Humanismus

Samstag, 21. März 2009

Warnung vor »Pro Reli«

Eindeutige Fakten, verfasst vom Vorsitzenden der IBKA Landesverband Berlin-Brandenburg und der Atheistischen Hochschulgruppe Wolfgang Mahnfitz.

Unter der verlogenen Parole “Wir wollen Wahlfreiheit” begehrt der Kirchen-Verein die Freistellung, die Abwahl-Pflicht vom Ethikunterricht für alle Schüler, die an katholischem, evangelischem, jüdischem oder islamischem Religionsunterricht teilnehmen!
Fakten

Jeder Schüler in Berlin kann einen Religionsunterricht (RU) seiner Wahl besuchen. Ist er unter 14 Jahre alt, bestimmen die Eltern. RU ist ein freiwillig zu belegendes Angebot. Die Kirchen beklagen einen Teilnehmerrückgang (wie auch beim Gottesdienstbesuch). Um die RU-Attraktivität zu erhöhen, will „Pro Reli“ die RU-Teilnehmer vom Fach Ethik freistellen lassen. Gleichzeitig bezweckt „Pro Reli“ eine Aufwertung der div. christlichen, jüdischen, islamischen und sonstigen Religionsunterrichte zu 100%-staaatsfinanzierten Fächern: Auch die Ausbildung und Einstellung der RU-Lehrer wäre danach vom Staat zu leisten.

Die bislang geführte Pro-&-Contra-Debatte (Vorteile gemeinschaftlichen Lernens gegenüber der Separierung in isolierte Gruppen) ließ meist vergessen, dass es beim „Pro Reli“-Skandal nicht um zwei Meinungen geht, sondern um einen kirchlichen Generalangriff auf die staatliche Schule! Deshalb die folgenden Texte:

Religionsunterricht - Schulfach mit einzigartigen Privilegien!

Schon, dass der RU als einziges Schulfach ins Grundgesetz aufgenommen wurde, lässt dies erkennen. Und GG Art 7 Absatz 3 sagt, allerdings auf die meisten alten Bundesländer beschränkt (gilt und galt aber noch nie für Berlin, vergl. GG Art 141):
Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach.
Weder der Deutschunterricht noch die Naturwissenschaften sind im GG auch nur erwähnt.
Hier wird die Forderung in GG Art 3 (3),
Niemand darf wegen seines … Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden, prompt verhöhnt.


Gleich folgend werden in Art 7 (3) den Religions- (wohlgemerkt: nicht allen Weltanschauungs-) gemeinschaften einzigartige Privilegien zugesprochen:
Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt.
Bisher wurden alle Versuche, auch Petitionen, Art. 7 (3) abzuschaffen, zur Verhandlung beim Verfassungsgericht nicht zugelassen.

RU wird in allen Bundesländern staatlich finanziert. In Berlin werden die div. Religionsunterrichte mit 60% bis zu 90% (je nach Schülergruppengröße) bezuschusst, jährlich mit insges. 36 Mill. €. Der Steuerzahler stellt für die Durchführung einer einzigen Stunde Glaubensunterweisung 2, 3, 4 oder auch 5 Lehrer zur Verfügung; es ist Doktrin, dass in getrennten Gruppen – evangelisch, katholisch, jüdisch, islamisch – gelehrt wird. Es gibt an vielen Berliner Schulen darüber hinaus noch Unterrichte der Zeugen Jehovas, der Orthodoxen Kirche, Buddhistischer Gruppen…

RU ist Kleingruppen-Unterricht. Diese besten Arbeitsbedingungen sollte mal ein Deutsch- oder Mathelehrer fordern! Man würde ihn auslachen und sagen, das sei niemals finanzierbar. In allen anderen Fächern mutet man Lehrern wie Schülern oft über 30 in einer Klasse zu, auch in Eckstunden! Schüler, die an musischen, wissenschaftlichen oder sportlichen Arbeitsgruppen oder an Förderstunden teilnehmen, tun dies selbstverständlich auch am Nachmittag oder in der nullten Stunde.

Die Religionsunterrichte aber haben das Privileg, zu allermeist mitten am Schulvormittag stattzufinden, denn die RU-Ausführungsvorschriften zum Berliner SchulG schreiben in §5 vor:
Der Religions- oder Weltanschauungsunterricht wird bei der Aufstellung des Stundenplans mit den ordentlichen Unterrichtsfächern gleich behandelt.
Was sich wie faire Gleichbehandlung anhört, schafft, wie beschrieben, eine unglaublich privilegierte Position, verlängert den Schultag für alle und erfordert (unbezahlte) Aufsichtsstunden bei den nicht am RU teilnehmenden Schülern, die jeder Studienrat kennt. Dies zur Kommentierung der „Pro Reli“-Lügen, der RU werde schulisch „an den Rand gedrängt“, finde nur „am Nachmittag statt“ usw. Niemand hat an diesen Privilegien des RU in Berlin gerüttelt. Es findet demnach kein „Kulturkampf“ statt, sondern „Pro Reli“ ist ein einseitiger Überrumpelungsangriff, dem die Bevölkerung völlig unaufgeklärt gegenübersteht. Die Versuche, Berlin mit den alten Bundesländern gleichzuschalten und RU zum „Ordentlichen“ (= zu 100 % staatsfinanzierten) Fach zu machen, gehen in die 1990er Jahre zurück, haben also nichts mit der Einführung des Ethikunterrichts zu tun!

Ethikunterricht für ALLE ist eine essentielle Pflicht des Staates!

Wer §1 des Berliner Schulgesetzes liest und auch in den §§12 und 13 die Ausführungen zu RU und Ethik, der kann nicht guten Gewissens die „Pro Reli“-Forderung nach Freistellung vom Ethikunterricht unterstützen!

Vielmehr fragt man sich als Bürger, wie unsere Regierung eine Abstimmung darüber überhaupt zulassen kann!

Die bislang geführte Pro-&-Contra-Debatte mit Hervorhebung der Vorteile gemeinschaftlichen Lernens gegenüber der Separierung in isolierten Gruppen trifft noch nicht das Wesentlichste: Die Menschenrechte und Werte unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaftsordnung zu lehren, ist wichtigste Schulaufgabe überhaupt, und zwar aus der den verschiedenen weltanschaulichen Sichtweisen übergeordneten neutralen Position des Staates als Moderator! Es ist demnach essentielle Pflicht des Staates, den Ethikunterricht für alle Schüler verbindlich zu halten, und diese ihm ureigene Pflicht darf er auch nicht delegieren. Wer dies leugnet, verneint den staatsbürgerlichen Bildungsauftrag der Schulen!

