spiritualität oder Realitätsverlust

John Gorenfeld veröffentlicht bei Alternet ein Interview mit Sam Harris. S. Harris Bestseller-Autor von "The End of Faith" und "Brief an die christliche Gemeinschaft".
In diesem Interview gibt er uns einige Innenansichten zum Besten, die so nicht zu erwarten waren. Sein Glaube an östliche Spiritualität, Reinkarnation und ESP. Der sanfte Aufruf zum töten der "Moslem-Horden" und der Glaube an Herren-Menschen.
Bei seinen Vorträgen IdeaCity 2005 und BeyondBelief klang das alles ganz anders. Vielleicht macht er ja den Gibson und erklärt er wäre besoffen gewesen, das kommt dann aber aucht nicht mehr gut rüber.
Die Äußerungen Harris´ jedenfalls im Interview - fubar.

Freitag, 5. Januar 2007

Eine Kritik

In seinem Artikel "Sei helle, denke naturwissenschaftlich" stellte Thomas Thiel in der Süddeutschen Zeitung Ende 2004 die Brights-Bewegung vor, kritisch und mit einer gehörigen Portion Ironie. Damals brauchte er keinen Widerspruch zu fürchten, schließlich war die Bewegung noch nicht in Deutschland angekommen. Die Lage hat sich geändert.

Eines der zentralen Probleme in fast jeder Berichterstattung über die Brights ist die Verallgemeinerung von angeblichen persönlichen Ansichten bestimmter Individuen. Die Brights sind keine hierarchische Organisation, kein Verein und keine politisch-ideologische Gruppierung. Es handelt sich um eine Bewegung, um einen Zusammenschluss von Individuen, die sich einzig und allein in ihrem naturalisischen Weltbild notwendigerweise gleichen. Ob es einzelne Brights gibt, die ihr Weltbild "wie ein Etikett mystischer Erleuchtung" vor sich hertragen, das sei einmal dahin gestellt. Dies der gesamten Bewegung zu unterstellen ist ungerechtfertigt.

Herr Thiel behauptet außerdem, es ginge den Brights darum, "die Räume der Innerlichkeit und Verheißung trocken zu legen". Was genau er damit sagen will, ist unklar. Wenn mit "Innerlichkeit" gemeint ist, "in sich zu gehen" und über das eigene Leben nachzudenken, so haben die Brights sicherlich nicht vor, jemanden davon abzuhalten. Die Bewegung kann so etwas nur begrüßen, wenn sie erreichen möchte, dass sich mehr Menschen mit dem Naturalismus auseinander setzen und ihn vielleicht für sich entdecken. Wenn "Verheißung" mit der mystischen "Prophezeihung" gleichzusetzen ist, so hat Herr Thiel allerdings Recht, dass dies nicht im Sinne der Brights sein kann. Inwiefern die Brights jedoch versuchen, die Zukunft vorher zu sagen, wird nicht erläutert.

Auch die Kapitelüberschrift "Ein Roboter namens Seele" erscheint deplaziert, da sie im folgenden Text nicht erklärt wird. Erst im darauf folgenden Artikelteil unter der Überschrift "Das Herz der Finsternis" geht der Autor kurz darauf ein und behauptet, die Seele bestehe laut Daniel Dennett aus "winzigen Robotern". Fest steht, dass die Seele, wie auch immer man sie definiert, aus naturwissenschaftlicher Sicht kein "Roboter" ist oder aus solchen besteht, was auch nicht Dennetts Meinung entspricht. Vielmehr ist sie, insofern man sie mit der Psyche gleichsetzt, das Ergebnis von Gehirnprozessen. Dass diese Gehirnprozesse wiederum mit der Psyche identisch seien, das ist durchaus nicht Konsens unter den Brights. Eine von Gott in den Menschen eingesetzte Seele als eine Art Persönlichkeits-Abbild, das nach unserem Tod in den Himmel kommt, an so etwas glauben Brights tatsächlich nicht.