„Pro Reli“ bezeichnet Ethik als „Zwangsfach“. Versuche, Schüler aus religiösen Gründen von Unterrichtsfächern freistellen zu lassen bzw. abmelden zu dürfen, sind nichts Neues: Der moslemische Vater verlangt die Freistellung seiner Tochter vom „Zwangsfach“ Sport, Evangelikale verlangen die Freistellung vom „Zwangsfach“ Biologie wegen Unvereinbarkeit mit ihrem Schöpfungsmythos. Verwerflicher noch ist das Anliegen der Kirchen, das „Zwangs-“fach Ethik, das Kernfach zu Demokratie und Toleranz, abwählbar zu machen!

Folgen von „ProReli“

1. Vordringen des Islam

Jeder fünfte Schüler in Berlin hat moslemische Eltern. Diese Kinder waren einst der Auslöser zur Einführung des Faches Ethik, um sie aus der „Parallelgesellschaft“ ihrer Stadtbezirke samt „Ehrenmord“-Ideologie herauszuführen. Sie sollen so besser als zuvor die Normen, Regeln, Gesetze und Werte unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung kennen und anerkennen!

Falls sich „Pro Reli“ durchsetzt, kann gerade diese Zielgruppe vom Ethikunterricht abgemeldet werden, um stattdessen Islamische Bekenntnislehre (Koranunterricht) zu erhalten. Ausschließlich, statt Ethik, von Klasse 1 bis Schulabschluss!

Und dies zu 100% auf Staatskosten und mit versetzungsrelevanten Noten. Denn geht es nach „Pro Reli“, werden sämtliche Religionsunterrichte zu „Ordentlichen Lehrfächern“, also vom Staat garantiert und voll finanziert. Kontrollieren, wer da ihre Heilsbotschaften lehrt, würden auch weiterhin die Religionsgesellschaften, abgesichert durch ihre Staatsverträge.

Islam-Unterricht gibt es auch jetzt schon als freiwilliges Angebot wie die anderen Religionsunterrichte. Aber man erahnt, wie gern die meisten „Eltern mit Migrationshintergrund“ dieses Staatsangebot in „Orientalischer Heimatkunde“ annehmen würden, und man sollte erahnen, welcher Gruppendruck gegen diejenigen Migrantenkinder entstehen würde, deren Eltern sie im Ethikunterricht belassen! Sie wären die Hauptleidtragenden bei Aufwertung des islamischen Religionsunterrichts zum „Ordentlichen Lehrfach“.

Auch der Umgang mit den dieses Fach beherrschenden islam. Verbänden erführe zweifellos eine Änderung: Die Bereitstellung eines Gebetsraumes in allen Schulen könnte obligatorisch werden, die Teilnahme von Mädchen am Sport oder die Frage der Kleidung wären wahrscheinlich viel „respektvoller“ zu diskutieren: Etwa nicht mit der Frage, ob ein Kopftuch zuzulassen, sondern ob es Pflicht werden müsse!
2. Ethikunterricht ab Klasse 1?

Ein Konzept zur Durchführung eines Ethikunterrichts in den unteren Grundschulklassen existiert nicht; es gibt nicht einmal klare inhaltliche Vorstellungen. Viele Erziehungswissenschaftler äußern erhebliche pädagogische Zweifel an der Machbarkeit überhaupt. Hier können die Kirchen auf besonderen Zulauf von Schulanfängern zum RU hoffen, der mit niedlichen Bildergeschichten zur Bibel aufwarten kann…
Folgekosten von „ProReli“

Auf der Website des Berliner Landeswahlleiters liest man
Amtliche Kostenschätzung: Mit der Einführung eines zweistündigen Wahlpflichtbereichs Ethik/Religion für allgemeinbildende Schulen sind insbesondere für die Stundentafelerhöhung und die Teilungsstunden jährliche Mehrkosten in Höhe von ca. vier Millionen € verbunden.
Eine Begründung wird nicht gegeben. Die vier Mio. Euro dürfen bezweifelt werden, denn bisher findet Ethikunterricht nur in der Sekundarstufe statt. „Pro Reli“ will aber den „Wahlpflichtbereich Ethik/Religion“ für alle Klassenstufen!

Neu zu finanzieren wäre also das Fach Ethik in allen Grundschulen (Kl. 1–6) und Oberstufen (Kl. 11–13). Sämtliche Religionsunterrichte wären zu 100% vom Staat zu bezahlen; bisher machte die Bezuschussung zu 60–90% jährlich 36 Mio. Euro aus. Wo die RU-Träger bisher zu wenig Teilnehmer sahen, hielten sie keinen RU ab.

Bei staatlicher Verpflichtung, die div. Religionsunterrichte auszurichten, wäre dieser Spielraum viel kleiner: Die Durchführung des RU auch bei nur wenigen Schülern würde zum ständigen Politikum, ebenso die Ausbildung und Einstellung der RU-Lehrer für sämtliche Glaubensrichtungen.

Die Behauptung von „Pro Reli“, durch Schülerabgang beim Ethikunterricht in den Kl. 7–10 werde Geld gespart, ist deshalb falsch, denn dass sämtliche Schüler zu den Religionsfächern wechseln würden, daran glauben die Kirchen wohl selber nicht: Kein Lehrer wird also eingespart!

Sämtliche RU-Lehrer, auch die Koranlehrer, wären in den Staatsdienst zu übernehmen, mit weit besseren, aber kostenträchtigeren Arbeitsverträgen.

Weiter amtlicherseits: Erhebliche zusätzliche Kosten entstehen zudem für die Lehrerbildung.
Der Steuerzahler hat sich Jahrhunderte lang daran gewöhnt, die theologischen Fakultäten an den Universitäten zu bezahlen, an denen auch die RU-Lehrer nach Gusto der Kirchen ausgebildet werden. (Bitte nicht verwechseln mit der Fakultät für Religionswissenschaft, deren kulturelle Wichtigkeit niemand bezweifelt!)
Neu einzurichten wären aber Islam-theologische Fakultäten zur Ausbildung der Islam-Lehrer…
Eine Schätzung der jährlichen Mehrkosten auf 50….100 Mio. € ist daher wohl realistischer.
(Ein Volksbegehren zur besseren KiTa-Ausstattung wurde 2008 wegen 50 Mio. Mehrkosten vom Senat nicht zugelassen…)
Quintessenz:

Bisher ist Ethik in den Klassen 7-10 ein normales Fach für alle Schüler. In diesem Kernfach üben sie, einander mit Respekt und Toleranz zu begegnen, Grundwerte unserer Verfassung zu kennen und anzuerkennen und Konflikte friedlich zu lösen. Auch detaillierte Religionskunde gehört zum Lehrplan, sogar unter Einbeziehung von Geistlichen!
Unter dem Eindruck von Morden und Gewalttaten in der “Parallelgesellschaft” in Neukölln war das Fach Ethik gezielt auch für die Migrantenkinder eingerichtet worden. Gemäß “Pro Reli” soll gerade diese Zielgruppe von ihren moslemischen Eltern vom Ethik-Unterricht abgemeldet werden können, um stattdessen von Klasse 1 bis Schulabschluss Islam-Unterricht zu erhalten, der, wie auch die anderen Religionsunterrichte, dann zum Ordentlichen Lehrfach an allen Schulen wird, mit versetzungsrelevanten Noten und zu 100% vom Land Berlin bezahlt!