Auch die Bezeichnung von Richard Dawkins als "Ultradarwinist" erscheint fragwürdig. Zunächst einmal erinnert diese Formulierung an den Sozialdarwinismus - ein Eindruck, der durch den späteren Verweis auf das Dritte Reich verstärkt wird. Von diesem grenzt sich Dawkins jedoch immer wieder entschieden ab. Der Begriff "Ultradarwinist" suggeriert außerdem, es gäbe Evolutionsbiologen, die weniger stark von der Evolutionstheorie überzeugt seien, ja die sie womöglich nur für eine Theorie unter vielen halten würden. Dies ist gänzlich unzutreffend. Soll jener schwammige Begriff dagegen aussagen, Dawkins sei jemand, der die Evolution medienwirksam verteidigt, so ist dies korrekt.

Thiel weiter:
"Was sich nicht messen lässt, das gibt es nicht – mithin keine dunkle Seite der Vernunft, kein Umschlagen ihres totalitären Anspruches in kruden Irrationalismus, wie es Deutschland im Dritten Reich erlebte."

Dieser Satz ist von allen am wenigsten verständlich. Hier wurde die alte Kritik von Adorno an der Aufklärung übernommen und in einen anderen Zusammenhang gestellt. Es ist in keiner Weise einzusehen, warum "kruder Irrationalismus" die selbe Bedeutung haben soll wie "dunkle Seite der Vernunft". Rationalismus und Irrationalismus sind Gegenpole, keine Synonyme. Wenn die Vernunft in Irrationalismus "umschlägt", dann ist sie nicht länger Vernunft. Die Nazikeule hätte außnahmsweise auch mal im Schrank bleiben dürfen. Fakt ist, dass Naturalisten zwar nicht notwendigerweise, aber sehr oft gleichzeitig Humanisten sind. Jene Vertreter der Menschenrechte kämen niemals auf die Idee, Naziverbrechen zu leugnen. Zu guter Letzt bleibt uns Herr Thiel den Beweis schuldig, warum es eigentlich nicht möglich sein sollte, die "dunkle Seite der Vernunft" zu "messen" oder zumindest zu erklären. Genau das tun Historiker und Psychologen seit den letzten sechzig Jahren. Ach ja: Geisteswissenschaften sollen die Brights ja nicht anerkennen. Auch gut: Die zugehören Gehirnströme lassen sich ebenfalls messen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelnde Energie, die Brights angeblich in die differenzierte Darlegung ihrer Weltanschauung investieren. Tatsächlich wird Naturalismus recht knapp mit dem Nichtvorhandensein mystischer und übernatürlicher Ansichten definiert. Diese Kritik hat zumindest Hand und Fuß, obgleich jene simple Definition von den Initiatoren der Bewegung beabsichtigt war.

Des Weiteren wundert sich der Autor über die Religionskritik der Brights, man müsse bedenken, "dass das moderne wissenschaftliche Weltbild zwischen Heisenbergs Unschärferelation und Gödels Unvollständigkeitstheorem durchaus Platz für einen unbewegten Beweger lässt". Der Leser wird das ungute Gefühl nicht los, dass Herr Thiel einfach ein paar Begriffe der ach so mystischen Quantenmechanik in seinen rhetorisch ausgefeilten Satz hineingeworfen hat, ohne sich näher mit dem Thema beschäftigt zu haben. Beim Wissenschaftsversierten klingen die Alarmglocken, wenn die Quantenmechanik schon wieder als Rechtfertigung für allerlei Übernatürliches herhalten muss. Inzwischen gibt es Bücher über "Quantenpsychologie", über das "Quantenbewusstsein", "Quantengötter" und allerlei andere Quanten-Hirngespinste. Fest steht, dass auch die Physik der kleinen Teile auf Naturgesetzen basiert, auch wenn sich bestimmte Mathematiker einen großen Spaß daraus machen, ihre Modelle unreflektiert auf die reale physische Welt zu übertragen, was zu allerlei Quantenesoterik geführt hat.

Es folgt die Behauptung, das Bekenntnis zum Atheimus könne in Deutschland auf die Mehrheitsmeinung zählen. Aufgrund von "verdeckten" Atheisten wäre dies denkbar, die Statistiken, etwa bei fowid (http://www.fowid.de), sprechen jedoch eine andere Sprache. Soweit man das sagen kann, sind ein gutes Drittel der Deutschen konfessionslos, davon der Großteil Atheisten. Mehr wissen wir darüber nicht.

Der Schlusssatz zweifelt den Erfolg der Bewegung an:
"Das anonyme Medium des Internet soll genügen, um ihre Bewegung zur Einheit zu schmieden. Vielleicht zu wenig, wenn man bedenkt, dass Groß-Ideologien meist im Schweiß von Massenversammlungen geboren werden."