Wollen Sie etwa Schulabsolventen, die weltanschaulich ausschließlich in getrennten Gruppen im Muff unter der Käseglocke katholischer oder evangelischer oder jüdischer oder islamischer Ideologie erzogen wurden?

Der Angriff von “Pro Reli” zur Abwertung des Ethikunterrichts ist Kulturbarbarei, zutiefst undemokratisch und integrationsfeindlich! Ethikunterricht muss für ALLE sein!

NEIN zu “Pro Reli” !!!

Kontakt: AthHG(ät)TU-Berlin.de

Dienstag, 17. Februar 2009

Welcher Slogan?- für die Buskampagne in Deutschland







Welcher Slogan gefällt Euch. Abstimmung auf dem Brightsblog

Sonntag, 8. Februar 2009

Die Sklaverei des Geistes

Die meisten von uns, die kritisches Denken gewohnt sind, sind vertraut mit dem, was wir unter dem Komplex des Fundamentalismus verstehen, der ausdrücklich den christlichen Fundamentalismus einschließt.

Die Sklaverei des Geistes beschäftigt sich speziell mit dem jüdischen Fundamentalismus. Genau wie der Protestantismus ist vor allem der evangelikale Fundamentalismus eine potente Kraft in der Christenheit. Gleiches gilt für das orthodoxe Judentum unter den heutigen Juden. Das orthodoxe Judentum beansprucht die einzig gültige Form des Judentums zu sein, ähnlich dem der Fundamentalisten unter den Christen.

Im Prozess der Evangelisierung der Juden, vor allem der jüdischen Jugend, wird auf jene verwiesen, die ihre Loyalität vom reformierten Judentum zum orthodoxen überleiteten. Der Ursprung für die Teilung des Judentums in die ideologischen Bereiche orthodox, reformiert und konservativ, liegt in der jüdischen Aufklärung des 19. Jahrhunderts. Die meisten europäischen Denker betrachteten die Juden bis zur jüdischen Aufklärung kulturell und intellektuell als hoffnungslos rückständig. Die intellektuelle Isolation der Juden resultierte aus der Trennung von der sie umgebenden christlichen Gesellschaft und der damit über Jahrhunderte verbundenen Verfolgung.

Während die europäische Gesellschaft im 17. Jahrhundert als eine teilweise Reaktion auf die schrecklichen, religiösen Kriege (vor allem des 30-jährigen Krieges) effektiv säkularisiert wurde,, verblieben die Juden weitestgehend im Mittelalter.

Die Verbreitung der demokratischen Ideologien im 19. Jahrhundert führte zu einer Ablehnung des Antisemitismus, insbesondere unter den Intellektuellen jener Zeit und zur Reduzierung der gesetzlichen Isolation der Juden. Im Ergebnis dieser Reformen reagierten die jüdischen Intellektuellen mit der jüdischen Aufklärung.

Es wurden nicht nur die in ihrer Wirkung übertriebene Bekleidung hinterfragt, sondern auch die extreme Bedeutung der Ernährungsgesetze. Die Ablehnung dieser Eigenartigkeiten war das Ergebnis, es entstanden die reformierten Juden. Reformierte Juden wurden in der sie umgebenden Gesellschaft beteiligt und integriert. Der Ursprung des jüdischen Intellektualismus und die Wirkungen der jüdischen Philosophen, Mathematiker, Wissenschaftler, Künstler, klassischer Musiker und anderer - findet sich im 19. Jahrhundert, dem Jahrhundert ihrer Aufklärung.

Einigen Juden ging die Reformbewegung zu weit, insbesondere der Grad der Assimilation. Sie betonten daher ihre Rückkehr zur Praxis und zur Pflege der Ernährungsvorschriften, sie studierten die hebräische Sprache, kehrten aber nicht zu den Eigentümlichkeiten der Bekleidung zurück. Aus ihnen entwickelten sich die konservativen Juden. Wir dürfen diese Bewegung mit der katholischen Gegen-Reformation vergleichen, die eine Reaktion auf den Protestantismus darstellte.

Ein geschickter Vergleich zwischen jüdischen Fundamentalisten und amerikanischen Protestanten ist die Position der Akzeptanz einer modernen, wissenschaftlichen Sicht, vor allem der Evolutionstheorie. Über viele Jahrzehnte beteiligten sich die christlichen Fundamentalisten nicht an der allgemeinen Gemeinschaft der Protestanten und pflegten ihre Trennung von dieser. Für sie war es der Erhalt der Reinheit ihres Glaubenssystems. In den Turbulenzen der sozialen Unruhen begannen sie in den 60-ziger Jahren jedoch aktiv unter der Jugend zu missionieren. Bis 1980 wurden sie nicht nur in den verschiedenen Glaubensgemeinschaften - wie die Southern Baptists, wo die Fundamentalisten sogar liberale Kräfte von der geistigen “Führerschaft” vertrieben haben, eine aktive Kraft, sondern auch in der Politik.

“Bondage of the Mind” handelt von den aktiv missionierenden Rabbis , die speziell auf die Jugend der reformierten Juden abzielen. Gold konzentriert sich auf drei Bereiche, die von den Orthodoxen üblicherweise benutzt werden. In seiner Überprüfung der Gedanken, Ziele und Taktiken des wiederauflebenden jüdischen Fundamentalismus nutzt er: “On Judaism“, von Rabbi Emanuel Feldmann , “Choose Life” von Rabbi Ezriel Tauber und “Living Up … to the Truth” von Rabbi David Gottlieb .

In den letzten zwei Titeln sehen wir die bedingungslose Annahme der moralischen Überlegenheit durch die orthodoxen Rabbis: Wenn du meine religiöse Sicht akzeptierst und deinen Säkularismus fallen lässt, wählst du die Wahrheit und das Leben. Wenn du dem nicht zustimmst, wählst du absichtlich und offenkundig die Lüge und den Tod. Wie im christlichen Fundamentalismus zielen die orthodoxen Missionare auf die Jugend unter den säkularen und reformierten Juden.

Bart Ehrmann spricht in seinem Buch “Misquoting Jesus” über seine eigene Verwicklung in der evangelikalen Christenheit als Teenager. Er betont, dass die Missionierung der Jugend durch den protestantischen Fundamentalismus die Unsicherheiten und Ungewissheiten dieser Altersgruppe besonders ausnutzt. Die Orthodoxen tun dasselbe. Die Person, welche nach den Kandidaten für eine Bekehrung fischt, erscheint sehr positiv und sehr sicher in ihrem Auftreten. Sie wirkt in väterlichen Wohlwollen auf den potentiellen Konvertiten ein und siehe da, sie scheint etwas vom jugendlichen Denken zu verstehen. “Du bist verwirrt, nicht wahr?” Der Jugendlich denkt, “Wie kann er das wissen?” Ehrmann betont, dass er natürlich verwirrt war, schließlich war er noch ein Teenager.

Am Anfang seines Buches stellt Gold eine Reihe von einzelnen Kapiteln mit Details aus dem Alten Testament und deren Scheitern in der Praxis dar, die von den Orthodoxen jedoch als das Wort Gottes dargestellt werden, das den Schriften der Menschen gerecht wird. Der Anspruch, eine Paßfähigkeit zwischen der Bibel und der Archäologie zu erlangen, scheitert schon im Ansatz. Zahllose Versuche diesbezüglich verliefen ergebnislos. Es gibt jedoch eine Reihe von Archäologen der Bibel, die aus ihrer Verpflichtung heraus Indizien und Beweise finden wollen, mit denen sich eine große Zahl von Hebräern in der späten Bronzezeit Ägyptens(z.B. ägyptische Gefangenschaft) belegen lassen. Genauso suchen sie Beweise über den Exodus oder die Erorberung von Kanaan und das vereinigte Königreich unter David und Salomon .

Während die Bibel behauptet, dass die Armee Sennacheribs, König von Assyrien, in der Zeit der Belagerung Jerusalems wunderbarer Weise von den Engeln des Herrn in einer einzigen Nacht vernichtet wurde und König Hezekiah über die Assyrer triumphierte (2 Könige 19:35-37); liefern die Geschichte und die Archäologie eine andere Version des Ereignisses. König Sennacherib plünderte und verwüstete jede Stadt in Judäa außer Jerusalem, Hezekiah bezahlte einen riesigen Tribut an die Assyrer, bevor sich diese in Jerusalem und seiner Umgebung festsetzten. Detaiillert zeigt Gold die Fehler der biblischen Behauptungen über die göttliche Vergeltung und das Scheitern der biblischen Prophezeiungen.

Ein spektakuläres Beispiel, wie die Guten bestraft werden, die Schlechten und Bösen jedoch so davon kommen, finden wir am Ende des zweiten Buches der Könige. Manasse, der schlechte König von Judäa, der andere Götter anbetet, Wahrsager und Zauberer befragt, erfreute sich einer langen und friedvollen Herrschaft (692-639 v.u.Z, 53 Jahre), während König Josiah, der Größte unter den jüdischen Reformern im Kampf fiel, gerade 37 Jahre alt. Bei seiner Thronbesteigung war er 8 Jahre alt. Er regierte von 638-609 v.u.Z, also insgesamt 29 Jahre, viele Jahre davon war er minderjährig. Warum also gedieh der böse Könige Manasse in aller Herrlichkeit, während der gute König Josiah in der Blüte seines Lebens sterben musste? Die Bibel erklärt dass in dieser Art: (2 Könige 23:25-26)

  • Und vor ihm ist seinesgleichen kein König gewesen, der zur Jahwe umgekehrt wäre mit seinem ganzen Herzen, und mit seiner ganzen Seele und mit seiner ganzen Kraft, nach den Gesetzen Moses; und nach ihm ist seinesgleichen nicht auferstanden.
  • Doch kehrte Jahwe nicht um vor der großen Glut seines Zornes, womit sein Zorn wider Judäa entbrannt war, wegen all der Reizungen, mit welchen Manasse ihn gereizt hatte.

So ist es also. Entsprechend der Bibel tötet Gott die Guten für die Sünden der Bösen und bestraft die Menschen für die Fehler ihrer Könige. Das erinnert mich an eine alte Varité-Nummer: “Der Akt vor mir war so schlecht, dass das Publikum immer noch buhte, als ich die Bühne verließ”. Sowohl die christlichen, als auch die jüdischen Apologeten haben mit dem eben Zitierten gerungen. Oft in den bizarren Verschachtelungen ihrer Logik schwelgend, erklären sie uns, warum es wirklich Sinn macht, dass Gott gut ist, obwohl er Josiah tötete, während er Manasse nicht bestrafte.

Als nächstes bringt uns Gold das Dogma des einzigartigen Überlebens des jüdischen Volkes nahe. Das ist eins ihrer Hauptargumente, Gottes auserwähltes Volk zu sein. Die Argumentation folgt diesem Weg: Kein Volk der Geschichte hat einen Leidensweg zurücklegen müssen, wie es den Juden widerfahren ist. Bei allem was Recht ist, das jüdische Volk könnte heute ausgestorben sein. Bis heute haben sie nicht nur wunderbarerweise den Holocaust überlebt, sondern sind auch gegen alle Wahrscheinlichkeiten nach Israel zurückgekehrt und haben ihre uralte Nation wiederhergestellt. Gold betont, dass die Juden nicht das einzige Volk mit einem antiken Stammbaum sind, welches bis in die moderne Zeit überlebt hat. Das Überleben des jüdischen Volkes ist nicht das einzigartige Phänomen, welches die Orthodoxen für sich beanspruchen. So existieren die Basken zum Beispiel wesentlich länger als die Juden. Fakt ist, die Anwesenheit der Basken in den Pyrenäen geht den Geschichtsaufzeichnungen zeitlich voraus. Auf der Grundlage der jüngsten genetischen Untersuchungen ist feststellbar, dass sie über 40.000 Jahre in ihrem angestammten Gebiet siedeln. Das ist zehnmal mehr als die Dauer der identifizierbaren jüdischen Kultur. In dieser Zeit überstanden sie die Gewalt der Karthager, Römer, Mauren , Franken und Nazis. Anhand dieses Beispiels und anderer detaillierter Argumente betont Gold, das Überleben der Juden im Angesicht der Diaspora und der Pogrome ist bemerkenswert, aber es ist ohne göttliches Eingreifen erklärbar.