Schon wieder werden mit den Begriffen "Groß-Ideologien" und "Massenversammlungen" Assoziationen mit dem Dritten Reich geweckt. Als Journalist weiß Herr Thiel sicherlich, was er da tut, wenn er sich derartige Verbindungen ausdenkt. Zumindest nachvollziehbar ist der Zweifel am Erfolg einer Bewegung, die scheinbar ganz ohne Treffen auskommt und sich nur im Netz abspielt. Tatsächlich ist gesellschaftliches und politisches Engagement das Hauptziel der Brights, welche eben gerade keine Ideologie sind, und es ist ihnen durchaus nicht verboten, sich zu treffen oder Kundgebungen abzuhalten - eine geradezu absurde Vorstellung. Jedoch - und man muss erneut auf das Substantiv "Bewegung" hinweisen - gibt es bei den Brights naturgemäß keine Vereinstreffen oder Parteitage. Vielmehr müssen sich die Brights selbst organisieren, ganz basisdemokratisch und ohne Nationalsozialismus im Hinterkopf.

Danke "Autor"

Dienstag, 19. Dezember 2006

the nativity story - rechtzeitig in den Kinos

Die Geburt Christi rechtzeitig zu Weihnachten in den Kinos. Produziert von New Line Cinema´s (The Lord of the Rings). Nun erfahren die Menschen die Wahrheit über die Geburt Christi, Hollywood erzählt die Geschichte. Im Film geht es um Religion, Hollywood geht es ums Geld. Am 01. Dezember lief der Film in 3.000 Kinos weltweit an, produziert mit knapp 36 Millionen US$, soll er nun die Taschen der Produzenten mit Geld füllen, und er wird sie nicht enttäuschen.
Filme mit und über die Religion der Christen spielen immer gutes Geld ein, so der Mel Gibson Schinken "The Passion Christ" mit über 370 Millionen US$ im ersten Jahr. Religion verkauft sich gut, die Millionen Gläubigen weltweit sichern das Geschäft und von den ersten Kanzeln in den USA wird die Botschaft Christi aus dem Film verkündet.
Es macht sich gut, das Geschäft mit Gott.
Der ganze Artikel von Jonathan Jones hier bei Alternet.

Julia Sweeney - Den Weihnachtsmann gibts doch - nicht

Julia Sweeney und die etwas humoristische Art sich mit bestimmten, insbesondere religiösen Dingen auseinanderzusetzen.

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Naturalismus - kein Dogma!

Wir haben die Lande gemessen, die Naturkräfte gewogen, die Mittel der Industrie berechnet, und siehe, wir haben herausgefunden, dass diese Erde groß genug ist, dass sie jedem hinlänglichem Raum bietet, die Hütte seines Glücks darauf zu bauen; dass diese Erde uns alle anständig ernähren kann, wenn wir alle arbeiten und nicht einer auf die Kosten des anderen leben will; und das wir nicht nötig haben, die ärmere Klasse an alle Himmel zu verweisen.

Heinrich Heine, Romantische Schule, 1835

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Meine Kommentare

Der hätte die Abrissfirma...
Der hätte die Abrissfirma mit einem Handtuch erschlagen....
nickpol - 15. Juni, 13:59
in doors we trust
yeah, that'll be true :)
nickpol - 21. Januar, 10:30
Wer hat denn Wissenschaft...
Wer hat denn Wissenschaft zur Religion erhoben. Etwas...
nickpol - 19. Juni, 09:17
Bei mir hier heissen...
Bei mir hier heissen die Mulwarp, und wenn sich einer...
schlafmuetze - 27. Februar, 20:44
Danke Misanthrop, dir...
Danke Misanthrop, dir auch :)
nickpol - 31. Dezember, 13:31
Ich halte nicht viel,...
Ich halte nicht viel, oder besser gesagt gar nichts...
nickpol - 18. Oktober, 15:03
sieht doch gut aus, in...
sieht doch gut aus, in meiner verehelichten Zeit lief...
schlafmuetze - 17. August, 22:57
@Ansuzz
nicht aus allen Philosophien und Religionen etwas....
schlafmuetze - 8. August, 20:23

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