All das führt uns hin zum Kapitel 10, “Der Irrtum einer überlegenen, fundamentalistischen Moral.” In vielerlei Hinsicht könnte man denken, dass dieses Kapitel der große Höhepunkt des Buches ist. Ich nenne es das Mörder-Kapitel des Buches, und ein wenig Mörderhaftes haben die 44 Seiten, die man durchstehen muss, an sich, aber die Mühe ist es Wert. Am Anfang des Kapitels zitiert Gold zahlreiche Passagen aus Rabbi Feldmanns “On Judaism“, das unsere heutige Gesellschaft angreift, sie als tiefgreifend materialistisch, miserabel, hedonistisch und ohne Bedeutung charakterisiert. Nur durch Rückkehr zu den felsenfesten Werten der Orthodoxie können junge Juden ihren Weg aus dem säkularen Morast herausfinden. Gold betont, dass Feldmann darauf achtet emotional geladene Wörter zu verwenden, um seine Kritik auf alle Teile der Gesellschaft anwenden zu können, die nicht Bestandteil des orthodoxen Judentums sind. Er legt haargenau die orthodoxe Strategie fest und seine logischen Fehler sind sehr hübsch auf Seite 128 des Buches zu lesen. Was Feldmann und Gottlieb tun ist ganz offensichtlich. Sie versuchen das Allgemeine ganz groß zu schreiben, undeutlicher Glaube führt zum Verlust der religiösen Standards, das wiederum führt unvermeidlich zum Verlust des moralischen Standards. In dieser Taktik stecken zwei ernsthafte Fehler. Erstens, ein starkes Argument und ich benutze es, strikte religiöse Standards führen sehr oft zu Praktiken, die vielen von uns unmoralisch erscheinen. ich verweise nicht auf fromme Gläubige die auf Abwege geraten sind. Ich spreche über den Glauben und seine Praktiken die in den religiösen Doktrinen selbst eingebettet sind.

Nachdem betont wurde, dass die westliche Gesellschaft, trotz ihrer Probleme immer noch die ist, in welcher sich Männer und Frauen der größten persönlichen Freiheit erfreuen können, wendet Gold die Aufmerksamkeit auf die Problematik des Ersatzes der säkularen Freiheit durch die Werte des orthodoxen Judentums. Das Oberste Gericht Israels bestimmte im Jahr 2001, dass israelische Bürger die zum Judentum durch nicht-orthodoxe Rabbis konvertiert sind, als anerkannte Juden gelten. Diese Entscheidung muss hart gewesen sein. Für die Orthodoxen ist diese Entscheidung skandalös und disaströs.

Danach kommt Gold zur Stellung der Frau im orthodoxen Judentum. Die Frauen sind nicht nur von der Teilnahme an den Gottesdiensten ausgeschlossen, im religiösen Kontext werden sie schlichtweg als nicht-menschliche Wesen behandelt. Gold berichtet über die Art und Weise eines Interviews, welches Rabbi Menacham Mendel Taub im Jahr 2000 der Journalistin Deborah Sontag gewährte. Fragen und Antworten wurden durch einen Sekretär übermittelt, da der Rabbi keine Fragen von einer Frau entgegennehmen wollte. Assistenten stellten eine Sichtblende zwischen Sontag und den Rabbi, so dass er sie nicht sehen musste. Orthodoxe Männer danken jeden Morgen Gott in einem Gebet, dass er sie nicht zur Frau werden lassen hat. Eine der großen Reformen der jüdischen Aufklärung war die Tatsache, Frauen ein Recht auf Bildung zu zugestehen.

Gold betont, dass die orthodoxen Rabbis noch nicht einmal aus Versehen Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen haben, nicht gegenüber den Menschen und schon gar nicht der Regierung gegenüber. Erinnern wir uns daran was Rabbi Ovadia Yosef, der geistige Führer der Shas-Partei in Israel über den Bildungsminister Yossi Sarid zu sagen hatte. Sarid hatte mehr Übersicht und Kontrolle über die Shas-Schulen verlangt, insbesondere über etwas, was man höflich ausgedrückt, Unregelmäßigkeiten nennen könnte. Darüber hinaus resultiert die Verärgerung Yosefs aus der Tatsache heraus, dass der politische Führer der Shas-Partei, Aryeh Deri, wegen Hehlerei und Korruption verurteilt wurde. In einer Synagoge in Jerusalem nannte der Rabbi Sarid “einen Satan” und sagte anschließend, dass Gott Amalek ausrottete, vielleicht würde er ja mit Sarid ähnlich verfahren. So wie er uns gezeigt hat, in dem er Haman tötete und die Rache vollzogen wurde, so wird die Rache auch an Sarid vollstreckt werden. “Verflucht sei Haman. Verflucht sei Sarid”. Kurz nach diesem Vorfall erfolgte die Ermordung Yitzak Rabbins durch einen bekannten orthodoxen Juden. Der Generalstaatsanwalt von Israel hatte alles vorbereitet, um Yosef wegen Anstiftung zur Gewalt anzuklagen. Auf Grund der enormen politischen und religiösen Macht des Rabbis kam es jedoch nicht dazu. Im Buch werden weitere Beispiele starker, religiöser Raserei aufgezeigt. Gold macht einen exzellenten Vergleich der Rabbis mit den muslimischen Theokraten. Beiden Gruppen ist eine implizite, manchmal auch explizite Feindschaft in Richtung Demokratie zu eigen. Wenn jemand behauptet, dass Israel sich in eine Theokratie verwandeln könnte, ähnlich der im Iran unter Ayatollah Khomenei, braucht er sich nicht all zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Auf die oben genannte Anklageerhebung gegen Aryeh Deri, wegen Hehlerei und Korruption verweisend, beschreibt Gold nun, wie dieser langwierige Prozess mit vielen Einsprüchen, von überzeugten, orthodoxen Juden begleitet wurde. “Das Märtyrium in der Hand der säkularen Elite. “Offensichtlich ist die viel gepriesene überlegene Moral der Orthodoxen nur eine Frage der entsprechenden Definition. Ein solche Erklärung ist auf anderem Wege in die Verurteilung von Jack Abramoff, wegen Steuerhinterziehung und Betruges eingeflossen(Seite 159ff.). Eine faszinierende Frage ist, wie Abramoff und seine vier chassidischen Gefolgsleute für ihre konspirative Steuerhinterziehung verurteilt wurden, während andere fortfuhren, die gleichen Mittel und Wege zu benutzen, dieselben Ziele und Zwecke verfolgten, dabei aber brave, orthodoxe Juden waren, die den Shabbat einhielten, sich koscher ernährten, die vorgeschriebenen Gebete vollzogen und alles taten, um ihren orthodoxen Glauben zu leben und auf der anderen Seite ein unmoralisches und kriminelles Verhalten zeigten. Die orthodoxe Antwort? “Solche Personen sind per definitionem einfach keine religiösen Personen”, so Emanuel Feldmann. Ist das nicht der alte, rhetorische Trick, die Wahrheit zu definieren, wie wir schon vorher gesehen haben? So, im Falle Aryeh Deris, er ist eine religiöse Person, die nicht schuldig sein kann, für was sie schuldig ist und im Falle Jack Abramoffs, da er schuldig ist, kann er keine religiöse Person gewesen sein. Das ist eine klassische nichtfalsifizierbare Position. Nichtfalsifizierbare Positionen sind im Rahmen der Wissenschaften irrational und unehrlich. Ethische Angelegenheiten betreffend sind sie völlig verwerflich.

Gold führt noch andere Beispiele verwerflichen Verhaltens als Bestandteil der Orthodoxie an. Insbesondere die Tatsache, wie orthodoxe Autoritäten Rabbis schützen, bei denen sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen bekannt wurde, bis hin zur Strafvereitelung. Dafür, dass die römisch-katholischen Autoritäten in ähnlicher Weise pädophile Priester respektierten, sehen wir dieses Problem als endemisch an. Religiöse, autoritäre Strukturen begünstigen unmoralisches, unethisches Verhalten bei einem Teil ihrer Funktionäre. Das ist natürlich nicht nur ein Problem religiöser Machtstrukturen allein. Zu tage tritt, wie immer, dass alle Machtstrukturen Kontrolle benötigen, dass sie für ihr Tun gegenüber den Menschen, verantwortlich sind. Das Problem mit den religiösen Machtstrukturen ist oftmals und im besonderen vor allem wahr. Wenn man bedenkt, was Gott durch den jüdisch-orthodoxen Glauben zu sagen hat, so verweigern sich die orthodoxen Autoritäten, oftmals mit Selbstgerechtigkeit, jedweder Kontrolle von Außen. Diese Strukturen sind nicht durchschaubar. Das hebt den totalen Bankrott der moralischen Überlegenheit des orthodoxen Judentums hervor.

Das Buch ist sorgfältig recherchiert, gut geschrieben und leicht lesbar. Bondage of the Mind ist R.D. Golds erstes Buch, ein viel versprechender Anfang.

von Tim Callahan

Donnerstag, 22. Januar 2009

Uranwaffen - ein erstes Urteil

Das italienische Verteidigungsministerium wurde von einem Gericht in Florenz zur Zahlung von einer halben Million Euro verurteilt. Diese Summe stellt eine Entschädigung an einen in Somalia bei der Operation IBIS mit radioaktiven Stoffen -- Uran - kontaminierten und daran erkrankten Soldaten dar. Im Gerichtsurteil wurde von einem Kausalzusammenhang zwischen den eingeatmeten Uranstäuben und der Entstehung eines Non-Hodgekin Lymphosoms gesprochen.

Der Kausalzusammenhang ist in der Veröffentlichung des Urteils vittimeuranio.org dargelegt, ausgearbeitet von einem ärztlich-juristischen Berater des Gerichts.

Das Gericht bezeichnete es als ein Vergehen, dass das Prinzip der Vorsorge vom italienischen Verteidigungsministerium nicht angewandt wurde. Bei 40 Grad im Schatten hätten die US Militärs im Einsatz in Somalia Schutzanzüge, Schutzmasken, Handschuhe und Brillen getragen, während die italienischen Soldaten mit kurzen Hosen und Unterhemden herumliefen. Falco Accame, der eine Vereinigung der an radioaktiver Uranmunition erkrankten Soldaten eingerichtet hat, äussert sich zum Urteil:

Seit 1984 seien dem italienischen Verteidigungsministerium Unterlagen zum Einsatz von Uranmunition vorgelegen, so wie sehr wahrscheinlich auch den anderen Natoländern. Im Golfkrieg 1991 sei das Prinzip der Vorsorge von den USA noch nicht angewendet worden, hingegen 1993 beim Einsatz in Somalia schon. Erst 1999 sei diese Gefahr durch die KFOR Truppen im Balkan in Italien oeffentlich geworden. Die Nichtanwendung des Prinzips der Vorsorge müsse als Verbrechen eingestuft werden, so das Gericht in Florenz.

Samstag, 18. Oktober 2008

Interreligiöser Dialog?!

Koexist

Juden, Muslime und Christen diskutieren über die Möglichkeiten und Formen religiösen Zusammenlebens in unserer Gesellschaft. Die, die nicht glauben scheinen vom Dialog ausgeklammert, scheinen nicht zur Gesellschaft zugehörig zu sein, ein bedauernswertes Minus in der Auseinandersetzung, um die Gesellschaftsfähigkeit des religiösen Diskurses. Gerade hier liegen die grössten Reserven, so will es scheinen. Juden und Muslime treffen sich in einem katholischen Gotteshaus und diskutieren über die Möglichkeiten des Zusammenlebens. Die Kategorien der Diskussion werden nicht bestimmt. Unklar ist, diskutiert man über Religion, Kultur oder Ethnie. Die Grenzen sind fliessend und so verwässern die Inhalte. Ressentiments drängen ins Gespräch, Vorurteile sowieso, Emotionen bedrängen den Einzelnen, einzelnes Erleben wird zur Abstraktion stilisiert. Streitkultur wird dem subjektiven Anspruch an Geschichte geopfert, Geschichte geklittert.

Der Versuch, die Möglichkeiten des Zusammenlebens zu diskutieren, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Aber ohne die Grenzen zu benennen, ohne die Rechte jedes Einzelnen zu akzeptieren, werden diese Versuche zu nichts führen. Fehlerdiskussionen ohne Ende, aufzählen der Verbrechen, die die Einen an den Anderen begangen haben. Das Scheitern liegt im Nichtvorhandensein des unvoreingenommenen Aufeinanderszugehens, den Anderen zu repspektieren, ohne zu tolerieren.

Die Christen halten sich in der Diskussion zurück, sie ahnen wahrscheinlich die Fakten, solange ihre Kirchen den "göttlichen Alleinvertretungsanspruch", auf der Grundlage des Reichskonkordats und eines Staatsvertrages, mit allen damit verbundenen Privilegien verwirklichen, wird es keinen echten interreligiösen Diskurs geben. So wie es DAS Christentum nicht gibt, gibt es DEN Islam und DAS Judentum eben auch nicht. Keine der Religionen kann für sich beanspruchen monolithisch zu sein, keine ist im Besitz der alleinseligmachenden Wahrheit, alle Beteiligten sollten dies aus ihrer Geschichte erkennen und die Konsequenzen ziehen. Unsere Gesellschaft wird es ihnen danken.

Donnerstag, 25. September 2008

Völlig daneben

Momentan ist Ramadan, in der Welt islamischen Glaubens. Also, am Tag wird gefastet, nach Sonnenuntergang darf gegessen werden. Dieses Essen gestaltet sich zu einer kleinen Festivität, Freunde und Bekannte werden eingeladen und gemeinsam wird die Mahlzeit eingenommen. Zu diskutieren gibt es Vieles. Politik, Kultur, Religion und hier insbesondere die Rolle des Islam in unserer westlichen Gesellschaft. Die Diskussionen sind sachlich, man kann ruhig von einer hohen Streikultur sprechen und bestätigen mir ein völlig falsches Bild, welches durch die Medien vermittelt wird, über den Islam. Die respektvollen Begegnungen werden eben nicht in der täglichen Berichterstattung reflektiert. Die sound bites dominieren eindeutig. Man spricht von Islam und meint Terrorismus, vice versa. Islam ist a priori fundamentalistisch. Völlig falsch.

Fundamentalistisch, westlich kultureller Art kann man eben jene Berichterstattung bezeichnen, die unser Bild über den Islam prägt und prägen soll. Im Diskurs herrscht Verunsicherung, auf beiden Seiten. Diese lässt peu a peu, im Laufe der Diskussion nach, aber sie ist da, unterschwellig, intuitiv zu spüren. Vorbehaltlosigkeit hat ihren Preis. Sicher ist, Muslime sind Menschen wie du und ich, religiös noch dazu, aber das sind unsere Nachbarn auch, katholisch, evangelisch und was sonst noch an Religion über diesen Planeten kreucht und fleucht. Fundamentalistisch sind die Muslime genauso wie ihre religiösen Gegenspieler. Es gibt fundamentalistischen Islamismus, ohne wenn und aber, aber das gros der Menschen will leben und keine Bomben bauen.

Nach dem Fastenbrechen eine Zigarette im Freien, es ist dunkel, Gläubige eilen in die Moschee, blicken kurz auf, etwas verstört, da steht einer und raucht, der da eindeutig nicht hingehört, vielleicht eine Behörde, eine laufende, provokative Observation.

Völlig irrational habe ich dieses Gefühl, unwohl wende ich mich ab und gehe weiter. Das ist krank und völlig daneben.

Samstag, 20. September 2008

Schwulenbashing - blaublütig und katholisch

Menschen bei Maischberger

Vom Dodo-Träger aus Köln ist es ja nichts Neues,nun entpuppt er sich noch als Frontschwein, kommt noch blaublütig-degeneratives hinzu wird es ernst. Lest selbst und schaut euch die Sendung an. Von Gay-Industries.com

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis zelebrieren in der ARD-Talkshow "Menschen bei Maischberger" ihre Vorurteile – und weisen natürlich dabei auch auf die Verwerflichkeit von Homosexualität hin. Die beiden Katholiken warben in der Sendung, die am Dienstagabend im Ersten ausgestrahlt wurde, für ihr gemeinsames Buch "Die Fürstin und der Kardinal". In dem 75-minütigen Gespräch behandelten sie auch die Themen, die bei politischen Christen Konjunktur haben, nämlich Kondome, Pille und Abtreibung ("Das ist Massenmord") sowie Homosexualität.

'Ich hab Fronterfahrung'

Die Diskussion um Schwule und Lesben wurde mit einen Einspieler mit Schauspielerin Maren Kroymann begonnen. Die 59-Jährige argumentierte, dass die Grundlage für die Ehe Liebe und gegenseitiger Respekt sei. Meisner, der den Einspieler der lesbischen Aktivistin mit den Worten "Ich hab Fronterfahrung" kommentierte, widersprach dieser Ansicht: "Ehe und Familie ist vom Schöpfer so gedacht, dass diese Modelle darin keinen Raum haben. Gott hat den Menschen in zwei Grundausführungen ins Dasein gerufen, nämlich als Mann und als Frau und zwar mit der Bestimmung, dass die Beiden sich ergänzen und eins werden." Würde Gott Homosexualität gutheißen, hätte er "ja nur Männer oder Frauen schaffen brauchen", so der 74-Jährige. Auf die Nachfrage von der souveränen Moderatorin Sandra Maischberger, ob Gott nicht auch Homosexuelle geschaffen habe, antwortete Meisner: "Er hat den Menschen geschaffen". Offenbar mit Verweis auf die Ex-Gay-Bewegung erklärte der Kardinal weiter, dass man "einem solchen Menschen" helfen müsse. "Aber er kann nicht in einer eheähnlichen Weise leben mit Trauung und kirchlichem Segen."

weiterlesen

Video der Sendun

Mittwoch, 26. März 2008

Gott ist ein Zombie

Futrell und Geisert: „Ein Atheist hat in den USA keine Chance“
Wir glauben nicht an Osterhasen“ - CHiLLi.cc
Paul Geisert und Mynga Futrell gründeten die Rationalistenbewegung „The Brights“

„Die Zeit ist reif für uns Brights, uns zu bekennen. Was ist ein Bright? Ein Bright ist eine Person mit einem naturalistischen Weltbild, frei von Übernatürlichem. Wir Brights glauben nicht an Geister, Elfen oder den Osterhasen – oder an Gott.“ So definierte der Philosoph Daniel Dennett die neue Freidenkerbewegung „The Brights“. Gegründet wurde sie von Paul Geisert und Mynga Futrell, die dem zunehmenden religiösen Fanatismus in den USA eine rationalistische, nicht-religiöse Bewegung entgegensetzen wollen. Dass sich diese Organisation in kurzer Zeit auch auf andere Länder ausbreiten würde, hatten sie anfangs gar nicht erwartet, doch mittlerweile haben sich Rationalisten aus 148 Nationen online als „Brights“ registriert.

CHiLLi: Viele Menschen sehen Religion als Quelle von Trost und Wärme in ihrem Leben. Was ist daran schädlich? Muss ein Rationalist nicht anerkennen, dass Religion nützlich sein kann?

Mynga Futrell: So betrachtet wohl schon. Religion ist tatsächlich eine Quelle emotionaler Wärme. Allerdings: Den Brights geht es darum, gleiche Voraussetzungen für alle Weltanschauungen zu schaffen. Wir haben einen „Nichtangriffspakt“ mit Religionen, das bedeutet auch Zusammenarbeit mit religiösen Organisationen, wenn wir gemeinsame Ziele verfolgen. Zu diesen Zielen gehören die Trennung von Religion und Staat und der Unterricht der Evolutionstheorie an öffentlichen Schulen. Es gibt einige Religionsgemeinschaften, die das unterstützen.
CHiLLi: Barack Obama und Hillary Clinton zeigen uns, dass Frauen und dunkelhäutige Amerikaner heute wichtige politische Rollen spielen können. Hätte auch ein agnostischer oder atheistischer Kandidat in den USA eine Chance?

Paul Geisert: Es besteht in den USA praktisch keine Chance, dass ein offen atheistischer Politiker in irgendein wichtiges Amt gewählt werden könnte. Vermutlich gibt es im Stillen einige Agnostiker, die politische Ämter innehaben.

CHiLLi: Kennen Sie agnostische Politiker in den USA?

Paul Geisert: Eine ausführliche Suche der „Secular Coalition for America“ nach nicht-gottesgläubigen Politikern brachte genau einen Agnostiker im ganzen Land zu Tage, der ein höheres Amt als Gemeinderat innehatte. Dieser Politiker war Pete Stark, ein Humanist, der sich im Jahr 2007 als nichtreligiös outete. Weil er schon seit dreißig Jahren im Kongress sitzt, sind die Chancen groß, dass er trotzdem wiedergewählt wird – in einem Wahlkreis in der Region um San Francisco, mit einer sehr liberalen Wählerschaft. Wir werden sehen.

CHiLLi: Wird sich das ändern? Werden Agnostiker in Zukunft eine größere politische Rolle spielen?

Paul Geisert: Ich sehe keinen Grund, warum sich das in nächster Zeit ändern sollte.

CHiLLi: Hätte ein Muslim oder ein Jude eine größere Chance gewählt zu werden als ein Agnostiker?

Mynga Futrell: Früher hatten Juden tatsächlich schlechte Chancen, abgesehen von städtischen Regionen, mit einer hohen Konzentration jüdischer Bürger, wie etwa New York. In manchen Gegenden haben Juden heute noch immer schlechtere Chancen, aber es wurden schon sehr viele Juden in verschiedene Ämter gewählt, sowohl auf Regional- als auch auf Bundesebene. Erst kürzlich, im Jahr 2004, kandidierte Joseph Lieberman, ein orthodoxer Jude, als Vizepräsidentschaftskandidat mit Al Gore. Er war schon lange Senator und seine religiöse Einstellung erweckte damals gar kein besonderes Interesse.

CHiLLi: Gilt das auch für Muslime?

Mynga Futrell: Vor kurzem wurde Keith Ellison, der katholisch erzogen worden war und später zum Islam konvertierte, als erster und einziger Muslim in den Kongress gewählt. Es gab darüber einige Aufregung, vor allem weil er sich entschied, seinen Amtseid mit einer Hand auf dem Koran statt der Bibel zu leisten. Seit 9/11 muss ein muslimischer Kandidat für ein öffentliches Amt mit sehr schwierigen Herausforderungen rechnen, abgesehen von Gegenden mit sehr hohem muslimischen Bevölkerungsanteil wie Dearborn in Michigan.

Interview mit Geisert und Futrell weiterlesen ...
  „Die Welt braucht einflussreiche Brights
Interview geführt und aus dem Englischen übersetzt von Florian Aigner > florian.aigner@CHiLLi.cc
Gott war nur scheintot
Neue Atheisten gegen überzeugte Gläubige: über Religion wird wieder heftig gestritten
Religion und Politik – oft immer noch nicht sauber getrennt

Dienstag, 1. Januar 2008

Wunsch für 2008

»Ich würde gern ein Quartett erleben, Olmert und Abbas, Bush und Ahmadinedschad, das mit der stimmkräftigenUnterstützung des Mormon Tabernacle Choir "Give Peace a Chance" singt«

Marcia Pally, Literartur-Wissenschaftlerin an der University of New York, in der "Frankfurter Rundschau".

Dienstag, 25. Dezember 2007

Lakota Sioux Indianer erklären Unabhängigkeit

Am 17. Dezember 2007 haben die Lakota Sioux Indianer ihre Unabhängigkeit von den USA erklärt. Mit der Bekanntgabe der Erklärung kündigten sie alle Verträge mit der Regierung der USA, insbesondere die von 1851 und 1886. (Fort Laramie, Wyoming).
Die koloniale Politik der USA endet an diesem Tag, so Russell Means, der Itacan der Lakota.

Tnx, Jean&Hayduke.

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Naturalismus - kein Dogma!

Wir haben die Lande gemessen, die Naturkräfte gewogen, die Mittel der Industrie berechnet, und siehe, wir haben herausgefunden, dass diese Erde groß genug ist, dass sie jedem hinlänglichem Raum bietet, die Hütte seines Glücks darauf zu bauen; dass diese Erde uns alle anständig ernähren kann, wenn wir alle arbeiten und nicht einer auf die Kosten des anderen leben will; und das wir nicht nötig haben, die ärmere Klasse an alle Himmel zu verweisen.

Heinrich Heine, Romantische Schule, 1835

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Meine Kommentare

Der hätte die Abrissfirma...
Der hätte die Abrissfirma mit einem Handtuch erschlagen....
nickpol - 15. Juni, 13:59
in doors we trust
yeah, that'll be true :)
nickpol - 21. Januar, 10:30
Wer hat denn Wissenschaft...
Wer hat denn Wissenschaft zur Religion erhoben. Etwas...
nickpol - 19. Juni, 09:17
Bei mir hier heissen...
Bei mir hier heissen die Mulwarp, und wenn sich einer...
schlafmuetze - 27. Februar, 20:44
Danke Misanthrop, dir...
Danke Misanthrop, dir auch :)
nickpol - 31. Dezember, 13:31
Ich halte nicht viel,...
Ich halte nicht viel, oder besser gesagt gar nichts...
nickpol - 18. Oktober, 15:03
sieht doch gut aus, in...
sieht doch gut aus, in meiner verehelichten Zeit lief...
schlafmuetze - 17. August, 22:57
@Ansuzz
nicht aus allen Philosophien und Religionen etwas....
schlafmuetze - 8. August, 20:23

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